HDJ Völkische Jugendarbeit made in Berlin und Brandenburg
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Fight Back 4 Mai 2009
https://antifa-berlin.info/sites/default/files/dateien/artikel/fightback04.pdf
im Original mit Fotos
Dieser Artikel basiert auf Recherchen und Veröffentlichungen des Antifaschistischen Infoblattes
(„Lager, Lieder, Lebensbund – Völkische Jugendarbeit im Geiste der HJ“, AIB Nr. 74)
und der Journalistin Andrea Röpke („Ferien im Führerbunker – Die neonazistische Kindererziehung der HDJ“, ARUG November 2008
Spätestens durch ihr Verbot Ende März 2009 geriet die Heimattreue Deutsche Jungend (HDJ) in die Schlagzeilen. Schon vorher war sie zunehmend ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Gründe hierfür waren eine Razzia gegen HDJ-Kader zur Prüfung des Verbotes sowie Übergriffe aus den Reihen der HDJ auf JournalistInnen, die zu ihren Aktivitäten recherchierten. Zuvor gelang es der HDJ durch konspiratives Agieren nahezu unbeobachtet und daher auch ohne öffentliche Kritik eine neue neonazistische Jugendorganisation aufzubauen. Der Verein konnte in den letzten Jahren einen kontinuierlichen Ausbau seiner Strukturen und Mitgliederzahlen verbuchen. Der Erfolg ihrer Arbeit ist in der jahrelangen Erfahrung einiger Funktionsträger in der völkischen Jugendarbeit begrün- det. So wurde die Heimattreue Deutsche Jugend als wichtigster Träger der völkischen Jugendarbeit in Deutschland auch von anderen rechten Gruppierungen in ihrer Arbeit unterstützt.
Die Jugend ist das Ziel Auf den ersten Blick unterscheidet sich die Heimattreue Deutsche Jugend nicht sehr von bündischen Jugend- und Pfadfindergruppen. Bei näherer Betrachtung werden Unterschiede bezüglich ihres politischen Anspruchs und Weltbildes sowie ihre weitreichenden Verbindungen in das extrem rechte Spektrum schnell deutlich. Der Verein trägt die offizielle Bezeichnung Heimattreue Deutsche Jugend (HDJ) - Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V., wird aber im allgemeinen Sprachgebrauch nur als Heimattreue Deutsche Jugend bzw. HDJ bezeichnet. Als seine Aufgabe sieht der Verein laut Satzung vor allem, „im Rahmen seiner Arbeit die Jugend zu dem Nächsten hilfreichen, der Heimat und dem Vaterland treuen und dem Gedanken der Völker- verständigung aufgeschlossenen Staatsbürgern“ durch Jugendlager, Jugendfahrten, Sport- und Bildungsveranstaltungen heranzubilden. Nach außen gibt die HDJ das Bild eines weitestgehend unpolitischen Trägers der Jugendarbeit ab, in der Praxis hingegen ist der Verein für die neona- zistische Nachwuchsarbeit verantwortlich. Kinder und Jugendliche sind die direkte Zielgruppe der Heimattreuen Deutschen Jugend, weshalb die ordentliche Mitgliedschaft auf die Alters- gruppe vom siebten bis zum 25. Lebensjahr beschränkt ist. Die Regelung erscheint jedoch rein formal. Über 25jährige sind nicht von der Arbeit der HDJ ausgeschlossen, sondern können sich in die Vereinsarbeit mit den Kindern und Jugendlichen einbringen. Auf Lagern sind auch Kinder zu sehen, die deutlich jünger als sieben Jahre sind. Ähnlich wie früher der Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) und der Freibund baut auch die HDJ ihre Mitgliedschaft vor allem nach dem Familienprinzip
auf. Die Familie ist nach völkischen Vorstellungen von Gemeinschaft die kleinste Einheit von Personen. Der „Gedanke der Familiengemeinschaft“ wird an einigen Familien in der Führungsebene der HDJ deutlich. Sie betätigen sich seit Generationen in der völkischen Jugendarbeit, sei es in BHJ, Wiking Jugend (WJ), Freibund oder HDJ. Beispielhaft ist hier die Familie um den ehemaligen WJ-Vorsitzenden Wolfram Nahrath aus dem brandenburgischen Birkenwerder zu nennen.
