„Bombenbastler“ bei rechten Rockern

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„Bombenbastler“ bei rechten Rockern
Von Theo Schneider
24.05.2013 "Blick nach Rechts"

Rockerclub „Darkside“ will am Samstag in Berlin-Schöneweide seinen Jahrestag mit den „Limited Booze Boys“ feiern.

Seit Jahren ist bekannt, dass führende Mitglieder des „Gremium MC“-Chapters „Darkside“ ehemalige Neonazi-Kader sind und ihr Treffpunkt von der lokalen Szene als Anlaufpunkt genutzt wird. So handelt es sich bei Lars Burmeister, einem der maßgeblichen Protagonisten des „Darkside“, um den ehemaligen Berlin/Brandenburger Landesvorsitzenden der 1995 verbotenen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP). In den Jahren danach gründete er die Kameradschaft „Weiße Arische Bruderschaft“ und war Frontsänger der Neonazi-Band „White Aryan Rebels“. Auch das „Gremium“-Mitglied Percy S. war seit den 90er Jahren in der rechten Szene aktiv und an brutalen Gewalttaten beteiligt. Bis heute ist dieser Zusammenschluss für Neonazis attraktiv, so dass auch jüngere Aktivisten sich dem rechten Rockerclub anschlossen und auf Veranstaltungen des „Darkside“ regelmäßig Mitglieder der lokalen rechten Szene verkehren.

Allerdings zogen sich die „Darkside“-Rocker seit ihrer Mitgliedschaft beim „Gremium“ weitestgehend aus politischen Aktivitäten zurück. Nach Angaben des Berliner Innensenators seien Abwanderungen (im einstelligen Bereich) von „Personen zum Gremium MC feststellbar“ gewesen, die „zuvor der rechten Szene“ zugehörig waren, aber „nach hiesiger Erkenntnislage“ daraufhin nicht mehr auffällig geworden sein sollen. Gitarrist aus dem NSU-Dunstkreis

Am morgigen Samstag will das Chapter „Darkside“ des Rockerclubs „Gremium MC“ seine „Jahresfeier“ in den Spreehöfen in Berlin-Schöneweide veranstalten. Geplant ist dabei ein Auftritt der Thüringer Band „Limited Booze Boys“. Deren Gitarrist Henning H. entstammt demselben Jenaer Dunstkreis, wie die NSU-Terroristen Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt. Gegen H. wurde seit 1995 immer wieder wegen Sprengstoffdelikten ermittelt. Wie nah er an den Rechtsterroristen war, bezeugt die Tatsache, dass er Ende der 90er nicht nur zur örtlichen Thüringer Neonazi-Szene gehörte, sondern zusammen mit Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt, Beate Zschäpe sowie Ralf Wohlleben und André Kapke Tatverdächtiger in den Ermittlungen zur Bombenattrappe vor dem Jenaer Theater 1997 war.

Wenige Monate vor dem Fund in Jena hatte die Polizei bei H. nach einer Schlägerei wegen seiner lautstark abgespielten Nazimusik eine Hausdurchsuchung durchgeführt und zufällig eine zündfähige, mit Nägeln und Schrauben präparierte Rohrbombe gefunden. Zudem befand sich in der Wohnung ein Atlas mit Hakenkreuz- und Davidstern-Markierungen, die vor allem auf KZ-Gedenkstätten hinwiesen. Die Beamten vermuteten damals, dass Anschläge auf diese Einrichtungen geplant waren. Keltenkreuz und Lunikoff-Schriftzüge

Mit dem Untertauchen des NSU-Trios trennten sich offenbar die Wege: H. gründete 1999 die Band „Limited Booze Boys“ in Stadtroda. Obwohl sich die Gruppe nicht eindeutig nach außen und in ihren Texten als Neonazi-Band gibt, deuten die Tätowierungen der Mitglieder wie Keltenkreuz und Lunikoff-Schriftzüge eindeutig auf ihrer Gesinnung. Auch scheint die Vergangenheit H.s den anderen Bandmitgliedern bekannt zu sein, bezeichneten sie ihn selbst 2004 auf ihrer Internetseite als „kurzhaariger Bombenbastler“.

In letzter Zeit führte die offen gelegte Vergangenheit H.s zunehmend zu Absagen für die Band. Offenbar hat aber das „Gremium“-Chapter „Darkside“, dessen führende Mitglieder ebenfalls organisierte Neonazi-Aktivisten in den 90er Jahren waren, kein Problem mit der NSU-nahen Vergangenheit eines Mitglieds der „Limited Booze Boys“.