Rainer Mennel in Unabhängige Antifazeitung Nr. 2

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Rainer Mennel

brauner Professor

Freie Universität Berlin

Rainer Mennel in Unabhängige Antifazeitung Nr. 2 Seite 9

Geograph in „alter Tradition“
Prof. Rainer Mennel, „Wehrgeograph“ und seine Zuneigung zu Nazi- Geographen.
Fragwürdige Lehrinhalte am Geographischen Institut der Freien Universität Berlin.
Rainer Mennel sieht sich selbst gerne als Vertreter und Verfechter einer alten Geographischen Tradition.
Mit alter Geographischer Tradition ist die Geographie in der Zeit des Kolonialismus und des Nationalsozialismus gemeint.
So stellt sich Mennel, in einem von ihm eigens angefertigten Schaubild, u. a. neben Haushofer, Ratzel, Maul, Kühn und Niedermayer.1
Ratzel, ein nicht nur deutschnational- chauvinistischer gesinnter Wissenschaftler und Mitglied der Bewegung der „Alldeutschen
(in dem Programm der Alldeutschen wird u. a. eine weitere deutsche Kolonialpolitik gefordert
und rassisch begründeter Antisemitismus betrieben), entwickelte eine Geopolitik die vom Darwinismus stark beeinflusst,
ein deutsches Großraumstreben unterstützen wollte und dies auch tat.
Für ihn streben „Völker“ nach „Raum“ und dieses „Raumbedürfnis“ tragen die „Völker“ dann durch Kämpfe aus.
Das „Volk“ als ein „organisches Wesen“ verwachse „immer inniger mit dem Boden“ und zwischen „wachsenden Volk“
und dem wachsenden Raum“ gibt es für ihn einen engen Zusammenhang.
Haushofer, der wohl bekannteste unter diesen, lehrte, nachdem er als Generalmajor die Armee verließ,
an der Uni München als Honorarprofessor und folgte Ratzel in seiner Tradition. Sein „Lieblingsschüler“
war kein geringer als Rudolf Heß.
Haushofer (wie auch Heß und Ratzel) waren Anhänger und Protagonisten der Initiative
für ein „deutsches Großreich“ oder „Großdeutschland“.
Auf Haushofer (andere beteiligten sich ebenfalls daran) geht die „Blut und Boden Theorie“,
die Theorie wo u. a. auch der Mythos vom Volk ohne Raum (etc.) geschaffen werden sollte, zurück.
Die Nazis bezogen sich auf die Theorien von Ratzel und Haushofer
und nutzten sie um die Eroberungskriege und Ostkolonialisierung rechtfertigen zu können.
Carl Duisberg, ein Industrieller, beglückwünschte Haushofer zu seinem Geburtstag und lobte ihn wie folgt:
„Wenn wir unser altes Ansehen in der Welt wiedergewinnen und unsere Wirtschaft einmal wieder eine Blütezeit
erringen können, dann verdanken wir das Karl Haushofer …“2 Ratzel und Haushofer beteiligten sich nicht nur aktiv
an der Begründung und Umsetzung des „deutschen Kolonialinteresse“ mit,
sondern sie arbeiten auch für und mit den Nazis zusammen.
Rainer Mennel schreibt und spricht nicht über die Beteiligung dieser Herren an den Greueltaten der Kolonialisten und Nazis.
Er lobt sie nur für ihre Theorie und bedauert, dass sie nachdem zweiten Weltkrieg nur so wenig Anerkennung
für ihre Arbeiten bekommen hätten.
Das Vorwort zu seinem Buch „der Balkan – Einfluß- und Interessensphären“ ist von einem Generalleutnant a.D. Uhle Wettler,
der einschlägig auch in der bürgerlichen Presse dafür bekannt ist durch Naziparollen aufzufallen.
So vertrat Wettler schon mal die Ansichten, die Allierten hätten das Deutsche Volk nach dem zweiten Weltkrieg
geistig verknechtet und ausserdem sehe er den Krieg als noch nicht beendet.
Weitere Publikationen sind u. a. die Operationen in Elsass-Lothringen im Herbst und Winter 1944/45
(Europäische Wehrkunde, Militärisches Beiheft), Konfliktherd Nordwestafrika (Allgemeine Schweizerische Militärzeitschrift),
Anzio und Nettuno 1944. Raum und Gelände eines amphibischen Kampfraumes (Militärgeschichtliche Mitteilungen),
die Schlussphase des Zweiten Weltkrieges im Westen (1944/45) - Eine Studie zur politischen Geographie
(Studien zur Militärgechichte [sic], Militärwissenschaft und Konfliktforschung).
Des weiteren redet Mennel auch gerne bei Burschenschaften, so z.B. bei der Gothia, die sich den Traditionen der deutschen Burschenschaft verpflichtet fühlen.
In diesen chauvinistich- nationalistischen Männer Kreisen fühlt er sich wohl.
Der Tradition folgend sind nicht nur die Lehrinhalte, sondern auch hohle Phrasen die er in seinen Seminaren
von sich gibt. Da hat er z.B. mal von „ethnischreinen Staaten“ gesprochen.
Prinzipieller Tenor in seiner Veranstaltung „Krisenkonfl ikte auf dem Balkan, dem Nahen Osten und in Tschetschenien“ ist,
die „Deutschen“ das sind immer die „Guten“, die „Bösen“ sind immer die „Anderen“.
Bei seinen so genannten Analysen über den Balkan spricht er über den zweiten Weltkrieg ohne,
dass er dabei auch nur irgendein Wort über die Wehrmacht (und die Verbrechen der Wehrmacht) verliert.
Dafür aber die ganze Zeit über Verbrechen der „Tito-Partisanen“.
Hinzu kommen noch, seine Abneigung gegenüber den USA und Russland und Schlagworte wie z.B. das Boot ist voll –
gemeint ist die Einwanderung von MigrantInnen nach Deutschland.
Es stellt sich erneut die Frage, warum die Geographie einen Wehrgeographen braucht und warum die diesen auch noch Möglichkeiten gibt Geschichtsrevisionismus zu betreiben.
Wer so unverhohlen Nazi- Ansichten vertritt und verbreitet sollte nicht an der Uni und
auch nicht an einer Bundeswehruniversität Lehren dürfen.
Unabhängige Antifa Zeitung Nr. 2, Oktober 2005