Köpfe: Dirk Maxeiner Michael Miersch Der lange Umweg zum Markt:

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Achse des Guten


Judith-Maria Gillies
Köpfe:
Dirk Maxeiner
Michael Miersch
Der lange Umweg zum Markt: Die Umweltjournalisten Dirk Maxeiner, 52 (links im Bild), und Michael Miersch, 50, entwickelten sich von bewegten Ökoaktivisten zu Hardcore-Marktwirtschaftlern. Einer großen Leserschaft sind sie bekannt geworden als Autorengespann einer wöchentlichen Kolumne in der "Welt". Für ihre Arbeit haben sie zahlreiche Preise erhalten – unter anderem den begehrten Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik.


An das denkwürdige Telefonat Mitte vergangenen Jahres erinnert sich Dirk Maxeiner nur zu gut. Gerade hatte der Kolumnist der Tageszeitung "Die Welt" erfahren, dass er gemeinsam mit seinem Kollegen Michael Miersch den renommierten Ludwig- Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik erhalten sollte – eine Tatsache, die nicht nur Freude, sondern auch Verwunderung bei ihm auslöste. Sofort griff er erneut zum Hörer, um Miersch die frohe Kunde zu verkünden – und um ihm folgende Frage zu stellen: "Hast Du jemals etwas im Wirtschaftsteil einer Zeitung veröffentlicht?" Dessen Antwort: "Nicht, dass ich wüsste." Auch Maxeiner selbst konnte sich an einen solchen Fall nicht erinnern.

Die Szene zeigt: Das Autorengespann Maxeiner/ Miersch ist nicht den klassischen Weg gegangen, um in der Wirtschaftswelt Aufsehen zu erregen. Die gelernten Journalisten haben beide nie Wirtschaftswissenschaften studiert oder eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Eher im Gegenteil. Maxeiner, Jahrgang 1953, und Miersch, Jahrgang 1956, haben ihre Karrieren als bewegte Umweltjournalisten begonnen und dort anfangs kräftig gegen das marktwirtschaftliche System angeschrieben. So fand Maxeiner einst, dass Nullwachstum gar keine schlechte Idee für die Sanierung der Umwelt sei. Und Miersch schrieb in der linksalternativen Tageszeitung "taz":"Das Schlimme ist, dass es für alles einen Markt gibt."

Vom Saulus zum Paulus Hat sich die Jury der Ludwig-Erhard-Stiftung also bei den Preisträgern vergriffen? Mitnichten. Denn die beiden Journalisten haben sich grundlegend gewandelt – ähnlich wie Saulus zum Paulus. Heute schlagen die "zwei Konvertiten" (O-Ton Laudatio der Ludwig-Erhard-Stiftung) ganz andere Töne an." Die meisten von ihnen (gemeint sind Naturschützer) sind auf das Feindbild Stadt und Industrie fixiert. Doch das ist nachweislich falsch", liest man etwa in einem Kommentar der "Welt" vom 8. Dezember 2004. "Wo Wohlstand herrscht, geht es der Umwelt meistens besser", heißt es am 13. April 2005. In der Rückschau räumt Maxeiner ein: "Wir haben einen erheblichen Lernprozess durchlaufen. Unser Umweg zum Markt war weit."

"Ja, bin ich denn rechts?" Sehr weit, möchte man unterstreichen. Miersch, in Frankfurt am Main geboren, wurde von den zehn Jahre älteren 68ern sozialisiert. Der Bruder seines besten Schulfreunds überzeugte ihn "in zirka dreißig Minuten" (O-Ton) von der Notwendigkeit des Sozialismus. "Ich brauchte dann 30 Jahre, um diese Überzeugung wieder loszuwerden", schreibt Miersch in seiner "Lebensbeichte" unter dem Titel "Ja, bin ich denn rechts?". Nach dem Studium der Sozialwissenschaften (mit Abschluss Diplom-Sozialarbeiter) sowie der Medienwissenschaften begann Miersch seine journalistische Laufbahn als Volontär bei der "taz".

Der im Eifel-Städtchen Wittlich geborene Maxeiner volontierte bei der "Motorpresse" in Stuttgart und entwickelte nach ersten Redakteursjahren beim Technikmagazin "Hobby" sowie beim "Stern" in den 80er Jahren das Umweltmagazin "Chancen", dessen Chefredakteur er bis 1988 war. Zu dieser Zeit las er Artikel von Miersch in der "taz" und wollte ihn in seine Redaktion holen – was sich als schwierige Kiste herausstellte. "Das war typisch", erzählt er schmunzelnd. "Als ich bei der, taz’ anrief, wollte mich die Dame am Telefon gar nicht durchstellen, als sie hörte, ich sei vom Bauer-Verlag." Die Fronten – auch in den Köpfen – waren verhärtet.

