Ergreifende Szenen in Belgrad
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NATO/Jugoslawien: BRD-Friedensaktivisten waren in Belgrad willkommen
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GIV c/o Gerhard Lange
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26.04.1999, 09:00:00
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junge Welt, Montag, 26. April 1999, Nr. 96,
>> Ergreifende Szenen in Belgrad
> BRD-Friedensaktivisten waren in Serbien willkommen, mußten > aber früher abreisen, als ihnen lieb war. Von Rüdiger Göbel, > Belgrad
Entwarnung! Die Luftalarmsirenen heulten gerade ihren langen gleich- bleibenden Ton in die Straßen der Zwei-Millionen-Metropole Belgrad, als zwei ältliche Busse von Subotica-Trans eine deutsche Friedens- delegation in die Hauptstadt Jugoslawiens chauffierten. Unsicherheit bei den Kriegsgebietreisenden, der älteste 82, die jüngste 16 Jahre alt, was das Warnsignal denn zu bedeuten hat.
Kunterbunt zusammengewürfelt ist die Gruppe: »Mütter gegen den Krieg«, die eigentlichen Initiatorinnen der Friedensfahrt, Vertreter des Stu- dentenparlaments der Berliner Humboldt-Universität, eine Handwerks- vereinigung, Völkerrechtler, laut Eigenbezeichnung radikale Linke, Basisaktivisten der Friedensbewegung wie Parteimitglieder unterschied- lichster Couleur. »Welten prallen hier eigentlich aufeinander«, so einer der Teilnehmer.
Einheit im Ziel unter der klaren Parole: »Schluß mit der Bombardierung Jugoslawiens!« Die NATO-Stäbe in Brüssel hatten sich im Vorfeld gewei- gert, dem »Friedenskonvoi nach Belgrad« zu garantieren, nicht bombar- diert zu werden. Dennoch war die am Ende 112köpfige Gruppe am Donners- tag abend in Dresden aufgebrochen, um ein Zeichen der Solidarität mit den Angegriffenen zu setzen. Ungewiß, ob sie überhaupt eine Einreise- erlaubnis nach Jugoslawien erhalten würden, waren sie zunächst nach Budapest gefahren. Freitag nachmittag dann eine kurze Antikriegsde- monstration vor der deutschen Botschaft in der ungarischen Hauptstadt, danach Empfang in der nur 500 Meter danebenliegenden Vertretung Ju- goslawiens und Warten auf die Visa. Zwei Stunden später waren die not- wendigen Stempel im Paß, selbst bei den mitgefahrenen Journalistinnen antiserbischer Presseorgane.
Sonnabend früh Begrüßung im Gebäude des Roten Kreuzes im Zentrum der Belgrader Altstadt. Vorneweg Ilona Rothe, Begründerin der Erfurter Initiative »Mütter gegen den Krieg«. Sie will ihren Sohn »wiederha- ben«, der als Bundeswehrsoldat in Mazedonien stationiert ist. Und zwar lebend. »Ich sah im Fernsehen ein Interview mit einer ser- bischen Mutter, deren Sohn zur Armee mußte. Und ich wußte, sie hat die gleichen Gefühle wie ich.« Nachdem sie mit Gleichgesinnten einen »Aufruf für unsere Söhne« verfaßt habe, seien in ihrem kleinen, improvisierten Büro auf vier Telefonen binnen kurzem Tausende Anrufe aus ganz Europa gekommen. Mittlerweile könnten sie sich auf etwa 6.000 Frauen und Mütter auf dem gesamten Kontinent stützen.
Es gibt großes Verständnis für die Mutter aus Deutschland, die um ihren Sohn bangt. Doch Buba Morina, Vorsitzende der Frauenvereinigung Jugoslawiens, betont im überfüllten Konferenzraum den Unterschied zwischen Aggressoren und Verteidigern: »Sagen Sie Ihrer Regierung, daß sie die Bombardierung beenden muß.« Jugoslawien sei ein souveränes Land und Slobodan Milosevic der vom Volk gewählte Präsident. »Wir haben keinen anderen Staat als diesen. Wir stehen daher zusammen, dieses Land zu verteidigen, notfalls bis zum letzten Sohn«, so Frau Morina.
