Ostalgie Fernsehzeitung wirbt für DDR-verherrlichende Literatur

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"Junge Freiheit" 21. Juli 2009
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Ostalgie
Fernsehzeitung wirbt für DDR-verherrlichende Literatur

„Das ist uns durchgerutscht“, bedauert Martin Schumacher, der Anzeigenleiter der rtv,
einer Programmzeitschrift,
die wöchentlich als Beilage in über 200 Tageszeitungen und in einer Auflage von über neun Millionen Exemplaren erscheint.
„Wir werden darauf achten, daß die beanstandeten Bücher nicht mehr in unserer Zeitschrift beworben werden“,
versichert er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT.

Stein des Anstoßes ist eine Beilage der Firma „Buchredaktion“, die Ende Juni in der rtv an rund 1,9 Millionen Haushalte in Mitteldeutschland ausgeliefert wurde.
Allerdings handelte es sich bei den darin beworbenen Büchern keineswegs um gewöhnliche Publikationen:

Auf 15 Seiten wird unter dem Titel „Die besten Bücher für Sie“ nahezu ausnahmslos DDR-verherrlichende und verharmlosende Literatur angeboten.
Da gibt es zum Beispiel die „Gefängnis-Notizen“ des früheren SED-Generalsekretärs und Staatsratsvorsitzenden der DDR, Egon Krenz, „mit original Autogrammkarte“, ebenso wie „Verlorene Prozesse“, verfaßt vom langjährigen Vorsitzenden der Berliner Anwaltskammer der DDR, Friedrich Wolff, ebenfalls mit „original Autogrammkarte“.

Daneben finden sich weitere Titel wie Ralph HartmannsDDR-Legenden.
Der Unrechtsstaat, der Schießbefehl und die marode Wirtschaft“
oder „Dämonisierung durch Vergleich“, eine „Streitschrift“ des linksradikalen Historikers Wolfgang Wippermann,
die zeigen will, wie die „Konstruktion und Erfindung“ der Totalitarismusdoktrin ihre Anwendung auf die DDR gefunden habe.

Überwältigendes Zusammengehörigkeitsgefühl der FDJ

Quasi geschenkt bekommt man für nur 2,95 Euro „Lotte und Walter.
Die Ulbrichts in Selbstzeugnissen, Briefen und Dokumenten“.
Gerade mal einen Euro mehr kostet Lotte Ulbrichts „Mein Leben“, das laut Prospekt einen „Blick auf die DDR zeigt, wie es ihn noch nie“ gegeben habe.

Auch Bildbände über Aktfotografie und FKK in der DDR sowie diverse Musik-CDs wie „Vorwärts, freie deutsche Jugend.
Lieder der FDJ“ sind im Angebot.
Eben alles, was das „ostalge“ Herz begehrt. Über die FDJ heißt es in der Beilage:
„Jeder, der in der DDR aufwuchs, trat ihr bei und lernte das überwältigende Zusammengehörigkeitsgefühl kennen, das sie auszeichnete.“
Daß diejenigen, die nicht der FDJ beitraten,
teilweise erheblichen Schikanen und staatlicher Repression ausgesetzt waren,
wird dagegen verschwiegen.

Die meisten der angebotenen Publikationen sind in den Verlagen der „Eulenspiegel Verlagsgruppe“ erschienen.
Dabei handelt es sich um den Zusammenschluß der ehemaligen DDR-Verlage
Eulenspiegel“, „Das Neue Berlin“, „Neues Leben“ sowie der 1991 gegründeten „Edition Ost“.

Zusammenarbeit mit ehemaligen DDR-Verlagen

Letztere konnte 1994 mit den „Moabiter Notizen“, dem „letzten schriftlichen Zeugnis“ Erich Honeckers, einen Verkaufsschlager für sich verbuchen.
Seit 2007 gehört zudem der linke Berliner „Rotbuch Verlag“ zur Eulenspiegelgruppe.

Auf ihr Angebot angesprochen gibt sich die für die Beilage verantwortliche Firma „Buchredaktion“ zugeknöpft. Einen Ansprechpartner für die Presse gebe es nicht, und auch die Geschäftsleitung sei nicht zu sprechen.
Man sei ein seit etwa 2003 existierendes Unternehmen und rein auf DDR-Literatur ausgelegt.