„Sturmjugend eines Volks“ Dass sich ein Leser der HDJ-Verbandszeitung Funkenflug schon mal in seine Jugendzeit zurückversetzt fühlt und, wie er in einem Leserbrief schreibt, die „glückliche, zufriedene Vergangenheit in den 30er Jahren“ erneut durchlebt, ist kein Wunder. In der Zeitschrift findet man ein Loblied auf die NS-Fliegerikone Hanna Reitsch ebenso wie eine Besprechung eines Buches über die Tapferkeit deutscher Kriegsteilnehmer aus der Feder eines ehemaligen Waffen-SS-Angehörigen. Der HDJ-Bundesführer Sebastian Räbiger wählt bei der Umschreibung des Leitsatzes für das Jahr 2006 martialische Worte: „Wenn für Dich Dein Volk alles ist und Du bereit bist, für das, was Du liebst, aufzustehen, alles zu wagen und zu kämpfen, dann ist Dein Platz bei uns!“. Der Vorgänger im Amt des Bun- desführers Alexander Scholz meinte, weil „in der heutigen Zeit Vorbilder nur schwerlich zu finden sind, mußten wir in die Geschichte zurückgehen, um das Leben und Schaffen von wirklich vorbildhaften Menschen wieder- zugeben. Einer dieser Vorbilder ist ganz sicherlich Oberst Rudel“. Dem „Kriegshelden“ und ehemaligen BHJ-Ehrenmitglied Rudel widmete auch die Einheit Franken der HDJ am Volkstrauertag 2004 ihre Feierstunde. Kultur und Brauchtum sind wichtige Punkte im Selbstverständnis der HDJ. Dazu gehört das deutsche Volksliedgut ebenso wie der Volkstanz, der auf vielen Veranstaltungen geübt wird. Sport oder Körperertüchtigung gehört zum Programm der meisten Zusam- mentreffen der HDJ. Doch es bleibt nicht nur bei einfachen Sportübungen. Das Ablegen von Leistungsabzeichen wie Edelweißmarsch, Messerprobe und 150km-Marsch dient der „Formung von Körper und Charakter“. Die größeren Lager der HDJ haben durch die fast ausnahmslos uniform- ähnliche Kleidung aller Teilnehmer einen militärischen Charakter. Fah- nenappelle, Geländespiele und Marschieren in Reih und Glied gehören zum Ablaufplan der Lager, vor allem für die älteren Teilnehmer. Der Autor „Sebastian“ stellt im Funkenflug fest, dass eine Gemeinschaft gebraucht werde, die kompromißlos und idealistisch sei, „die Sturmjugend eines Volkes“. Bei dem Autor dürfte es sich um den Bundesführer Sebastian Räbiger handeln.
Führungspersonal der HDJ Der Verein ist im Vereinsregister der norddeutschen Kleinstadt Plön eingetragen, agierte jedoch vor allem von Berlin aus. Die Verbandszeitung Funkenflug und die HDJ selbst waren über ein Berliner Postfach erreich- bar. Die Bundesführung ist fast komplett in Berlin-Brandenburg ansässig und besteht aus dem Bundesführer, seinem Stellvertreter, der Bundes- mädelführerin, dem Bundeskassenwart sowie den Mitarbeitern. Zu den Mitarbeitern der Bundesführung gehören entsprechend der Vereinssat- zung die Ämter des Bundesgeschäftsführers, der Leitstellenführer, des Bundesfahrtenführers, des Pressereferenten sowie der Pressesprecher der Familien- und Freundeskreise (FFK) und des Leiters der Abteilung Beschaffung. Zeitweilig wurde eine Einstellung der Arbeit der HDJ Famili- en- und Freundeskreise (FFK) angekündigt, vermutlich um das HDJ-Verbot zu erschweren. Das letzte Führungspersonal übernahm seine Ämter auf dem Bundesju- gendtag der Vorgängerorganisation Die Heimattreue Jugend e.V. (DHJ) am 25. April 1999 in Berlin-Pankow. Die DHJ war zu diesem Zeitpunkt fast bedeutungslos im extrem rechten Spektrum und verfügte nur noch über einen kleinen Kreis von Aktiven. Der Generationswechsel wurde maßgeblich durch den neuen Bundesführer Alexander Scholz (Berlin, 2002 bei Verkehrsunfall verstorben) und seinen Stellvertreter