Eine der Hauptreserven
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Aus: Ausgabe vom 08.08.2015, Seite 3 (Beilage) / Wochenendbeilage
Eine der Hauptreserven
Der Faschismus und die Arbeiterklasse.
Auszug aus der Rede Georgi Dimitroffs auf dem VII. Weltkongress der Kommunistischen Internationale am 2. August 1935 in Moskau
http://anonym.to/?https://www.jungewelt.de/2015/08-08/015.php
»Für das volle Selbstbestimmungsrecht der unterdrückten Nation«: Der Krieg Italiens gegen Abessinien ab Oktober 1935 war der erste von einer faschistischen Macht angezettelte Feldzug (Foto von 1936)
Georgi Dimitroff: Die Offensive des Kapitalismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus.
Hier zitiert nach: Die Kommunistische Internationale, Zeitschrift des Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale, Heft 17/18, Basel, 20. September 1935, Seiten 1.406–1.441
Genossen! Millionen von Arbeitern und Werktätigen in den kapitalistischen Ländern fragen: Wie kann man verhindern, dass der Faschismus an die Macht gelangt, und wie kann man den Faschismus stürzen, wenn er gesiegt hat?
Die Kommunistische Internationale antwortet: Das erste, was gemacht werden muss, womit man beginnen muss, ist die Schaffung der Einheitsfront, die Herstellung der Aktionseinheit der Arbeiter in jedem Betrieb, in jedem Bezirk, in jedem Gebiet, in jedem Lande, in der ganzen Welt. (...)
Das Proletariat der imperialistischen Länder hat potentielle Verbündete nicht nur in den Werktätigen des eigenen Landes, sondern auch in den unterdrückten Völkern der Kolonien und Halbkolonien.
Die Tatsache, dass das Proletariat im nationalen und internationalen Maßstab gespalten ist, dass einer seiner Teile die Politik der Arbeitsgemeinschaft mit der Bourgeoisie und namentlich ihr Unterdrückungsregime in den Kolonien und Halbkolonien unterstützt, stößt die unterdrückten Völker der Kolonien und Halbkolonien von der Arbeiterklasse ab und schwächt die internationale antiimperialistische Front.
Jeder Schritt auf dem Wege zur Aktionseinheit, der auf die Unterstützung des Befreiungskampfes der Kolonialvölker durch das Proletariat der imperialistischen Mutterländer gerichtet ist, bedeutet die Verwandlung der Kolonien und Halbkolonien in eine der Hauptreserven des Weltproletariats. (...)
Ist es möglich, diese Aktionseinheit des Proletariats in den einzelnen Ländern und in der ganzen Welt zu verwirklichen?
Jawohl, es ist möglich, und es ist sofort möglich.
Die Kommunistische Internationale stellt für die Aktionseinheit keinerlei Bedingungen, mit Ausnahme einer einzigen, elementaren, für alle Arbeiter annehmbaren Bedingung, und zwar, dass die Aktionseinheit sich gegen den Faschismus, gegen die Offensive des Kapitals, gegen die Kriegsgefahr, gegen den Klassenfeind richtet. Das ist unsere Bedingung. (...)
Eine der schwächsten Seiten des antifaschistischen Kampfes unserer Parteien besteht darin, dass sie ungenügend und nicht rechtzeitig auf die Demagogie des Faschismus reagieren und bis auf den heutigen Tag fortfahren, die Fragen des Kampfes gegen die faschistische Ideologie mit Geringschätzung zu behandeln.
Viele Genossen glaubten nicht, dass eine so reaktionäre Abart der bürgerlichen Ideologie wie die Ideologie des Faschismus, die sich in ihrer Unsinnigkeit häufig bis zum Wahnwitz versteigt, überhaupt fähig ist, Einfluss auf die Massen zu gewinnen. Das war ein großer Fehler. (...)
Wir Kommunisten sind unversöhnliche, grundsätzliche Gegner des bürgerlichen Nationalismus in allen seinen Spielarten. Wir sind aber keine Anhänger des nationalen Nihilismus und dürfen niemals als solche auftreten.
Die Aufgabe der Erziehung der Arbeiter und aller Werktätigen im Geiste des proletarischen Internationalismus ist eine der grundlegenden Aufgaben jeder kommunistischen Partei. Aber derjenige, der glaubt, dass ihm dies gestatte oder ihn gar veranlasse, alle nationalen Gefühle der breiten werktätigen Massen zu missachten, der ist vom wirklichen Bolschewismus weit entfernt (...).
Nur über das revolutionäre Bündnis der Arbeiterklasse der imperialistischen Länder mit der nationalen Befreiungsbewegung der Kolonien und abhängigen Länder führt der Weg des Sieges der proletarischen Revolution in den imperialistischen Ländern, denn, lehrte uns Marx, »ein Volk, das andere Völker unterdrückt, kann nicht frei sein«.
Die Kommunisten, die einer unterdrückten, abhängigen Nation angehören, können nicht mit Erfolg gegen den Chauvinismus in den Reihen ihrer Nation auftreten, wenn sie nicht gleichzeitig in der Praxis der Massenbewegung zeigen, dass sie in der Tat für die Befreiung ihrer Nation vom fremdländischen Joch kämpfen.
Andererseits können wieder Kommunisten der Unterdrückernation nicht das tun, was zur Erziehung der werktätigen Massen ihrer Nation im Geiste des Internationalismus notwendig ist, wenn sie keinen entschiedenen Kampf gegen die Unterdrückungspolitik der »eigenen« Bourgeoisie, für das volle Selbstbestimmungsrecht der von ihr versklavten Nationen führen. Wenn sie das nicht tun, dann erleichtern sie auch der unterdrückten Nation nicht die Überwindung ihrer nationalistischen Vorurteile.
Nur wenn wir in diesem Geiste auftreten werden, wenn wir in unserer ganzen Massenarbeit überzeugend beweisen werden, dass wir sowohl vom nationalen Nihilismus als auch vom bürgerlichen Nationalismus gleichermaßen frei sind, nur in diesem Falle werden wir einen wirklich erfolgreichen Kampf gegen die chauvinistische Demagogie der Faschisten führen können.