Die Berliner Adresse der „Buchredaktion“ ist jedoch identisch mit der der Eulenspiegel Verlagsgruppe, und der Geschäftsführer der „Buchredaktion“, Marko Wünsch, ist auch Geschäftsführer des zu Eulenspiegel gehörenden Rotbuch Verlags.

Bei Eulenspiegel bestätigt man die Zusammenarbeit mit der „Buchredaktion“.
„Wir arbeiten eng zusammen, sind aber zwei getrennte Unternehmen“, sagte eine Sprecherin der Verlagsgruppe auf Anfrage der JF.

Schlag ins Gesicht der DDR-Opfer

Das Angebot von Eulenspiegel beschrieb sie als Bücher, die von Menschen geschrieben seien, die die DDR erlebt hätten.
„Eben aus einer anderen Position heraus, als wenn nur West-Deutsche über die DDR berichten“.
Ein Geschäft, das sich zu lohnen scheint, denn billig dürfte die mehrseitige Werbebeilage in 1,9-millionenfacher Auflage nicht gerade gewesen sein.

Der Vorsitzende des DDR-Opfer-Verbands „Vereinigung 17. Juni 1953“, Carl-Wolfgang Holzapfel, bezeichnete die Buchbeilage gegenüber der JF als „Schlag ins Gesicht“ für alle, die unter dem DDR-System gelitten hätten. „Das kommt einer Verhöhnung der Opfer gleich.
Man stelle sich vor, in einer Werbebeilage würde so über die Hitlerjugend geschrieben, wie hier über die FDJ.
Es gäbe helle Empörungsschreie“.

Der rtv riet Holzapfel, sich in einer der kommenden Ausgaben bei den Lesern für das Versehen angemessen zu entschuldigen.
„Einfach Stillschweigen und Schwamm drüber ist in dieser Situation zu wenig“. (krk)


Kommentare

Carsten Schulz meint

22. Juli 2009 um 10:37

Dazu passt die Meldung, dass der Bürgermeister von Prenzlau
dem Organisator des Stadtjubiläums den
DDR-Orden ‚Banner der Arbeit‘ verliehen hat.
Man könnte es als Komödie oder Provinzposse abtun.
Aber leider hat auch diese Geschichte einen üblen Nachgeschmack.
Wenn man den beiliegenden zeitungsartikel liest, dann erkennt man zwischen den Zeilen, dass es eben nicht nur ein misslungener Scherz war, sondern auch einen bitteren und realen Hintergrund hat.

http://www.morgenpost.de/printarchiv/brandenburg/article1136034/Buergermeister_verleiht_DDR_Orden.html

Bernd Sydow meint

22. Juli 2009 um 10:36

(Fortsetzung)

Die Konturen einer „DDR light“ werden immer deutlicher.
Daß unsere Kanzlerin („Angie“) einst systembejahende FDJ-Funktionärin war, scheint niemanden mehr zu interessieren.
Parallel zu dieser Entwicklung wird der „Kampf gegen Rechts“, der in Wahrheit gegen das konservative Bürgertum gerichtet ist, immer hysterischer geführt.
Es ist widerwärtig, wie der Demokratiebegriff von Politik und Medien für antifaschistische Zwecke mißbraucht wird.

Dabei war die DDR Verfechterin der kommunistischen Ideologie, die unendliches Leid über die Völker gebracht hat und zig-Millionen von Toten forderte.

Bernd Sydow meint

22. Juli 2009 um 10:35

Nach Jahren der Verharmlosung der DDR-Diktatur im Zuge der (N)Ostalgie-Welle beginnt nun ihre Glorifizierung.
Zudem wird an deutschen Schulen die kommunistische (zweite) Diktatur fast gar nicht, die nationalsozialistische (erste) hingegen bis zum Erbrechen behandelt.
Desweiteren vollzieht sich in unserer Bevölkerung – nicht zuletzt wegen der Wirtschaftskrise – ein radikaler Bewußtseinswandel, weg von „bürgerlicher Freiheit“ hin zu „sozialer Sicherheit“, d.h. Arbeitsplatzgarantie und staatliche Rundumversorgung a la DDR.