Laurens Nothdurft (angehender Jurist aus Berlin) vollzogen. In den weiteren Funktionen wurden Hildegard Handke (später Nothdurft) als Bundesführerin der Mädchen und Michael Gellenthin (Berlin-Pankow) als Bundesgeschäftsführer gewählt. Als Verantwortliche für die Bun- deskasse wurde Alexandra Aßmann ernannt. Nach außen wurde der Wechsel mit der Umbenennung des Vereins in Heimattreue Deutsche Jugend e.V. am Bundesjugendtag am 3. Oktober 2001 beendet. Als der bisherige Bundesführer Alexander Scholz am 6. Februar 2002 bei einem Verkehrsunfall in Berlin verstarb, wurde die kommissarische Führung des Jugendverbandes bis zum Bundesjugendtag 2002 von Laurens Noth- durft übernommen. Auf dem Treffen wurde Sebastian Räbiger aus dem brandenburgischen Reichenwalde zum neuen Bundesführer der Heimat- treuen Deutschen Jugend gewählt, der dieses Amt bis zum heutigen Tage innehat. Als letzter Gauführer der sächsischen Wiking-Jugend verfügt Räbiger über jahrelange Erfahrung und Verbindungen in der völkischen Jugendarbeit. Als Stellvertreter wurden Laurens Nothdurft und Michael Gellenthin als Bundesgeschäftsführer gewählt. Das Amt der Bundesmä- delführerin hatte für die folgenden Jahre Hildegard Nothdurft (geboren Handke) inne, die schließlich 2005 durch die heutige Bundesführerin der Mädchen Holle Böhm aus dem brandenburgischen Hohen Neuendorf er- setzt wurde. Holle Böhm wohnt hier zusammen mit ihrer älteren Schwes- ter Gesine Stein. Deren Ehemann Sascha Stein war letzter „Gauführer“ der Wiking Jugend in Berlin. Thomas Eichler aus Lichtensee übernahm 2002 das Amt des Kassenwarts und wurde auch 2005 wiedergewählt. Die Bundesführung wurde 2005 durch Friedrich Kugler als Sprecher der Familien- und Freundeskreise (FFK) und Dankwart Strauch als Leiter der Abteilung Beschaffung vervollständigt. Die letzte Bundesführung unter dem Bundesführer Sebastian Räbiger ist gekennzeichnet durch kontinuierliche Aufbauarbeit der HDJ-Strukturen, die sich u.a. in der personellen Beständigkeit der Führungsebene gründet. Den Grundstein für diese Entwicklung hatte vor allem Alexander Scholz als erster Bundesführer der HDJ gelegt. Seine Person erfährt weitrei- chende Verehrung, z.B. durch die Veröffentlichung einer CD namens „Der Freiheit wildes Lied“ zum Gedenken an den im Jahr 2002 Verstorbenen. Ebenso finden sich jedes Jahr an seinem Todestag Mitglieder der HDJ an seinem Berliner Grab ein.
Strukturen der HDJ
Die Heimattreue Deutsche Jugend baute in verschiedenen Regionen
Deutschlands Einheiten auf (Berlin/Brandenburg: Einheiten Preußen). Als
übergeordnete Struktur existierten seit Mai 2004 vier Leitstellen: Nord,
West, Mitte und Süd. Mitglieder in deren Nähe keine Einheit existiert,
sind den nächstgelegenen Einheiten oder den zuständigen Leitstellen
untergeordnet. Unterstützt wurden die Untergliederungen der HDJ durch
die Arbeit des Technischen Dienstes, der für die Vorbereitung und Durch-
führung der verschiedenen überregionalen Lager verantwortlich ist. Der
Leiter der Abteilung Beschaffung ist für den Versandhandel für Mitglieder
und Nichtmitglieder zuständig. Als Vertretung der Ehrenmitglieder wurde
der Ehrenrat geschaffen, der durch einen Sprecher in der Bundesführung
vertreten ist. Die Mitgliederzeitschrift Funkenflug, eine Internetseite und
eine interne Seite dienen der Kommunikation innerhalb der Organisati-
on. Für die Internetseiten ist Michael Gellenthin zuständig. Seine Firma
Michael Gellenthin EDV Projektbetreuung ist auch für die softwaretechni-
sche Betreuung diverser NPD Seiten verantwortlich.