Es tue ihr leid, daß Bomben auf Jugoslawien fallen würden, entgegnet Ilona Rothe. Ebenso tue ihr aber auch leid, daß die Armee so hart gegen die Albaner und die UCK vorgehe. »Die jugoslawische Armee ver- folgt Terroristen, wie dies jedes andere Land in der Welt tut. Denken Sie hingegen daran, welch große Unterstützung Ihre Regierung für die UCK geleistet hat«, entgegnete Buba Morina. »Wir tun alles, damit die Flüchtlinge wieder zurückkehren können.« Man müsse sehen: Albaner, Serben, Muslime, Türken, sie alle seien in diesem Krieg gleich Opfer und nicht nur in der südserbischen Provinz, sagte die Serbin, die auch Vorsitzende im Flüchtlingskommissariat ihres Landes ist. »Eine Million Albaner wurden von den Serben aus dem Kosovo vertrieben,« fährt ein jugendlicher Delegationsteilnehmer dazwischen. Lothar Heubel, Mitorga- nisator der Friedensfahrt, versucht, die Wogen etwas zu glätten. Alle seien gekommen, sich einen Eindruck von der Situation zu verschaffen und jeder einzelne stehe mit seinem Leben dafür ein. Applaus bei den Anwesenden, Deutschen wie Serben. Svetlana Cvetkovic, Vorsitzende des Serbischen Roten Kreuzes, ruft schließlich die für diese Kriegstage ungewöhnliche deutsch-serbische Begegnung auf, sich zum Zeichen des Friedens die Hände zu reichen.
Die Busse mit ihren Friedensplakaten und -tauben an den Fenstern fallen auf während der Fahrt durch die Stadt. Die Menschen am Straßen- rand winken, freuen sich über die offensichtliche Solidaritätsbekun- dung. Vorbei am Platz der Republik geht es zum Gebäude des RTS. Der staatliche Fernsehsender in der Takovska-Straße war in der Nacht zum Freitag bombardiert worden. Mehrere Journalisten, die einen sprechen von acht, andere von zwölf, sind bei dem NATO-Angriff ums Leben ge- kommen, viele liegen verletzt im Krankenhaus. Einige sind vielleicht noch unter den Trümmern begraben. Man weiß es nicht genau.
Es ist das erste Mal seit Beginn der Luftangriffe, daß auf dem Platz der Republik die Lautsprecherboxen schweigen und die riesige Bühne leer bleibt. Das tägliche Protestkonzert gegen den NATO-Terror wurde für Samstag abgesagt. Belgrad trauert um die getöteten RTS-Mitarbeiter.
Neben der prächtigen Sankt-Markus-Kirche im Tasmajdan steht die Dele- gation aus Deutschland, weiß nicht so recht wohin. Die jüngeren Teil- nehmer hätten sich am liebsten der lautstarken Demonstration der griechischen Kommunisten angeschlossen. Zu lange hätte es aber ge- dauert, bis alle aus den Bussen ausgestiegen und die eigenen Trans- parente entrollt waren: »Fuck the NATO« und »Der Krieg kotzt uns an« haben einige Bunthaarige aus Berlin auf Bettlaken gemalt.
»Ich bin so froh, daß Sie gekommen sind, um die Wahrheit zu erfahren«, sagt eine Belgraderin. Spontan schließt sie Uta Borrmann aus Magdeburg in die Arme, ein kleiner Zwergpudel eingequetscht dazwischen. Die beiden kannten sich bis dahin nicht. Applaus von einer Handvoll junger Serben, als die Demonstranten aus Deutschland mit ihren Transparenten und aufgeklebten Friedenstauben zum RTS-Gebäude gehen. Sie selbst sind die 80 Kilometer von Sabac nach Belgrad gefahren, die Zerstörung in Augenschein zu nehmen. Lieder werden angestimmt: »Brüder zur Sonne zur Freiheit ...«. In ein russisches Lied stimmen auch Umstehende im Park mit ein, Freudentränen in den Augen.