Katechismus statt journalistischer Arbeit Das Abwerbe-Unterfangen klappte dennoch. Beide Journalisten arbeiteten fortan unter dem selben Dach. Wenn sich Maxeiner an die Anfangsjahre erinnert, fällt das Stichwort Marktwirtschaft nur im negativen Zusammenhang. "Der verbreitete Glaube damals ist gewesen, dass der Markt als Grundursache allen Übels galt und zum Feind der Umwelt erklärtwurde", berichtet er in seiner Dankesrede bei der Ludwig- Erhard-Stiftung. "Auch wir hingen lange solchen Konzepten an." Doch bereits während der Arbeit bei "Chancen" und ab 1988 bei "natur", der damals größten europäischen Umweltzeitschrift, bröckelten die Grundfesten ihrer Überzeugung. "Die Müllverbrennungsanlagen galten damals allgemein als Dioxinschleudern", erinnert sich Miersch." Als wir dann mal über den technischen Fortschritt in dem Bereich berichtet hatten, wollten das die Leser gar nicht lesen. Nur schlechte Nachrichten waren gute Nachrichten im Sinne unserer Kollegen und unserer Leser." Auch Maxeiner fallen ähnliche Beispiele ein. "Als ein Kollege trotz intensiver Recherche nicht nachweisen konnte, dass McDonald’s-Deutschland den Regenwald zerstört, fanden wir beide, das sei doch auch eine Geschichte", so der damalige Chefredakteur. "Doch bei solchen Positivgeschichten wurden immer wieder Abos abbestellt, das passte einfach nicht ins Weltbild unserer Leser." Die Folge: "Irgendwann haben wir gemerkt, wir verbreiten dort einen Katechismus und keine journalistische Arbeit", so Miersch. Das wollten beide verhindern, trennten sich 1993 von "natur" und arbeiteten fortan selbstständig.

Fortschritt als messbare Tatsache Der Sprung in die Unabhängigkeit zahlte sich aus. Seitdem mussten die zwei Autoren kein Blatt mehr vor den Mund nehmen und konnten sich offen als Optimisten in Sachen Umwelt outen. Ihr erstes gemeinsames Buch hieß denn auch folgerichtig "Öko-Optimismus" und erhielt den Preis als Wissenschaftsbuch des Jahres 1996. Es folgten vier weitere Werke des Autoren- Duos. Das "Lexikon der Öko-Irrtümer" verkaufte sich mehr als 50. 000 mal, und "Life Counts – Eine globale Bilanz des Lebens" wurde als Wissenschaftsbuch des Jahres 2000 ausgezeichnet. Das Credo ihrer Arbeit:"Fortschritt ist eine messbare Tatsache. Er misst sich an Lebenserwartung, Kindersterblichkeit, Alphabetisierung, Nahrungskalorien pro Kopf, Durchschnittseinkommen und vielen anderen Indikatoren. Welchen davon man auch immer nimmt, alle sahen vor 25, 50 oder vor 100 Jahren schlechter aus als heute. Die Welt ist besser geworden, entgegen aller Prognosen von Endzeitpropheten und kulturpessimistischen Intellektuellen", liest man auf ihrer Website www. maxeiner-miersch. de.

Lob auf Luft, Wasser und Papierindustrie Als sie die drei Umweltverbesserungen der vergangenen Jahre aufzählen dürfen, müssen sie kurz überlegen. Reine Luft und verbesserte Wasserqualität der Flüsse, das steht für sie sofort fest (Miersch: "In den bayerischen Seen können Sie beim Schwimmen trinken"). Beim dritten Punkt einigen sie sich auf die Energieund Rohstoffressourceneffizienz. "Vor zehn Jahren haben wir noch mehr als das Doppelte an Energie und Ressourcen gebraucht wie heute, um dieselbe Produktionsmenge an Gütern herzustellen", so Miersch. Und Maxeiner wählt als Beispiel die Papierindustrie:"Damals sind viele Seen wegen der Papierproduktion umgekippt, heute arbeiten die Firmen mit einem geschlossenen Wasserkreislauf, das heißt, da kommt gar nichts mehr raus."