Der Veranstaltungskalender Der Terminkalender der HDJ bietet über das Jahr eine Reihe von verschie- denen Veranstaltungen für die Mitglieder. In unregelmäßigen Abständen treffen sich die einzelnen Einheiten und behandeln theoretische Themen oder erledigen praktische Arbeiten. Vorträge von Mitgliedern oder Externen zu Themen wie Vertreibung oder der Bombardierung Dresdens gehören zur politischen Bildungsarbeit der HDJ. Praktische Arbeiten sind neben Plätzchenbacken oder Volkstanz auch (militärische) Sportübungen und „Heldengedenkfeiern“ für die deutschen Soldaten des 2. Weltkrieges. Solche „Heldengedenkfeiern“ finden bei jeder größeren Zusammenkunft der HDJ statt und haben ihren Höhepunkt zum „Volkstrauertag“ im November parallel oder gemeinsam mit der extrem rechten Szene. Die Familien- und Freundeskreise (FFK) führen auch gemeinsam mit den dazugehörigen Einheiten Treffen durch, die sich gelegentlich über ein ganzes Wochenende erstrecken. Weitere wichtige Termine im Kalender sind, neben dem Volkstrauertag, die Sonnenwenden, die ebenfalls in der extrem rechten Szene als Fest begangen werden. Über das Jahr verteilt finden eine Reihe von überregionalen Lagern statt. Das größte und wich- tigste ist das Pfingstlager mit mehreren hundert Teilnehmern. Aufgrund der zunehmenden Größe der Lager werden sie oft in ein Jugend- und Älterenlager unterteilt. Ergänzend zum Pfingstlager finden Sommer- und Winterlager und Lager mit Arbeitsschwerpunkten wie Fanfarenzuglager oder Fallschirmsprunglager statt, die entweder regional oder altersmäßig beschränkt sind. Auf dem jährlichen Bundesjugendtag wird die Planung für das kommende Jahr von der Bundesführung vorgenommen, die alle 3 Jahre bei der glei- chen Gelegenheit gewählt wird. Ein längeres Seminarwochenende für die „Führer“ und „Unterführer“ findet in der Regel ergänzend zum Bundesju- gendtag statt. Diese behandeln Themen wie beispielsweise „Wachschutz und Sicherheit auf Lagern“. Ein weiterer regelmäßiger Termin ist der „Märkische Kulturtag“, der in Zusammenarbeit mit anderen Gruppen durchgeführt wurde.
Märkischer Kulturtag Der „1. Märkische Kulturtag“ fand 2001 in Ragow (Dahme-Spreewald) statt. Seitdem veranstaltet die HDJ in Zusammenarbeit mit den neona- zistischen Gruppen Gemeinschaft Deutscher Frauen (GDF) (siehe Artikel „Frauen in der extremen rechten“) und Berliner Kulturgemeinschaft Preu- ßen (BKP) den „Märkischen Kulturtag“. Zu der konspirativ organisierten Veranstaltung in Brandenburg kommen inzwischen bis zu 250 Besuche- rInnen. Die HDJ verfügt seit Jahren über gute Kontakte zu den beiden Mitorganisatoren. So war beispielsweise der erste Bundesführer Scholz für die BKP als Geschäftsführer tätig, seine Witwe Michaela Zanker ist Funktionärin der GDF und der Berliner NPD. Der „3. Kulturtag volkstreuer Verbände in der Mark Brandenburg“ am 20. September 2003 in Gosen (Oder-Spree) fand ebenfalls mit HDJ-Beteiligung statt. Die Referenten der vergangenen Kulturtage repräsentieren die ge- samte Bandbreite des extrem rechten Spektrums in Deutschland. Der Geschichtsrevisionist Udo Walendy, der ehemalige Angehörige der Waf- fen-SS und ideologischer Vordenker der WJ Herbert Schweiger und der Vorsitzende der Artgemeinschaft Jürgen Rieger (NPD-Bundesvorstand) sind unter den Referenten zu finden. Der ehemalige Bundesführer der WJ Wolfram Nahrath fehlt ebenso wenig auf der Rednerliste wie Ralph Tegethoff als Vertreter der „Freien Kameradschaften“. Dieser referierte am 22. Oktober 