Judenfeindlichkeit

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Judenfeindlichkeit
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Judenfeindlichkeit (auch Judenhass, Judenfeindschaft, gegebenenfalls Judenverfolgung)
bezeichnet eine pauschale Ablehnung der Juden und des Judentums.
Dieses Phänomen erscheint seit etwa 2500 Jahren und hat besonders die Geschichte Europas über weite Strecken begleitet.
Es reicht von Verleumdung, Diskriminierung und Unterdrückung
über lokale und regionale Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung bis zum Genozid
an etwa sechs Millionen europäischen Juden (Schoah) in der Zeit des Nationalsozialismus.

Sind die Motive der Feindschaft überwiegend religiös, wird von Antijudaismus gesprochen.
Sind die Motive nationalistisch, sozialdarwinistisch oder rassistisch, wird dies im Anschluss an die Antisemiten selbst seit etwa 1870 als Antisemitismus bezeichnet.
Dieser Begriff wird heute oft als Oberbegriff und Synonym für alle Formen pauschaler Judenfeindlichkeit gebraucht.
Dabei unterscheidet die Antisemitismusforschung im Antisemitismus (bis 1945) oft einen Frühantisemitismus (von etwa 1800 bis 1879) und einen „modernen“, rassistischen Antisemitismus (1879–1945).
Beide unterscheidet sie vom „sekundären“ Antisemitismus.
Wo Charaktermerkmale, Ideen und gesellschaftliche Tendenzen als „jüdisch“ abgelehnt werden, obwohl es dort kaum oder keine Juden gibt, spricht man vom „Antisemitismus ohne Juden“.
Die Ablehnung des Zionismus und des Staates Israel nennt man
Antizionismus.
Dieser kann antisemitische Motive enthalten oder verdecken.
In Bezug auf die islamische und arabische Welt spricht man dann von einem
islamischen oder arabischen Antisemitismus (siehe dazu unter anderem Antisemitismus (nach 1945) – Naher Osten, arabische und islamische Länder).

Im Unterschied zu allgemeiner Fremdenfeindlichkeit wird Judenfeindlichkeit mit angeblich unveränderlichen Eigenschaften von Juden begründet, die oft auch gleichbleibend bezeichnet und dargestellt werden.
Juden sollten als „Feinde der Menschheit“ (Antike), „Gottesmörder“, „Brunnenvergifter“, „Ritualmörder“, „Wucherer“ (Mittelalter und frühe Neuzeit), „Parasiten“, „Ausbeuter“, „Verschwörer“ und heimliche „Weltherrscher“ (etwa ab 1789) immer die angeblichen Verursacher aller möglichen negativen Fehlentwicklungen und menschengemachten Katastrophen sein.
So ähneln sich antijüdische Karikaturen durch die Jahrhunderte stark.
Diese Stereotype wirken bis in die Gegenwart fort und haben sich als außergewöhnlich stabil und anpassungsfähig erwiesen.
Solche Judenbilder gelten daher auch als besonders typisches und wirkungsmächtiges Beispiel „für Bildung von Vorurteilen und politische Instrumentalisierung daraus konstruierter Feindbilder“. (Zitat von Wolfgang Benz, zitiert bei Hans Rauscher:
Israel, Europa und der neue Antisemitismus: ein aktuelles Handbuch. Molden, Wien 2004, ISBN 3-85485-122-7, S. 153.)

Pauschale Judenfeindlichkeit tendierte bei all ihren verschiedenen Begründungen letztlich zur Auslöschung des Judentums, indem es zur überholten und „verworfenen“ Religion erklärt wurde (christliches Mittelalter), einem allgemeinen humanen „Fortschritt“ zum Opfer gebracht werden sollte (Aufklärung) und schließlich zum Untergang im „Rassenkampf“ bestimmt wurde (NS-Zeit).