Die Bundestagswahl 2021 - Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen

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Aufklärung über Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie

CeMAS


CeMAS-Report:
website: „Die Bundestagswahl 2021 - Welche Rolle Verschwörungsideologien in der Demokratie spielen

PDF-download des Reports

Erscheinungsdatum: 27. Oktober 2021
Autor:innen:

InRuR-Rezension:

gut gemeint ist nicht unbedingt auch gut gemacht

Inhalt:

die verwendeten Haupt-Kategorisierungen in dem Report
sind extrem eingeschränkt, unterkomplex, undifferenziert
zudem werden manipulative normative Setzungen verwendet

im gesamten Report wird als Hauptbezugspunkt (so auch im Titel) der Begriff Demokratie verwendet,
- jedoch nicht im ursprünglichen, im realen, im wissenschaftlichen Sinn / Inhalt,
also der Praxis dessen was Demokratie bedeutet,
sondern im Sinne der vorherrschenden, systemkonformen, manipulativen normativen Setzung -
also synonym für bzw. reduziert auf,
die parlamentarische Demokratie, die Parteien-Demokratie

es wird in den Beschreibungen, in den gewählten Begriffen, Formulierungen...also sprachpolitisch
nicht die Position, Perspektive gesellschaftskritischer, zivilgesellschaftlicher,
alternativer, emanzipatorischer Organisationen, Personen etc. eingenommen,
sondern die eben jener herrschenden Eliten

hinzu kommt, dass es im zweiten Kapitel um die USA / Vereinigte Staaten geht,
wo ein gänzlich anderes Demokratiesystem als Staatsform herrscht -
trotz der immensen systemischen Unterschiede,
wird durchweg nur der Begriff Demokratie verwendet

der Report ist aus einer systemkonformen Perspektive geschrieben,
eine herrschaftskritische Perspektive tauchte,
in der bisher vorgenommen Auswertung (58 von 111 Seiten gelesen) nicht auf

immer wiederkehrend sind die Begriffe / Kategorien
Antisemitismus, Rechtsextremismus, Verschwörungsideologie
weitergehend wird selten differenziert, variert (Ausnahme: Desinformation, Falschinformation)
als wenn die Verwendung der
bspw unter anti-emanzipatorisch oder Braunzone aufgezeigten weiteren Präzisierungen, Differenzierungen,
eine Überforderung der LeserInnen darstellen könnte

problematische, beziehungsweise anti-emanzipatorisch, reaktionäre Begriffe,
wie das durch den Nationalsozialismus kontaminierte Volk,
werden weder definiert, noch kontextualisiert oder dekonstruiert

der von unterschiedlichen Spektren der Braunzone okkupierte Begriff,
der von der herrschenden Norm abweichenden Idee "alternativ"
wird nicht kontextualisiert, hinterfragt, infrage gestellt,
sondern im Sinne der braunen strategischen (Selbst-)Verharmlosung unkritisch übernommen
- nicht mal für Anführungszeichen hat es gereicht
- kritische Reflexion (Sprachkritik) sieht anders aus

im Fazit des ersten Artikels von Jan Rathje
wäre es passend gewesen auch false balance zu erwähnen

bevor es demnächst hier dann um weitere Details geht zuerst noch weitere generelle Ärgernisse:

der von Jan Rathje seit ca. 2017 gewählte
und von AkteurInnen seines ehemaligen Arbeitgeber,
der Amadeu Antonio Stiftung ebenfalls (mit) verwendete Begriff Souveränisten
wird ständig verwendet (Miro Dittrich auch ex AAS)
- erklärt wird er von Jan Rathje,
aber erst auf Seite 54,
ziemlich genau in der Mitte des Reports,
wobei er in dem Kontext, völlig unkritisch den Begriff "Volkssouveränität" verwendet,
auch zuvor wird der Begriff Volk mehrfach verwendet,
ohne ihn zu erklären, zu hinterfragen, zu kontextualisieren,
ohne seine Belastung, seine Kontaminierung durch den Nationalsozialismus zu benennen,
ohne in in Anführungsstriche zu setzten, oder zu dekonstruieren

die bürgerlich reaktionären, das emanzipatorische radikal
ins Gegenteil verkehrenden, unlogisch, unwissenschaftlichen Begriffe
wie rechtsradikal, Radikalisierung werden verwendet
und das, obwohl selbst beim Verfassungsschutz
der Begriff rechtsradikal seit Jahrzehnten out ist,
was auch bei Deppen-Antifas, Journaille sowie BerufspolitikerInnen,
bis heute noch nicht angekommen zu sein scheint

das Reflektieren über die ständig zentral verwendeten Begriffe und Formulierungen,
sowie über manipulative normative Setzungen
also bewußte Sprachreflexion, Sprachkritik, Sprachpolitik scheint zu anspruchsvoll zu sein
- bewußte Auseinandersetzung mit der eigenen verwendeten Sprache,
mit den Begriffen, den Inhalten, den Bilder... die transportiert werden,
mit Semantik, Rhetorik, framing, wording kommt zu kurz
und macht dadurch den Report problematisch

das Jan Rathje dann auch noch schreibt:
"Im Jahr 2016 kam es zu zwei Schusswechseln zwischen Polizist:innen und Souveränist:innen..."
klingt ähnlich verstörend und den Fakten nicht angemessen
wie das ansonsten (neben dem entpolitisierenden, entkontextualisierenden "Amok"), verwendete "Schießerei",
bei dem die Rolle des Aggressors, gemildert, nivelliert... wird

