Danny Matschke
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2011
Unscheinbarer NPD-Tarnverein 06.12.2011
Seit rund 20 Monaten existiert die Vereinigung „Pro Berlin-Lichtenberg e. V.“.
Vorsitzende ist Manuela Tönhardt, NPD-Bezirksverordnete in Berlin-Lichtenberg.
Tönhardt (Jahrgang 1952), NPD-Kreisverbandschefin hatte am 16. April 2010
zu der Vereinsgründung in die damaligen Fraktionsräume der NPD im Rathaus in Berlin-Lichtenberg eingeladen.
Aus einem „Stammtisch“, den sie ins Leben gerufen hatte, entstand so „Pro Berlin-Lichtenberg e.V.“.
Laut Satzung beteiligt sich „Pro Berlin-Lichtenberg“ „überparteilich an der Lösung kommunalpolitischer Aufgaben
und nimmt an der politischen Willensbildung der Bürgerinnen und Bürger teil“.
Ganz überparteilich ist der Verein allerdings nicht.
Alle Funktionäre und bekannten Mitglieder haben einen klaren Bezug zur Lichtenberger NPD.
Zur Vorsitzende wurde Manuela Tönhardt gewählt.
Ihr Mann Dietmar Tönhardt trat als Protokollführer auf.
Beide Tönhardts waren aus der DVU zur NPD gekommen.
Als zweite Vorsitzende wurde Cornelia Berger (Jahrgang 1956) gewählt.
Zusammen mit Manuela Tönhardt sitzt sie für die NPD in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) in Berlin-
Im September 2011 hatte die rechtsextreme Partei bei den BVV-Wahlen im Berliner Bezirk Lichtenberg
nur mehr zwei Mandate erzielt und besitzt keinen Fraktionsstatus mehr.
NPD-Bundeszentrale als Postanschrift
Kassenwart von „Pro Berlin Lichtenberg“ ist Danny Matschke (Jahrgang 1975).
Er war als Kandidat der NPD bei den Bundestagswahlen 2009 in Tempelhof-Schöneberg angetreten,
bei der Berliner Wahl im Herbst dieses Jahres kandidierte er erfolglos auf Listenplatzdritter zur BVV in Lichtenberg,
wo er auch politisch aktiv ist.
Das Amt des Versammlungsleiters bei Treffen von „Pro Berlin-Lichtenberg e. V.“. übte Jan Keller aus.
Keller kommt ebenfalls aus dem Lichtenberger NPD-Kreisverband.
Mit seiner Band „Kahlschlag“ spielte er auf einer Kundgebung der NPD im September 2009 in Berlin-Schöneweide auf.
Das zweite Treffen von „Pro Berlin-Lichtenberg e.V.“ am 8. Juli 2011
fand in der Konrad-Wolf-Straße 88 statt.
Dort befindet sich die Kneipe „Zapfhahn 88“.
Als direkte Nachbarn hatte der „Zapfhahn 88“
das auf Rechtsrock und neonazistische Accessoires spezialisierte Geschäft „Wearwulf“.
Als Postanschrift war auf der Einladung für die Versammlung im Juli dieses Jahres
die Adresse der NPD-Bundeszentrale in Berlin-Köpenick angegeben.
Mit der Vereinsgründung dürfte die Lichtenberger NPD nicht zuletzt die Absicht verfolgen,
mit einem unauffälligen Instrument kommunalpolitische Aktivitäten betreiben zu können, die durch den Parteinamen auf Abwehr stoßen würden.
Sicher nicht zufällig hat man sich bei der Gründung von „Pro Berlin-Lichtenberg e.V.“
namentlich auf die rechtspopulistische Konkurrenz von „pro Deutschland“ bezogen.
So kann auch die Öffentlichkeit leicht getäuscht werden.
Quelle: http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/unscheinbarer-npd-tarnverein