Doch dann die Enttäuschung. Nach einer Fahrt durch die Stadt, vorbei an den zerbombten Ministerien, und einem kurzen Stopp vor der Brand- ruine des USCE-Hochhauses, dem Sitz der SPS-Parteizentrale, auf der anderen Save-Seite heißt es beim späten Mittagessen, die gesamte Gruppe müsse noch am selben Tag nach Budapest zurückfahren. Die zu- ständigen jugoslawischen Behörden könnten angesichts der neuen NATO- Drohungen die Sicherheit der Gäste nicht garantieren und bäten daher alle, bis zum Abend das Land wieder zu verlassen. Am Morgen hatte man noch vereinbart, daß ein Teil der Delegation bis Sonntag abend bleiben könnte, einzelne vielleicht sogar länger. Ilona Rothe muß eigens Zoran Jeremic, bis zum Angriff der NATO jugoslawischer Botschafter in Bonn, hereinbitten, die Situation darzulegen. Er stellt klar, daß es keine Bitte, vielmehr eine Aufforderung sei. Man möge berücksichtigen, daß sich das Land im Krieg befinde.
Unverständnis bei den jugendlichen Mitreisenden, Enttäuschung bei einigen älteren Friedensaktivisten, die am Abend eigentlich an der Demonstration zum Schutz der Save-Brücken teilnehmen wollten. Eigentlich war schon daheim besprochen worden, sich dem »mensch- lichen Schutzschild« in Belgrad anzuschließen. Nun das. Lange Ge- sichter auch bei den Kolleginnen von taz und Spiegel-TV sowie der B.Z.. Sie hatten gehofft, eventuell sogar länger in Jugoslawien bleiben zu können. »Wir sind dankbar für die Gastfreundschaft und den Empfang, dafür, daß wir überhaupt einreisen durften in der Kriegssituation«, rückt Ilona Rothe die Verhältnisse zurecht.
»Der Besuch der Friedensgruppe war wichtig. Gerade weil sie aus Deutschland kam, dem Land, das gegen uns Krieg führt. Es wurde deut- lich, daß nicht alle Deutschen den Krieg gegen Jugoslawien unter- stützen, daß es einen Unterschied zwischen der Regierung und der einfachen Bevölkerung gibt«, meint Tanja Djurovic, die zwei Tage zuvor ihren 23. Geburtstag feierte. Es war der 31. Tag des NATO- Krieges gegen Jugoslawien, der zweite des Geburtstagsgipfels des Paktes in Washington, der erste aber für Belgrad, an dem die Luft- alarmsirenen dreimal - am Morgen, am Nachmittag und auch am Abend - vor möglichen Bombenattacken warnten, als die Friedensaktivisten aus Deutschland ihre Kurzvisite im Kriegsgebiet wieder beendeten.
Der selbsternannte Weltgendarm, wohl eher waffenstarrender Wegela- gerer, hatte unterdessen in der US-Hauptstadt für das neue Jahr- tausend die Option globaler Gewaltinterventionen festgeschrieben. Nicht nur den »Müttern gegen den Krieg« steht vermutlich ein langer Kampf bevor.
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>> NATO will die Adria blockieren
> Öllieferungen an Jugoslawien sollen gestoppt werden. Wieder > Angriffe auf Industriebetriebe
Nach dem schon seit über einem Monat andauernden Luftkrieg will die NATO ihren Druck auf Jugoslawien weiter verstärken. Entsprechend eines Beschlusses der Verteidigungsminister bereitet das westliche Militärbündnis jetzt die Kontrolle der Schiffahrt in der Adria vor, »um den Nachschub von Kraftstoffen zu verhindern«. Neben Kontrollen der Frachtschiffahrt erwägt die NATO nach eigenen Angaben auch die Bombardierung von Ölpipelines in Jugoslawien, nachdem bereits Öl- raffinerien bei Luftangriffen zerstört worden sind. »Ohne Öl wird die jugoslawische Militärmaschinerie zu einem Halt kommen, und zwar sehr schnell«, sagte NATO-Sprecher Jamie Shea in Washington. Nach Angaben von US-Marinesprecher Brian Cullin patrouillieren bereits acht NATO-Schiffe vor der Küste von Montenegro.
Der russische Außenminister Igor Iwanow erklärte dagegen, Rußland werde jede NATO-Entscheidung zu einem Ölembargo gegen Jugoslawien ignorieren. Nach dem Völkerrecht könnten solche Sanktionen nur vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verhängt werden.
