Genderstudies

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Gender

Geschlechterverhältnisse


Genderstudies
in der deutschsprachigen wikipedia

Die Gender Studies (deutsch Geschlechterstudien, Geschlechterforschung)
sind eine interdisziplinäre Forschungsrichtung,
die nach der Bedeutung des Geschlechts für Kultur, Gesellschaft und Wissenschaften fragt.
Die Gender Studies sind vor allem in den Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften beheimatet,
gelangen mitunter jedoch auch in anderen Forschungsbereichen –
beispielsweise in Verbindung mit Medizin oder Biologie – zur Anwendung.
Untersucht werden die Konstruktion des Begriffes Geschlecht
in den verschiedenen Zusammenhängen,
seine Bedeutung und seine Auswirkungen auf die Verteilung von politischer Macht,
auf die sozialen Strukturen und auf die Produktion von Wissen, Kultur und Kunst.[1]
Für das englische Wort gender (social gender)
im Sinne von soziokulturellem im Gegensatz zum biologischen Geschlecht (englisch anatomical sex)
gibt es im deutschen Sprachgebrauch keine Entsprechung.
Die Definitionen und impliziten Festschreibungen von Männlichkeit und Weiblichkeit im Alltag
wie in den Wissenschaften sind selbst Gegenstand der inter- wie transdisziplinären Gender Studies.
Der Fokus liegt dabei auf Fragen nach Hierarchie, Differenz, Rollen und Stereotypen von, zwischen und über Geschlechter.

Die verschiedenen Forschungsrichtungen der Gender Studies
sind auf einen feministischen Ansatz der neuen Frauenbewegung zurückzuführen
und haben somit einen politischen Ursprung.
Allerdings bestehen Unterschiede hinsichtlich der Prämissen,
der Forschungsschwerpunkte und der Forschungsziele.
Frauen- und Geschlechterforschung und Gender Studies
sind nicht klar voneinander abzugrenzen.
Im ersten Fall werden primär Forschungszusammenhänge,
im zweiten Ausbildungszusammenhänge angesprochen.

2017

Wissen
»Gender Studies« 
Bildungsrauschen

Von Lena Tietgen
"Neues Deutschland"18.02.2017

Entstanden sind »Gender Studies« in den 1970er Jahren in den USA.
Anlass war die Kontroverse über Gleichheit und Frauenkultur in den »Women’s Studies«.
Fortan sollte die Beziehung von biologischem und soziokulturellem Geschlecht im Zentrum stehen.
Ihren Durchbruch erfuhr die Bewegung 1990 mit dem Buch »Gender Trouble« von Judith Butler,
das ein Jahr später unter dem Titel »Das Unbehagen der Geschlechter« auch auf Deutsch erschien.
In den 1990er Jahren erreichten die Ideen Deutschland.
Der erste »Gender Studies«-Studiengang
wurde im Wintersemester 1997/98
an der Humboldt Universität in Berlin eröffnet.
Die Universität Wien bietet seit dem Wintersemester 2006/07 einen Master in »Gender Studies« an
und die Johannes Kepler Universität Linz
»verpflichtet ihre Studenten in nahezu allen Studienplänen
zum Besuch von Lehrveranstaltungen zum Thema«.

Gegenstand dieser Disziplin ist die Abhängigkeit des Geschlechts von der Gemeinschaft,
wobei Geschlecht in Abgrenzung zum biologischen »sex« soziokulturell verstanden wird.

Der klassische Feminismus kritisierte von Anfang an bei diesem theoretischen Ansatz
das Fehlen eines handelnden Subjekts,
der sozialen Frage und das »Unterschlagen der Mutterschaft«.
In der Queer-Bewegung wurden Butlers Thesen jedoch »begeistert aufgenommen«,
da sie die heterosexuelle Hegemonie
in der »Frage nach der Sexualität und ihrer Bedeutung für die gesellschaftliche Ordnung« aufbrechen,
heißt es zum Beispiel auf der Webseite der »Solidarischen Psychosozialen Hilfe Hamburg«,
einer Beratungsstelle für Menschen, die durch Erwerbslosigkeit bzw. materielle Not
in psychische Krisen geraten sind (spsh.de).

»Gender Studies« sind wie kaum eine andere akademische Disziplin umstritten.
So ließ der Historiker Ferdinand Knauß bereits 2007 auf handelsblatt.com
keine Möglichkeit aus, sie zu diskreditieren.
 »Gender Studies« würden nicht zwischen Politik und Wissenschaft trennen,
auch bei der Frauenforschung und -förderung: werde »weder personell noch inhaltlich getrennt«.
Zwar gesteht Knauß der Disziplin - ähnlich wie den Geisteswissenschaften - zu,
dass eine gewisse Nähe zu ihrem Gegenstand notwendig sei,
er will aber »nicht akzeptieren«,
dass sich eine Disziplin etabliere,
die »wissenschaftliche Objektivität und Rationalität
gegen offen praktizierten Subjektivismus« tausche,
um »politisch-ideologische Ziele« zu erreichen.
Um seinem Anliegen, die »Gender Studies« 
wieder aus den Universitäten zu verbannen, Nachdruck zu verleihen,
wirft er den Universitäten vor,
es mangele ihnen an »Widerstand« gegen »diese Usurpation der Geisteswissenschaften«.
2008 gründete Knauß den Blog »Geschlechtsverwirrung«, den er 2011 wieder einstellte.
Nicht weniger polemisch
konterte 2015 die Philosophin Catherine Newmark mit der Frage,
ob »wir Emanzipierten einen großen Fehler« gemacht hätten,
und antwortete mit einem klaren »Nein«. -
»Die Geschlechterordnung muss vielleicht nicht notwendigerweise zentral sein,
aber in unseren Gesellschaften ist sie es.
Und sie muss kritisiert werden,
weil es neben vielen rundum mit dem Status quo Zufriedenen auch etliche Unzufriedene gibt.« 
(zeit.de) Lena Tietgen

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