Miro Dittrich schreibt in seinem zweiten Beitrag leider ziemlich viele fragwürdige Dinge:

chronologisch:

er nennt im Kontext brauner Wahlbeobachtungen,
das für das braune, das verschwörungsideologische, sowie das salonfaschistische Milieu
wichtige salonfaschistische Kampagnen-Projekt (Netzwerk) "Ein Prozent für unser Land"
Zitat: der vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall geführte Verein Ein Prozent
kein Kontext, keine Zusatzinfos, keine Fußnote, einfach nix ...

er schreibt "Die Kommunikationswissenschaft bezeichnet" (sic!)
also ein ganzer Wissenschaftszweig wird von ihm homogenisiert
und im schlechten journalistisch, lyrisch, esoterischen Stil,
wird von ihm dieser nun homogenisierte Wissenschaftszweig (Zwangskollektiv)
auch noch mit menschlichen Fähigkeiten versehen,
ähnlich dem täglichen Presseschauen beim Deutschlandfunk,
bei dem Zeitungen, also Produktionszusammenhänge, bzw. Blattsammlungen,
"meinen", "glauben", "denken", "schreiben", "vermuten" etc.

er verwendet wenn auch nur einmal, den der Realität
und sämtlichen (soziologischen) Analysen
widersprechenden Begriff Reichsbürger-Bewegung (Seite 51)

auf Seite 52 schreibt er unreflektiert von Sicherheitsbehörden
und übernimmt somit begrifflich, inhaltlich unkritisch die Perspektive der Herrschenden,
- ihre Definitionsmacht um wessen Sicherheit es geht
und um wessen eher nicht
und das Angesichts dessen,
dass er eigentlich gerade an dieser Stelle
die unter RECHTSstaat nur fragmentarisch wiedergegebenen
anti-emanzipatorischen und braunen Akteure
in den Ermittlungs-, Kontroll-, Überwachungs-, Repressions-Behörden thematisieren will

er verwendet den emanzipatorischen Begriff alternativ unkritisch nur so,
wie er von den AkteurInnen der Braunzone
und den Propagandisten der Falschinformationen zur COVID-19-Pandemie
in den letzten Jahren als strategische (Selbst-)Verharmlosung verwendet und etabliert wurde

ähnlich geschichtslos geht er mit der Chiffre "Tag X" um,
als habe es keine Castor-Transporte, Haus / Häuser-Besetzungs-Aktionen, Häuser-Räumungen und und und gegeben,
bei denen die Chiffre "Tag X" verwendet worden ist,
reduziert er die Chiffre "Tag X" auf einen von ihm nur im rechten Spektrum verorteten "Tag X"
und unterstellt in völliger Unkenntnis der Funktion dieser Chiffre
"ein Tag, dessen Kalenderdatum noch nicht bekannt ist"
eine Deckungsgleichheit bei der Verwendung der durch unterschiedliche braune Akteure
Fazit: mit wissenschaftlicher Analyse, mit stichhaltiger Beweisführung hat das nichts gemein

das er den Begriff arbeitslos verwendet verdeutlicht nur,
dass die nun u.a. die letzten 20 Jahre andauernde Diskussion
um Lohnarbeit, Arbeitszwang, Arbeits-Fetisch, Hartz IV, Ausbeutung etc.,
die dann auch im esoterischen und Zinsfeindlichen,
sowie verschwörungsideologischen COVID-Massnahmen kritischen und Gegner-Milieu
beliebten Komplex des (bedingungslosen) Grundeinkommen,
also die soziale Frage etc.
wenig mitbekommen zu haben scheint

wer eine derart bürgerlich reaktionäre Definition von Arbeit verwendet
und nicht zwischen arbeitslos und erwerbslos zu unterscheiden weiß,
verdeutlicht extreme Analyse und Reflexions-Defizite

Formkritik

Augenkrebs ;-)

die verwendete feine orange Schrift auf weißen Untergrund,
bedarf durchweg guter Augen und guter Beleuchtung
- barrierefrei ist das nicht !

negativ getoppt wird das dann noch,
auf den Seiten 102 bis 107 mit dem Literaturverzeichnis,
nicht nur orange auf weiß,
sondern auch noch in Mikro-Schriftgröße (also für die Tonne)
- ärgerlich, ist als Bezeichnung dafür eine Untertreibung