NATO-Sprecher Shea betonte aber, es sei noch zu früh, um zu sagen, wann und auf welche Weise das Embargo umgesetzt werde. Dazu gehöre etwa die Frage, wie russische Schiffe daran gehindert werden könnten, Öl nach Jugoslawien zu transportieren. Auch US-Präsident William Clinton und Frankreichs Präsident Jacques Chirac äußerten sich zu- rückhaltend. Er hoffe, ein Ölembargo könne ohne eine Eskalation des Konflikts durchgesetzt werden, sagte Clinton. Chirac machte recht- liche Bedenken geltend und betonte, die NATO müsse »sehr vorsichtig« zu Werke gehen. US-Außenministerin Madeleine Albright unterstrich, die NATO habe »keinerlei Interesse an einer Konfrontation mit Ruß- land«. Ihr britischer Kollege Robin Cook sah dagegen keinerlei Gefahr in dieser Hinsicht, weil die russischen Schiffe nicht durch die Adria führen, sondern eher durch das Schwarze Meer und die Donau.
Kampfflugzeuge der NATO griffen am Sonntag früh mehrere Industriebe- triebe in den serbischen Städten Nis und Lucani an. Dabei seien in Nis, 200 Kilometer südöstlich von Belgrad, schwere Schäden entstanden, meldete die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug. Der Agentur zu- folge wurden in der Stadt auch Wohnhäuser getroffen. In Lucani, 100 Kilometer südöstlich der Hauptstadt, schlugen fünf Raketen in einem Chemiewerk ein.
Zu den Zielen der Luftangriffe gehörte auch der 15 Kilometer südlich von Belgrad gelegene Berg Avala mit einer wichtigen Sendeanlage des Fernsehens. Der Sendebetrieb brach erneut plötzlich ab. 105 Kilometer südwestlich von Belgrad wurde Tanjug zufolge eine Hotelanlage in den Bergen getroffen, die als Unterkunft für serbische Flüchtlinge genutzt wurde. Laut Tanjug wurde der Inhaber der Anlage verletzt.
Der Einsatz einer internationalen Truppe im Kosovo ist nach den Worten von UN-Generalsekretär Kofi Annan nur mit einem vorherigen Mandat des Sicherheitsrates möglich. In einem Pressegespräch sagte Annan: »Ich habe ... keine besonderen Präferenzen, wie diese Truppe zusammenge- setzt sein oder wer sie führen soll, aber wie immer diese internati- onale Streitmacht auch aussieht, sie muß vom Sicherheitsrat gebilligt werden.«
(AFP/AP/jW)
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>> Was machen Sie in Belgrad?
> jW sprach mit Gerhard Schröder aus Dresden. Der 61jährige > gehört dem »Bündnis für Frieden und soziale Gerechtigkeit« an > und hatte die Friedensfahrt nach Jugoslawien mitorganisiert
F: Überraschenderweise haben Sie und Ihre Delegation eine Genehmigung erhalten, nach Jugoslawien einzureisen. In welcher Mission sind Sie hierher nach Belgrad gekommen, Herr Schröder?
Als vor gut vier Wochen der Krieg gegen Jugoslawien begann, habe ich meiner Enkelin versprochen, alles zu unternehmen, damit sie nicht wie ich am 13. Februar 1945, als Dresden bombardiert wurde, im Luftschutz- keller sitzen muß. Das gefährlichste, was im Moment passiert, ist die Bombardierung Belgrads und des gesamten Landes durch die NATO. Das muß sofort beendet werden. Die Situation ist brandgefährlich. Eine Aus- weitung des Krieges kann jede Sekunde erfolgen.
F: Mit welchen Erwartungen sind Sie ins Kriegsgebiet gefahren?
Ich bin nach Belgrad gekommen, um mich zu überzeugen, was los ist in diesem Land. Durch den Besuch der Stadt konnte ich mir immerhin ein Bild machen. Selbst in der kurzen Zeit, die wir hier sind. Natürlich sind die Erwartungen aus der Ferne, in Deutschland, anders, als es dann vor Ort tatsächlich ist. Ich war überrascht über die Ruhe in Belgrad, natürlich aber auch erschüttert, die zerstörten Gebäude in der Stadt zu sehen. Wie wir erfahren haben, wurden bei dem Angriff auf das Gebäude des staatlichen Fernsehens RTS mehrere Menschen ge- tötet und verletzt, einige befinden sich vielleicht sogar noch unter den Trümmern.
Was mich wirklich erstaunt hat, ist die Nicht-Präsenz der Polizei, die doch sonst immer wieder in unseren Medien in Deuschland genannt wird.