2005 auf dem „5. Märkischen Kulturtag“ im branden- burgischen Groß Schulzendorf über das politische Soldatentum. Auf dem „Märkischen Kulturtag“ am 4. November 2006 im brandenburgischen Blankenfelde war der Vorsitzende der NPD-Fraktion im Schweriner Landtag Udo Pastörs als Referent geladen. Jörg Hähnel führte durch das „Programm des Tages“. Nachdem Sebastian Räbiger und Friedrich Tinz (Satow bei Rostock) Jagd auf JournalistInnen gemacht hatten, übernahm Wolfram Nahrath die Verhandlungen mit der Polizei. Die Berliner HDJ‘ler Dennis Schauer, Josef Paul Ochotzky und Hannes Schäpe spielten bei einem Bühnenprogramm eines „Märkischen Kulturtages“ den Cherusker- Fürsten Arminis nach. Alte Berliner Bekannte international unterwegs 2004 besuchte der Einheitsführer Dennis Schauer den „2. Tag volks- treuer Jugend“ in Österreich. Aufgrund von „polizeilichen Maßnahmen“ mussten die Räumlichkeiten verlassen werden, schreibt Schauer später in einem internen Forum. Als im Juli 2006 HDJ-AktivistInnen nach Schweden reisten, um sich dort mit zahlreichen Vertretern verschiedenster nordeu- ropäischer Neonazigruppen zu treffen, waren auch bekannte Gesichter der Berliner Kameradschaftsszene wie Lutz Giesen (fight.back 3, Seite 12 bis 14) und Michael Helmut Gehler (fight.back 1, Seite 27) dabei. Der frühere Berliner Lutz Giesen ist jetzt in Greifswald ansässig und wohnte dort gemeinsam mit dem ehemaligen Mitglied der verbotenen Berliner Kameradschaft Tor Marcus Gutsche und dem Führer der Einheit Meck- lenburg und Pommern Ragnar Dam zusammen. Mit auf der Reise zu den schwedischen Kameraden waren die Bundesmädelführerin Holle Böhm und der Berliner HDJ – Chef Dennis Schauer. Einheit Preußen Die Einheit Preußen ist die älteste Einheit der HDJ und bestand bereits zu Zeiten der DHJ als Einheit Berlin. Sie wird von Dennis Schauer geleitet.
Viele heutige HDJ-AktivistInnen haben eine politische Vergangenheit bei den Berliner Jungen Nationaldemokraten (JN), als diese von Andrew Stel- ter geführt wurden. Er hatte im September 1999 den HDJ-Chef Alexander Scholz zum JN-Beauftragten für Berlin Prenzlauer Berg/Mitte benannt. In der Folge waren gemeinsame Aktivitäten festzustellen. Im November 1999 hielt ein HDJ-Kamerad auf einer JN-Veranstaltung einen Vortrag zum Volkstrauertag und am Totensonntag führten DJH (bzw. HDJ) und die Berliner JN eine Gemeinschaftsaktion, ein Gedenken mit 40 Leuten auf einem Friedhof in Berlin-Tempelhof durch. Als im März 2001 in Berlin Lich- tenberg AntifaschistInnen eine Veranstaltung der Berliner JN beendeten versuchte eine Reihe von Neonazis Jagd auf vermeintliche Linke in der Umgebung zu machen. In diesem Zusammenhang wurde auch gegen heutige HDJ-Aktivisten wie Jörg Hähnel, Alexander Scholz, Björn Wild, Hannes Schäpe und Andrew Stelter von der Polizei ermittelt. Aufgrund des Mitgliederzustroms aus Brandenburg wurde sie im Januar 2004 umbenannt. Die Größe der HDJ Einheit Preußen wird auf 40 Perso- nen geschätzt. Als Berliner HDJ-Aktivisten sind neben Dennis Schauer vor allem Josef Paul Ochotzky und wieder Hannes Schäpe und Björn Wild von der verbotenen Kameradschaft Tor aufgefallen. Im Hintergrund stehen ältere Berliner Führungskader wie Matthias Ridderskamp (Blankenfelde) und Andrew Stelter (Friedersdorf) zur Verfügung. Die Einheit unter der Leitung von Dennis Schauer verfügt mit Stella Hähnel (geb. Palau) und ihrem Ehemann Liedermacher Jörg Häh- nel aus dem brandenburgischen Mellensee über prominente Mitglieder