Margherita Sarfatti

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Margherita Sarfatti
in der deutschsprachigen wikipedia

Margherita Sarfatti (geboren 8. April 1880 in Venedig; gestorben 30. Oktober 1961 in Cavallasca)
war eine italienische Schriftstellerin,
bis 1938 Förderin[1] und Geliebte Mussolinis, sowie Begründerin der Künstlergruppe Novecento..

Uta Ruscher

Margherita Sarfatti
„Ich habe mich geirrt? Was soll’s.“
Jüdin. Mäzenin. Faschistin.
Margherita Sarfatti, hochintelligent, eitel, kunstbesessen.
Sie will mehr als man den Frauen ihrer Zeit zugesteht.
Keine brave, unterhaltsame Person, sondern Kämpferin, die gestaltet, schreibt, eine ganze Nation verändern will.
Den Sinn für Farbe und Form schärft sie sich in ihrer Geburtsstadt Venedig.
Dort nennt man sie respektvoll die Rote Jungfrau.
Frauen an die Wahlurne!, Kunst für alle! – so lauten ihre Forderungen in der sozialistischen Wochenzeitung Venedigs.
Gemeinsam mit ihrem Ehemann Cesare Sarfatti kämpft sie für ein neues, glorreiches Italien.
In Mailand avanciert sie zur Förderin der Futuristen, zur ersten bedeutenden Kunstkritikerin Italiens.
Marinetti, Boccioni, Bontempelli, Toscanini – alles, was Rang und Namen hat, trifft sich in ihrem Salon.

Einer der Besucher wird von ihr besonders geschätzt,
ein aufbrausender Rebell mit ausgebeulten Hosen und rollenden Augen: Benito Mussolini.
Sein Ungestüm, seine Kompromisslosigkeit, das Sanfte und Unsichere hinter seinem aggressiven Gebaren
wecken ihre Neugier und Sympathie.
Der zukünftige Duce, Chefredakteur des sozialistischen Avanti!, macht ihr den Hof.
Eine Liebelei wie viele andere.
Später, nach dem Schock des 1. Weltkrieges, eine alles überbietende Leidenschaft.
Margherita Sarfatti sieht in Mussolini den Retter der Nation.
Sie ist es, die ihn an einflussreiche Intellektuelle vermittelt,
ihm Bücher zu lesen gibt, ihm bessere Manieren beibringt.
In unzähligen Artikeln
verhilft sie dem Faschismus zu breiter Akzeptanz und hohem Ansehen, auch im Ausland.
Der Marsch auf Rom wird von ihr mit initiiert und finanziert.
Fast zeitgleich gelingt es ihr, den Novecento Italiano zu gründen,
eine Gruppe von auserwählten Malern, Sarfattis Hoffnungsträger einer italienischen Moderne.

Alma Mahler-Werfel nennt sie die ungekrönte Königin Italiens,
Franklin D. Roosevelt empfängt sie im Weißen Haus.
Ihr Einfluss scheint unermesslich – bis Mussolini sie nicht mehr braucht und ihrer überdrüssig wird.
Vergeblich versucht sie eine Allianz zwischen Italien und Deutschland zu verhindern.
Der Grauton ihrer Haare, ihre Fältchen, ihr Machtanspruch, ihr Judentum – äußerst unerfreulich.
1938, nach Einführung der Rassengesetze in Italien,
muss Margerita Sarfatti fliehen.
Neun Jahre später kehrt sie in ihre Heimat zurück.

Das Porträt einer der ungewöhnlichsten italienischen Frauen des 20. Jahrhunderts, gemeinsam verfasst mit Marianne Brentzel,
Autorin von Biografien eigenwilliger Frauen und bekannt geworden mit ihren Büchern über die Nesthäkchen-Autorin Else Ury (siehe Links).

2018

25. September 2018

Margherita Sarfatti
Die Jüdin, die Mussolinis Muse war
Margherita Sarfatti war eine der schillerndsten Frauenfiguren im italienischen Faschismus.
Gleich zwei neue Ausstellungen erzählen ihr Leben – aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.
Thomas Migge
Dienstag, 25.09.2018, 14:58 Uhr
https://www.srf.ch/kultur/kunst/margherita-sarfatti-die-juedin-die-mussolinis-muse-war

Anfang 2008

Buch:
Margherita Sarfatti: "Ich habe mich geirrt. Was soll's." Jüdin. Mäzenin. Faschistin
von Marianne Brentzel und Ute Ruscher

Buch-Rezensionen

Jüdische Allgemeine Nr. 26
Jüdische Faschistin
Marianne Brentzel und Uta Ruscher
porträtieren Mussolinis Geliebte
von Jürgen Werth
https://www.mariannebrentzel.de/sarfatti-rezensionen.html

amazon.de

„Der Duce hat mir viel zu verdanken! Ich habe ihn zu dem gemacht, was er wurde.“
Das sagte Margherita Sarfatti, die 1880 geborene Tochter einer reichen und alt eingesessenen jüdischen Familie aus Venedig.
Alma Mahler-Werfel bezeichnete sie als die „ungekrönte Königin Italiens“,
andere nannten sie voller (Ehr)Furcht „Diktatorin der Kultur“.
Eine schillernde, begabte, hoch gebildete Frau, die allen Konventionen und Fesseln zum Trotz zur ersten bedeutenden Kunstkritikerin Italiens avancierte.
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und dem beginnenden Faschismus war sie der absolute Medienstar.
In ihrem Salon in Mailand, später in Rom, versammelte sie alles, was in der Kultur und Politik Rang und Namen hatte.
Ihr Ruf reichte weit über Italiens Grenzen hinaus.
Einstein spielte für sie Geige, Roosevelt lud sie zum Dinner ins Weiße Haus.
Sie war bekannt mit Josephine Baker, half, Sigmund Freud das Leben zu retten.
Als Ratgeberin und Geliebte blieb sie für Mussolini lange unentbehrlich.
Trotz allem musste sie 1938 über die Schweiz und Frankreich nach Uruguay und Argentinien flüchten.
Neun Jahre später kehrte sie nach Italien zurück,
verfemt und ausgestoßen lebte sie bis zu ihrem Tod zurückgezogen.
Margherita Sarfatti war eine charismatische Frau der extremen Widersprüche,
die sich niemals mit der kleinen Variante von Leben begnügte.
Marianne Brentzel und Uta Ruscher haben ihre Lebensgeschichte
auf fesselnde Weise nachgezeichnet und präsentieren einige noch nie zuvor veröffentlichte Dokumente.