F: Mit welchen Forderungen fährt Ihre immerhin über 100 Mitglieder umfassende Friedensdelegation zurück nach Deutschland?
Wir sprachen auf der Fahrt durch Jugoslawien an einer Tankstelle mit einem Milizionär und fragten ihn, welche Lösungsmöglichkeiten er sieht. Er sagte: »Es fallen Bomben. Was soll ich lösen, solange Bomben fallen.« Das heißt doch: Wenn wir das Hauptproblem nicht lösen, kommen wir auch nicht an die anderen Probleme heran. Die erste Bedingung ist also die Beendigung der Bombardierung Jugosla- wiens. Eine Forderung an unsere Regierung in Bonn. Wenn das nicht realisiert wird, können wir absolut keine Hoffnung haben, die an- deren Probleme, die sicher auch anstehen, zu lösen. Zu denen kann ich allerdings nichts sagen, weil ich weder im Kosovo noch in Al- banien war. Bei der Lösung dieser Probleme müssen wiederum neutrale Personen helfen. Die an den jetzigen Angriffen beteiligten Staaten können an den folgenden Verhandlungen nicht teilnehmen. Das geht nicht. Gefragt sind hier neutrale Länder, Indien oder wer auch immer. Vielleicht auch Rußland. Aber auch Persönlichkeiten wie Frau Rothe und ihre Friedensgruppe, die sicher dazugehören könnten.
F: Wie geht es weiter nach Ihrer Rückkehr nach Deutschland?
Wir werden mit unserer Friedensarbeit natürlich weitermachen. Wir wollen einen internationalen Schirm als Gegenpol zu den NATO-Staaten schaffen. Deren Pol heißt Krieg. Wir müssen einen bilden, europa- und weltweit, der Frieden heißt. Gerechtigkeit für alle Menschen ist das Ziel.
F: Wurde Ihre Friedensfahrt nach Jugoslawien von den deutschen Behörden unterstützt oder eher behindert?
Weder noch, soweit mir zumindest bekannt ist. Unterstützt natürlich nicht, aber auch nicht behindert. Das wäre eine Unterstellung, und wir wollen keine Spekulation anstellen.
Interview: Rüdiger Göbel, Belgrad
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Bonn, den 8. April 1999
Sehr geehrtes Mitglied!
Es herrscht Krieg - weiterhin und mehr denn im letzten Jahr. Der Krieg um den Kosowo beschäftigt auch, weil er so beängstigend nah vor der eigenen Tür stattfindet. Erstmals seit Jahrzehnten ist es Europa nicht mehr vergönnt, Krieg als Telespektakel bei Bier und Salzstangen zu er- leben, sondern in die eigene Logik von Krieg und Tod, Angriff und Ver- teidigung einzutreten.
Davon abgesehen, scheint dieser Krieg noch nicht einmal als Projekti- onsfeld für eine Annäherung des Westens mit der islamischen Welt zu taugen. Die NATO steht auf Seiten der muslimischen Kosovo-Albaner, die sich auch aufgrund ihrer Glaubensbrüderschaft der Unterstützung aus der arabischen Welt und vor allem aus der Türkei erfreuen. Doch zu- friedene, erleichterte Mienen von Politikern der nahöstlichen und europäischen Szene, diesmal ausnahmsweise an einem Strang zu ziehen, wollen sich nicht einstellen. Zu sehr unterscheiden sich die Motive, zu brüchig ist das gleiche Interesse, zu frisch ist die Kontroverse mit der Türkei um die Respektierung der Autonomieforderungen der Kur- den, und vor allem tobt an anderer Stelle ein anderer Krieg, der durch die Ereignisse auf dem Balkan ja nur in den Hintergrund gedrängt wurde, aber keineswegs beendet ist. Der Krieg der USA und Englands gegen den Irak geht weiter. Und der Zyniker weiß es sowieso am besten: Was an einem Ende der Welt an Selbstbestimmungsrecht und Demokratie gefordert wird, wird am anderen genommen. Gerechtigkeit im politischen Kontext ist weniger eine moralische Frage, denn eine Frage der Definitions- macht.
(...)
Harald M. Bock Generalsekretär
http://user.exit.de/giv/index.htm
>> Further Informations about Iraq and Palestine: >> http://www.germany.net/teilnehmer/101,88843/
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