Bücherverbrennung in Pretzin Gericht verurteilt fünf Angeklagte zu Haft auf Bewährung

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Bücherverbrennung in Pretzin
Gericht verurteilt fünf Angeklagte zu Haft auf Bewährung

07.03.2007 11:43 Uhr | Aktualisiert 17.06.2007 14:32 Uhr

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Die Angeklagten, Sebastian K. (vordere Reihe v.r.) und seine Rechtsanwältin Annett Döbert, Lars K. und sein Anwalt Thomas Jauch, David K. und Anwalt Jens-Uwe Siebert, Patrick R. und Anwalt Silvio Werner, Marc P. (hintere Reihe v.r.) und Anwalt Hendrik Lippold, Christoph H. mit Anwältin Christel Jeske und Guido P. (Foto: dpa)

Im Prozess um die öffentliche Verbrennung des "Tagebuchs der Anne Frank" in Pretzien sind fünf der sieben Angeklagten am Donnerstag zu jeweils neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Schönebeck sah es als erwiesen an, dass die Männer sich der Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener schuldig gemacht haben.

Magdeburg/MZ/asc/dpa.

Zwei Angeklagte wurden aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

Das Gericht orientierte sich mit dem Urteil im Wesentlichen an der Staatsanwaltschaft, die für einige Angeklagte etwas höhere, für andere geringere Strafen gefordert hatte. Richter Eike Bruns hielt den Männern vor, die Tat gemeinsam geplant zu haben: "Sie alle wussten, dass das Buch verbrannt werden sollte. Sie alle waren Teil dieses Rituals." Die Behauptung des Angeklagten Lars K., der das Buch ins Feuer geworfen hatte, es habe sich um ein großes Missverständnis gehandelt, nannte der Richter "Kokolores". Staatsanwalt Arnold Murra sprach von einem "direkten und zielgerichteten Vorsatz". Die Tat sei "eine abscheuliche Provokation, die ihresgleichen sucht".

Die Angeklagten hatten einen gemeinsamen Tatplan bestritten. Ihre Verteidiger erklärten, sowohl das Buch als auch eine US-Flagge seien "spontan" im Feuer gelandet, und forderten für ihre Mandanten Freisprüche. Der Anwalt von Lars K. kündigte an, Rechtsmittel einzulegen.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) begrüßte, dass die Angeklagten zur Verantwortung gezogen worden seien, räumte aber ein, er hätte sich ein höheres Strafmaß gewünscht. Die Aussagen der Zeugen im Prozess lobte er als Zeichen von Zivilcourage. Auch die evangelischen Kirchen im Land begrüßten das Urteil.

Das Buch und die Flagge waren am 24. Juni vorigen Jahres während einer "Sonnenwendfeier" vor rund 70 Zuschauern verbrannt worden. Die Tat hatte bundesweit Empörung ausgelöst.