Dass die Industrie per se in Umweltschützerkreisen noch immer als Feind angesehen wird, hält Maxeiner schlicht für einen Pawlowschen Reflex: "Man sattelt von einem Feind zum nächsten um. Heute ist der Buhmann nicht mehr die chemische Industrie, sondern die Gentechnik." Miersch sieht die Ursache auch in der einseitigen Berichterstattung hier zu Lande. "Diese trifft auf die archetypische Angst, vergiftet zu werden", so der 50-Jährige. "Dabei machen Millionen von Deutschen Urlaub in Australien oder Kanada und essen dort mit jedem Toast gentechnisch veränderte Lebensmittel, ohne auch nur einen Pickel oder Schnupfen zu kriegen."

Unbekannte Wahrheiten in der "Welt" Ähnliche, nicht selten frohe Botschaften verbreiten die beiden Journalisten in ihrer wöchentlichen "Welt"-Kolumne. An aktuellen Umweltthemen mangelt es nicht:Vogelgrippe und Treibhauseffekt, Ölpreisanstieg und Gentechnik, Waldsterben und Feinstaub, Hochwasser und Energiesteuern. Die Arbeitsteilung ist klar: Miersch übernimmt die Themen Tiere und Naturschutz, Maxeiner hat sich auf Technik und Klima spezialisiert. Beide hinterfragen stets auf amüsante Art die verbreitete Meinung des deutschen Öko-Mainstreams. Zum Beispiel, wenn sie eine britische Studie zitieren, die die Erfolge von zehn Jahren gentechnisch verändertem Saatgut bilanziert: "Es wurden über 170. 000 Tonnen Pestizide eingespart, weil die Pflanzen gegenüber Schädlingen robuster sind. Außerdem fallen in der landwirtschaftlichen Produktionskette weniger Treibhausgase an. Der Effekt über zehn Jahre ist so groß, als hätte man fünf Millionen Autos stillgelegt. Dennoch steht die Ablehnungs-Phalanx der deutschen Umweltaktivisten weiterhin fest geschlossen. Parole: Kein Mensch braucht diese Technologie – hier will sich nur der agro-industrielle Komple xbereichern."

An anderer Stelle lassen sie sich anlässlich von Luc Jacquets Erfolgsfilm "Die Reise der Pinguine" darüber aus, wie die Natur in der Öffentlichkeit als moralische Anstalt verniedlicht wird. Ihr Kommentar: "Zoologen ist durchaus bekannt, dass es im Sexualleben der Pinguine auch nicht manierlicher zugeht als bei einzelnen VW-Managern."

Satirischer Rat für Umweltminister Gabriel Auch zum Thema Energiepolitik teilen die Umwelt- Federn ihre Spitzen aus. Bundesumweltminister Siegmar Gabriel gaben sie beim Amtsantritt ein paar satirische Ratschläge mit auf den Weg:"Lektion eins:Bei öffentlichen Auftritten genügt es, die gleichen Reden zu halten wie bisher, allerdings sollte der Begriff , soziale Gerechtigkeit’ durch , Nachhaltigkeit’ ersetzt werden. (...) Ihre ersten Erfolge sind zwangsläufig. Sollte der kommende Winter mild und zu warm werden, dann ist das Folge der globalen Erwärmung. (...) Wird der Winter kalt und streng, ist auch das Folge der globalen Erwärmung. Überspielen Sie den kleinen logischen Kurzschluss mit der Formulierung von , zunehmenden Wetterextremen’und fordern energisch den Beitritt der USA zum Kyoto-Abkommen."

Klima, Kyoto und die moralische Lufthoheit Europas Trotz der humorigen Schreibe meinen es Maxeiner und Miersch durchaus ernst mit ihren Stellungnahmen. Bei der Energiepolitik etwa empfehlen sie "Technologien, die tatsächlich am Markt reüssieren", so Maxeiner. "Private Investoren werden besser entscheiden, welche Energie an welcher Stelle die vernünftigste ist, als die Politik es kann." Generell ist er dafür, dass Deutschland sich viele Optionen offen hält. "Dazu gehören eben nicht nur Wind und Sonne, auf die man in seiner Methodenverliebtheit derzeit allein setzt. Beides ist sehr teuer und hat in Deutschland ein begrenztes Potenzial." Der stets neu diskutierte Atomausstieg passe seiner Meinung nach nicht zur Strategie, CO2 einzusparen, denn ohne Atomstrom müsse verstärkt auf Kohle zurückgegriffen werden.

Im Gegensatz zur öffentlichen Meinung empfiehlt er einen Blick auf die US-Energiepolitik. "Die Amerikaner sind ergebnisoffener, stecken viel Geld in die Forschung und setzen darauf, dass der Rest über den Markt geregelt wird", so Maxeiner. "Die Forschung behandelt beispielsweise das Problem, wie man Kohle verbrennen kann, ohne Kohlendioxid in die Luft zu stoßen."

