Mariette Paschoud
Aus InRuR
Holocaust-Leugner in der Schweiz
Im Winter 1985/86 reiste die Lausanner Geschichtslehrerin Mariette Paschoud nach Paris, um einem älteren Herrn namens Henri Roques bei der öffentlichen Präsentation seiner Dissertation beizustehen. Nach Hause zurückgekehrt schrieb die Offizierin des Militärischen Frauenhilfsdienstes (MFD) in das monatlich von ihrem Ehemann herausgegebene Blättchen "Le pamphlet": Roques habe einen "seriösen, objektiven und bemerkenswerten Beitrag zur Wahrheitsfindung" in der Holocaust-Forschung vorgelegt. Roques leugnete schlicht die Existenz von Gaskammern; und um zur gewünschten Schlussfolderung zu kommen, unterschlug er die Existenz vieler gesicherter Quellen. Roques verlor seinen Doktortitel und die Lausanner Historikerin ihre Stelle als Gymnasiallehrerin wie auch die Beschäftigung als Ersatzrichterin an einem Divisionsgericht. Jahre später bewies das Eidgenössische Militärdepartement wieder einmal wenig politisches Gespür mit Rechtsextremisten: Erst nach geharnischten Protesten verzichtete das EMD auf die Beförderung der strammen Rechten zur MFD-Majorin.
Bis zu Paschouds öffentlichem Auftritt als "braune Mariette" hatten in der Schweiz zwei Hitler-Bewunderer in der Rechtsextremen-Szene den Holocaust öffentlich geleugnet. Beide Herren belieferten mit ihren braunen Periodika auch Gesinnungskameraden in westeuropäischen Ländern. Der Winterthurer Jurist Max Wahl, einst Gefolgsmann des "Republikaners" James Schwarzenbach, dann Mitte der siebziger Jahre Mitbegründer der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU), schrieb seit 1981 in seinem Blättchen "Eidgenoss" über die "Sechs-Millionen-Lüge" und liess seiner Hitler-Verherrlichung freien Lauf. Zum beständigen Angebot seines Verlages gehörte eine "Dünndruck-Tournister-Ausgabe" von Hitlers "Mein Kampf".
Der zweite Verbreiter Holocaust-leugnende Literatur, der Lausanner Alt-Faschist Gaston-Armand Amaudruz, ist seit Beginn der fünfziger Jahre Verleger und Redaktor des hektographierten Blättchens "Courrier du continent".
Er war wie Frau Paschoud bis vor kurzem Mitglied in Christoph Blochers Auns (Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz).
Rassist Amaudruz, Verfasser der Schrift "Ist Rassebewusstsein verwerflich?" (ein "sozialrassistisches Manifest", erschienen in den siebziger Jahren im Kritik-Verlag), exponierte sich als geschickter Informations- und Kontaktvermittler in der Internationale der Holocaust-Leugner.
Amaudruz vertrieb viele Jahre lang die Schriften des Kritik-Verlages von Thies Christophersen, darunter dessen Schrift "Die Auschwitz-Lüge", weiter auch "Der Auschwitz-Mythos" von Wilhelm Stäglich.
Beide Bücher waren - wie noch weitere aus Amaudruz' Angebot - in Deutschland verboten.
In einschlägigen Heften deutscher Rechtsextremer warb Amaudruz daher mit dem Hinweis "In der BRD verboten".
Die Schweiz wurde, so Jürg Frischknecht in seinem Buch "Schweiz wir kommen" (1991),
zum "nützlichen logistischen Hinterland".
Erst die Antirassismus-Strafnorm, in Kraft seit Januar 1995, unterband Amaudruz' Tätigkeit als Versand-Buchhändler.
Anfang neunziger Jahre erhielten die Schweizer Holocaust-Leugner Zuwachs von vier Männern,
die schon als Lehrer gearbeitet hatten: Andres J. Studer, Bernhard Schaub, Arthur Vogt und Jürgen Graf.
Dazu kam noch der Kaufmann Ernst Dünnenberger (...) Arthur Vogt, einst Mitglied der Nationalen Aktion und "Eidgenoss"-Autor,
negierte den Holocaust erstmals 1988 im rechtsextremistischen Voralberger Blatt "Sieg".
Im September 1991 trat Vogt an einer Tagung in der Nähe von Nürnberg als Holocaust-Leugner auf,
sein "Vortrag "Der Holocaust - Legende oder Realität" wurde als Broschüre veröffentlicht:
Die "Geschichtslüge", so Vogt, habe den "Weg freigemacht
für eine beispielslose politisch-finanzielle Erpressung.
Haupt-Nutzniesser sind:
Der Staat Israel und der internationale Zionismus".
Vogt wurde daraufhin in Nürnberg wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu