Antisemitisch ? Ahmadinedschad erfüllte Erwartungen Von Werner Pirker 25.09.2009 / Ansichten / Seite 8

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25.09.2009 / Ansichten / Seite 8
Antisemitisch?
Ahmadinedschad erfüllte Erwartungen
Von Werner Pirker
http://anonym.to/?http://www.jungewelt.de/2009/09-25/024.php
Der Auftritt des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf der UN-Vollversammlung in New York wurde zum erwarteten Skandal.
Natürlich ließ es sich Ahmadinedschad nicht nehmen, vor diesem Forum nach Herzenslust über Israel herzuziehen.
Und natürlich verließen Vertreter westlicher Staaten darüber erbost den Saal. Es war ein Skandal mit Ansage.
Denn schon in der vorigen Woche hatte der iranische Präsident wieder einmal den Massenmord an den europäi­schen Juden
ins Reich der Mythen abzuschieben versucht.
Nach wie vor fehlt ihm die Einsicht, daß mit solch unsinnigen Behauptungen der Wahrheitsgehalt seiner durchaus richtigen Annahme,
der Holocaust werde von den Zionisten zur Rechtfertigung ihrer völkerrechtswidrigen Politik instrumentalisiert
in Frage gestellt wird.

Der Eklat ließ sich somit nicht vermeiden. Allein wenn Ahmadinedschad das Wort »Israel« in den Mund nimmt,
gilt das schon als Skandal.
Israel auch noch des Völkermordes zu bezichtigen, erfüllt bereits den Tatbestand der Volksverhetzung.
Wenn der kleine Mann aus Teheran über »eine Minderheit« spricht, die »durch ihre komplizierten Verstrickungen
Politik, Wirtschaft und Kultur in großen Teilen der Welt dominiert«, dann hört sich das tatsächlich
nach »jüdischer Weltverschwörung« an. Die das System der Islamischen Republik als antisemitisch denunzieren,
übersehen freilich, daß die iranischen Juden eine respektierte Minderheit mit allen Bürgerrechten sind.
Und wenn diese als beschränkt angesehen werden müssen, dann betrifft das nicht nur die jüdischen Bürger im Land.

Die Bezeichnung der israelischen Gewaltpolitik gegenüber den Palästinensern als Völkermord mag eine unzulässige Übertreibung sein,
»inakzeptabel antisemitisch«, wie eine Sprecherin der deutschen UN-Botschaft sagte, ist sie nicht.
Der Gründung des Staates Israel ist eine grausame ethnische Säuberungsaktion vorausgegangen, in der die Bevölkerung
ganze Dörfer regelrecht ausgerottet wurde. Und auch heute noch stellt die Besiedlung der besetzten Gebiete mit Menschen,
die »Tod den Arabern!« zu ihrer Lebensaufgabe gemacht haben, eine unmittelbare Existenzbedrohung für die Palästinenser dar.

Es ist der Präsident des Iran und nicht eines arabischen Staates, der das Bedürfnis der arabischen Massen
nach uneingeschränkter Solidarität mit den Palästinensern zum Ausdruck bringt. Die Politik der iranischen Führung
ist natürlich nicht so uneigennützig propalästinensisch, wie sie sich darstellt.
Sie ist vielmehr Teil des iranischen Strebens nach einer hegemonialen Rolle in der Region.
Durch sein Bündnis mit der arabischen Straße ist Teheran zu einer Bedrohung der reaktionären arabischen Regime geworden.
Das sorgt auch in Wa­shington und Tel Aviv für Unruhe. Daraus erklärt sich ihr Haß auf das iranische Regime.
Ein Haß, der von Leuten wie Ahmadinedschad noch zusätzlich angeheizt wird.