aus den Reihen der bundesweiten Führungsebene der NPD. Neben zwei monatlichen Einheitstreffen für Jüngere und Ältere (u.a. in Zehlendorf, Neukölln, Mitte, Pankow, Frohnau, Hohen Nueuendorf und Birkenwerder), standen auch Sportnachmittage in Weißensee und Märsche, Seminare, Lager und Sonnenwendfeiern außerhalb von Berlin auf dem Programm. Ostern 2004 fand eine Osterwanderung der nördlichen Leitstellen nach Lübben im Spreewald statt. Am 14. November treffen sich 70 Kameraden der Einheit Preussen mit diversen Kameradschaften und Verbänden zum Heldengedenken im Norden Berlins. Im Sommer 2005 feierte die Einheit Preussen mit dem FFK Berlin-Brandenburg ein Sommerfest an der Havel. Zu einer Wintersonnenwendfeier fanden sich am 10. Dezember 2005 in Brandenburg „120 volkstreue Kameraden“ zusammen. Die Einheit nahm auch an mehreren Fußballturnieren mit anderen „nationalen Verbänden“ teil. Dazu gehörte das Turnier um einen nach dem Märtyrer der National- sozialisten und Freikorpsangehörigen Albert Leo Schlageter benannten Pokal, an dem auch Vertreter der NPD regelmäßig teilnehmen. Als am 28. März 2004 zum 12. Mal der Albert-Leo-Schlageter-Pokal von der Sportvereinigung Friedrich Ludwig Jahn in Berlin-Hohenschönhausen ausgetragen wurde, war die HDJ-Einheit Preussen erstmalig mit von der Partie. In einem weiteren „nationalen Fußballturnier“ am 9. Oktober 2004 ging es um den Herbert-Norkus-Pokal, der nach einem Hitlerjungen aus Berlin benannt ist. Dieses Turnier wurde in der Vergangenheit von der Wiking Jugend ausgetragen. Auch bei nichtsportlichen Veranstaltungen wie z.B. am Volkstrauertag nehmen Vertreter der Einheit Preußen am „Heldengedenken“ mit neonazistischen Kameradschaften teil. Am 18. Februar 2006 besucht die Einheit das Technik- und Verkehrs- museum Berlin-Kreuzberg. Am 9. April 2006 fuhren einige Männer der Einheit Preussen auf Einladung der HDJ-Kameraden Mecklenburgs nach Bad Doberan.
fight.back Nr.4 - 2009
Das Osterlager der Leitstelle Mitte fand 2006 in „Pommern“ statt. Außer-
dem fand eine Tagesfahrt nach Dresden in Uniform und mit HDJ-Fahne
statt. Der FFK Berlin und Brandenburg verstaltete am 8. Juli 2006 ein
Grillfest in der Nähe von Berlin und am 24. September 2006 besuchte die
Einheit Preussen die umstrittene Arno-Breker-Ausstellung in Schwerin.
Ende 2006 mieteten Laurens Nothdurft und Dennis Schauer die Burg
Hohenberg im Landkreis Wunsiedel für ein HDJ-Treffen mit 90 Teilnehm-
erInnen.
Ein anderes HDJ-Lager soll im brandenburgischen Großzerlang bei
Rheinsberg stattgefunden haben.
Am 9. Juni 2007 marschierten neun HDJ-Anhänger der Einheit Preußen
(u.a. Björn Wild, Markus Schmidt und Paul Ochotzky) in voller Kluft
durch die Stralsunder Straße in Oranienburg. Im Auftrag der Neuruppi-
ner Staatsanwaltschaft folgten daraufhin Hausdurchsuchungen bei drei
Objekten in Oranienburg, sechs in Berlin sowie einer Wohnung eines
ehemaligen Berliners in Dresden. Im Rahmen der Ermittlungen seien
Uniformen der Heimattreuen Deutschen Jugend sichergestellt worden. Bei
den Betroffenen soll es sich nach Behördenangaben um Anhänger der im
März 2005 verbotenen Kameradschaft Tor aus Berlin handeln, die sich
heute im Umfeld der HDJ tummeln.
Im Januar 2008 besichtigte die Einheit Preußen den Flughafen Tempelhof
und fuhr nach Mecklenburg-Vorpommern zum Einheitswochenende. Es
folgten Einheitstreffen für die Jüngeren, ein Liederabend für die Älteren, ein
Vortrag und ein 80 km Leistungsmarsch durch Mecklenburg-Vorpommern.