(Fortsetzung folgt)

Marc Wagner meint

22. Juli 2009 um 10:35

Wer möchte, soll sich dieses Zeug eben kaufen und lesen.
Man kann doch nicht gegen Edathy wegen seiner FSK wettern und hier dann den freien Vertrieb von unliebsamem Gedankengut bekämpfen.
Sicher wird in der BRD mit verschiedenen Maßen gemessen, aber die Zensur auszuweiten macht die Sache nicht besser.
Grundsätzlich gilt bis auf wenige Ausnahmen die Meinungs- und Publikationsfreiheit.
Ob nun Kommun. Manifest oder Mein Kampf – wer kritisch liest erkennt ja genau durch diese Lektüre was wann und warum passiert ist!
Die Frage ist eben, ob die rtv auch das Programm des JF-Buchdienstes abdrucken würde.
Zensur aufheben, nicht ausweiten!

Herbert Weiß meint

22. Juli 2009 um 8:43

„Was ist der Unterschied zwischen Marx und Murks?“ – wird ein SED-Genosse bei einem Parteiseminar gefragt.
Er druckst ziemlich ratlos herum.
Der Prüfer will ihm etwas helfen: „Marx – das ist doch die Theorie…“
Ich bin kein DDR-Nostalgiker.
Der ostdeutsche Staat war ganz sicher kein Paradies.
Aber eben auch nicht die pure Hölle auf Erden.
Mal ganz ehrlich, liebe Leute, sich etwas anpassen, katzbuckeln und ab und zu das Maul halten muss man auch in diesem System, wenn man es zu etwas bringen will. Lassen wir die Toten ruhen und sehen zu, wie´es weiter geht.
Vergangenheitsbewältigung ist ganz schön und gut – man sollte darüber nicht die Gegenwart und die Zukunft vergessen. Joachim Greenwood meint

21. Juli 2009 um 18:48

(2)
Wie weit man heute schon damit ist, zeigt eine marxistisch orientierte Wirtschaftspolitik in der von Geldumlauf, Geldumlaufgeschwindigkeit oder Ruecklagen im Staatshaushalt oder gar finanzielles Ruecklagenpolster der Betriebe keine Rede mehr ist. Es wurde reale beweisbar gute Wirtschaftspolitik durch die marxistische Wirtschaftspolitik der Staatstransferleitsungen erstetzt.
Vergleicht man was DDR Wirtschaft
und die Wirtschaft der alt BRD
unterscheidet so muss man unbedingt DDR ideologie verherrlichen,
sonst kommt womoeglich einer auf die Idee zu fragen, was wohl wirtschaftlich der Unterschied zwischen dem damaligen starken D-Mark Wirtschaftsraum
und der DDR Wirtschaft gewesen war.
Welche Wirtschaftspolitik genau unterschied deutsche Wirtschaft von der Inflationsgebaeutelten Wirtschaftspolitik anderer Staaten in der EU?
Es gibt viele Gruende die DDR zu verherrlichen
und der hier von mir genannte, ist nur einer davon.

Joachim Greenwood meint

21. Juli 2009 um 18:48

(1)
Nun wenn man mal genau hinsieht wer so alles in den Aemtern bis runter zu den Kreisgemeinen sitzt, welche Damen und Herren im Strafvollzug “heute” arbeiten, ja wenn man sich die Parteien ansieht bis hinauf zur Kandesbunzlerin wird man feststellen es sind DDR Seilaschaften.
Desshalb ist keine Aufarbeitung der zweiten Diktatur in Deutschland moeglich und dies ermoeglicht die dritte Diktatur in Deutschland, wenn es sich heute auch um eine Parteiendiktatur handelt.
Somit muss die DDR und ihre Funktionaere aus Politbuero, Patei und DDR Staatskichen verherrlicht werden.

Paul Mannstein meint

21. Juli 2009 um 18:48

Warum nicht Parolen die Angela Merkel herausgab als sie noch eine hundertzehn prozentige Kummunistin in der DDR war.

Sie war doch auch dabei.