FDP-Wahlverlierer behielten entscheidende Positionen
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Leserbriefe
FDP-Wahlverlierer behielten entscheidende Positionen
'Im Gleichschritt marsch - durch die FDP' von Evelyn Roll in der SZ vom 9. 12.:
Wieviele kurzgeschorene Horden in die FDP einsickern, könnten Nichtmitglieder natürlich nur erahnen; immerhin liefern Sie als Beweis für die üble Gesinnung dieser Leute das Zitat: 'Es ist mir eine Ehre, Herrn Gröbig vorzuschlagen.'
Aha! Das muß bei traditionellen FDP-Mitgliedern also anders sein; denen ist es vermutlich keine Ehre, einen Parteifreund für ein Amt vorzuschlagen?
Und das läßt auch den Rückschluß zu, der ja auch aus dem Artikel spricht, daß nur die neuen FDPler Mitglieder werben, während die von Ihnen geschätzten FDP-Politiker (Tiedt, Tolksdorf und Carola von Braun) offensichtlich keine Neumitglieder vorzuweisen haben.
Politikverdrossenheit zeigt sich auch im Einsatz für die eigene Partei und Position, und zwar sowohl die Anhängerschaft innerhalb der Partei zu begeistern, als auch darin neue Bevölkerungskreise anzusprechen.
Das ist der früheren Parteiführung vermutlich nur in geringem Umfang gelungen; jedenfalls sprechen die Landtagswahlergebnisse der letzten Zeit eine deutliche Sprache hierfür.
Und die Wahlergebnisse legen auch die Vermutung zwingend nahe, wie groß das Ansehen der von Ihrer Zeitung hochgeschätzten FDP-Politiker in der Bevölkerung sein dürfte.
Zur Erinnerung: Bei den Landtagswahlen fiel die FDP nicht nur aus den jeweiligen Parlamenten, sie war, z. B. in Brandenburg, an der Regierung beteiligt.
Es wurden also regierende Minister abgewählt.
Dennoch behielten diese Personen nach den Wahlniederlagen als Landesvorsitzende bzw. im Landesvorstand entscheidende Positionen.
Carola von Braun hat in der Berliner FDP zuletzt weder Amt noch Mandat.
Auf einen weiteren Satz in dem Artikel bezogen - 'Carola von Braun hat auch viel weniger zu verlieren' - lautet dies wohl: Carola von Braun möchte etwas gewinnen, indem sie Mitglieder, die ihre sozialliberalen Positionen nicht uneingeschränkt teilen, mit nationalsozialistischer Diktion belegt.
Dies zu tun, um den innerparteilichen Meinungsbildungsprozeß zu beeinflussen, ist unverantwortlich.
Wer in der Vergangenheit auf Parteikosten gut lebte und unter anderem Friseurrechnungen mit Fraktionsgeldern bezahlte,
trauert sicherlich den guten alten Zeiten nach, es darf aber nicht jedes Mittel erlaubt sein, um den alten Zustand wieder herzustellen.
Außerdem muß man sich am eigenen Tun messen lassen, um als moralische Institution auftreten zu können.
Mitglied der FDP Berlin-Tempelhof
Eiswaldtstraße 15
12249 Berlin