Mit solchen Ansätzen widersprechen die beiden Umweltjournalisten diametral dem deutschen Kyoto-Glauben. Dabei, so ergänzt Miersch, seien sich die Ökonomen einig, dass das Kyoto-Protokoll, das eine Verringerung des Kohlendioxid-Ausstoßes vorschreibt, wahnsinnig viel Geld koste mit null Ergebnis. "Man müsste sich fragen, wie man mit demselben Einsatz mehr erreichen könnte. Aber bei Kyoto geht es gar nicht mehr ums Klima, sondern um die moralische Lufthoheit von Europa."

Statt einer "Debatte über Glauben und Zweifel" fordert Miersch den Wettbewerb der Ideen: "Geld kann man nur einmal ausgeben. Wenn man Milliarden ins Erreichen der Kyoto-Ziele steckt, fehlen die für andere Projekte."

Ökologismus als Religion Political correctness ist die Sache von Maxeiner und Miersch nicht. So steht es auch schwarz auf weiß in ihrer Website-Rubrik "Was uns gefällt, was uns nicht gefällt". Statt auf Medienhype setzen sie auf Aufklärung, der Ideologie ziehen sie die Vernunft vor, und sie wollen den Umweltschutz, aber nicht die Ökoreligion, wie sie es nennen. "Ökologismus ist eine Religion geworden", diagnostiziert Miersch. In einer Kolumne haben die beiden folgerichtig auch die zehn Gebote des Öko-Glaubens formuliert. Kostprobe: "Das erste Gebot: Du sollst dich fürchten! Das furchtbarste Szenario ist das wahrscheinlichste. Das zweite Gebot: Du sollst ein schlechtes Gewissen haben! Wer lebt, schadet der Umwelt – alleine schon durch seine Existenz. Das dritte Gebot: Du sollst nicht zweifeln! Die Ökobewegung irrt nie. Wer daran zweifelt, dient den Ungläubigen."

Allerdings stimme der Ökoglaube keineswegs mit der Umweltrealität überein, so Miersch. "Jeder Ökologe fasst sich an den Kopf, wenn er den Naturbegriff hört, der heute in den Köpfen der Menschen grassiert", so der 50-Jährige. "Das Bild von Harmonie, Kreislauf und Gleichgewicht stimmt einfach nicht. Es gibt kein natürliches Gleichgewicht. Hätte es zur Zeit der Dinosaurier eines gegeben, wären die nicht ausgestorben. Die ganze Evolution ist aus Ungleichgewichten entstanden."

Wettbewerb statt schneller Lösungen Der deutsche Irrglaube in Sachen Ökologie ist Miersch ganz generell ein Dorn im Auge. "Ein großes Erfolgsrezept in der Marktwirtschaft ist das Prinzip Wettbewerb. Das sollte auch für den Umweltschutz gelten", so der späte Marktwirtschaftler. Typisch deutsch findet er das reflexartige Verhalten, bei jedem Umweltproblem sofort die eine, richtige und unanfechtbare Lösung parat zu haben. Zum Beispiel, als Mitte der 80er Jahre die Rettung des Regenwalds in den Blickpunkt rückte, und hier zu Lande von vielen Organisationen sofort ein Tropenholzboykott gefordertwurde. "Wenn man sich aber anguckt, warum der Regenwald wirklich gerodet wird, stellt sich heraus, dass die Holzwirtschaft der geringste Grund dafür ist. Ein Margarineboykott oder ein Kosmetikboykottwären viel angebrachter gewesen, weil der Regenwald nämlich Palmölplantagen weichen muss", erklärt Miersch. "Wenn wir auch noch den Holzwert aus dem Wald nehmen, lohnt sich gar keine Forstwirtschaft mehr, dann kann man ihn gleich abbrennen." Doch trotz dieser Tatsachen und der Klarstellung des World Wildlife Fund (WWF), dass der Tropenholzboykott kontraproduktiv sei, beharrten die Deutschen auf dem nur scheinbar politisch korrekten Holzboykott.

Mehr Umwelthysterie als gesunder Menschenverstand Die Kritik am Mainstream hält das Journalisten- Duo auf Trab. "In Deutschland fällt die Umwelthysterie auf fruchtbaren Boden", konstatiertMaxeiner." Staaten mit einer großen Landbevölkerung, die mit der Natur leben, gehen meist mit mehr gesundem Menschenverstand an die Sache ran." Das zeige sich auch an der Literatur, die in Deutschland Absatz findet. "Viele internationale Bestseller, die ideologiekritisch sind, werden gar nicht ins Deutsche übersetzt, weil sie hier keine Leser finden würden", kritisiert Miersch und zeigt auf eine Ecke seines Bücherregals. Neben ein paar deutschsprachigen Titeln wie "Der tägliche Ökohorror", "Die Panik-Macher" oder "Das sogenannte Waldsterben" stehen Bücher mit Titeln wie "Global Warming And Other Eco-Myths", "The True State Of The Planet" oder "It’s Getting Better All The Time".

Viel Feind – viel Ehr Mit den frohen Botschaften haben sich die Autoren viele Feinde gemacht. Die so genannte "Hass-Seite" auf ihrer Internetpräsenz bietet Kritikern, Leserbriefschreibern und Rezensenten ein Forum. "Dem Autor und seinen Sinnesgenossen (fast ausnahmslose destruktive Männer) wünsche ich, dass ihm die nächste Wurst zünftig im Halse stecken bleibt", so ein Leserbrief an die "Weltwoche". Aus der "Schwäbischen Zeitung" stammt der Satz "Die Gedanken der beiden Autoren passen in eine Streichholzschachtel." Und Ö-Punkte, der Informationsdienst für aktive Umweltschützer, schreibt: "Das Buch entlarvt die Autoren als das, was sie seit Jahren in Wirklichkeit sind: dumpfe Handlanger des Big Business."

Mit Anfeindungen kann das Duo mittlerweile gut leben, bekommt es doch bei Vorträgen, Lesungen und Diskussionsrunden stets viel Beifall aus der anderen Ecke. "Wir verstehen uns gut mit vielen Wissenschaftlern und mit den Umweltschützern, die praktisch arbeiten wie etwa Krötenschützer", sagt Miersch. "In Konflikt geraten wir hauptsächlich mit Verbandsfunktionären und ideologischen Grahlshütern."

Andere Institutionen verleihen den beiden renommierte Preise. So erhielten Maxeiner und Miersch den Preis "Lesen für die Umwelt 2003" der Deutschen Umweltstiftung sowie den "Preis für hervorragende Umweltkommunikation" des Kommunikationsverbandes Bayern. Miersch wurde zudem mit dem "Informedia Preis für Wirtschaftsjournalismus" sowie mit dem "Friedrich-Vogel-Preis für Wirtschaftsjournalismus" ausgezeichnet.

Familie, Weblog, Hund, Auto und Mülltrennung Auch nebenberuflich engagieren sich die beiden für den Optimismus. Als aktive Blogger führen sie ein Internettagebuch im publizistischen Netzwerk "Die Achse des Guten", nachzulesen unter www. achgut. de. So viel zu den Gemeinsamkeiten. Maxeiner lebt mit seiner Ehefrau und seinem 20-jährigen Sohn in Augsburg. Neben den Hobbys Rotwein und Kochen gehört seine große Leidenschaft den Autos. Derzeit fährt er einen schwarzen Cadillac aus den 50er Jahren.

Miersch arbeitet als Tierfilmer für arte, WDR und MDR. In "Ach du lieber Hirsch" beleuchtete er die innigen Beziehungen von Menschen und Rothirschen. Wie Wildtiere die Industrielandschaft erobern, zeigte er in "Tierische Untermieter". Und in "Gottes liebste Kreatur" stellte er Schafe in Religion, Kultur und Küche vor. Zudem schrieb er preisgekrönte Kinderbücher und hat Artikel in mehr als 70 europäischen Zeitungen und Zeitschriften verfasst – etwa in "Bild", "Brigitte" und "brand eins". In seinem Münchner Büro rund um den Schreibtisch hängen Plakate mit Pinguinen, malayischen Affen und Quagassen (einer Zebraart). "Heimisch in Frankfurt, zu Hause in Berlin und wohnhaft in München", schreibt er in seinem Lebenslauf. Privat betreibt er in zweiter Ehe "mit der besten Frau der Welt", einer neunjährigen Tochter und einem 13-jährigen Sohn "eine vierköpfige Wir- AG" – plus Kooikerhondje, einer holländischen Hunderasse.

Als Privatbürger geht auch an Maxeiner und Miersch der Umweltschutz in Form der allseits präsenten Mülltrennung nicht vorbei. Obwohl Miersch nicht voll dahinter steht ("Die gelbe und die braune Tonne sind Ideologie, nur Metall und Glas und vielleicht noch Papier zu trennen, macht Sinn"), macht er mit. Und Maxeiner kann der Aktionitis auch noch eine heitere Seite abgewinnen:"Wenn man sich samstags an der Getrenntmüllsammelstelle trifft, fördert das ja auch die Nachbarschaft", sagt er und lacht verschmitzt.

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