Rechtes Vernetzungstreffen im Berliner Westen

Aus InRuR

Rechtes Vernetzungstreffen im Berliner Westen
Von Theo Schneider 06.09.2018

Raumverlust, Gegenproteste und ein fehlender Referent prägten das jüngste „Dienstagsgespräch“,
bei dem unter anderem Vertreter von NPD, AfD und extrem rechten Splittergruppen zusammenkamen.
Illustre Runde beim "Dienstagsgespräch
unter anderem mit dem NPD-Politiker Udo Voigt (3.v.l.) Photo: Oskar Schwartz

Seit 1991 findet im Westen Berlins
die rechtsextreme monatliche Veranstaltungsreihe
„Das Dienstagsgespräch“ des ehemaligen NPD-Kandidaten Hans-Ulrich Pieper statt.
Die Runde beschreibt sich selbst als „politisch unabhängig“,
die Wert auf „auf unkonventionelle, politisch nicht korrekte Meinungen“ lege.
Regelmäßig dient die Zusammenkunft als Ort der Vernetzung
für verschiedene Spektren der extremen Rechten.
(bnr.de berichtete zuletzt hier)
So auch am Dienstag dieser Woche,
als Pieper zu einem Vortrag mit dem Kopf der österreichischen „Identitären“ Martin Sellner lud
und Vertreter von NPD, AfD und rechten Splittergruppen in Charlottenburg zusammenkamen.

„Volkslehrer“ als Referent im Juli

Allerdings war Pieper in diesen Wochen mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert.
Zunächst ging ihm sein letzter Veranstaltungsort,
das Restaurant Charlotte kurzfristig nach einem Hinweis an die Betreiber verloren.
Noch im Juli referierte dort der so genannte „Volkslehrer“ Nikolai N.,
ein extrem rechter YouTube-Aktivist der zwischen Holocaust-Leugner- und Neonazi-Szene changiert.
Daraufhin organisierte Pieper am Dienstag
einen Raum im wenige Meter entfernten Brauhaus Lemke
am Schloss Charlottenburg in Berlin.
Allerdings erwartete die Teilnehmer dort schon vor Beginn
eine Gruppe von rund 50 Antifaschisten,
die die extremen Rechten mit Sprechchören empfingen
und parallel zum Treffen eine Spontankundgebung durchführten.
Die Betreiber des Brauhauses wirkten überrascht und wenig erfreut.
Zu guter Letzt sprang dann auch noch Referent Sellner ab,
der angeblich aus gesundheitlichen Gründen gar nicht erst erschienen war.

Neonazis und prominente AfD-Mitglieder dabei

Unter den Teilnehmern befanden sich mehrere NPD-Funktionäre,
unter anderem der NPD-Europaabgeordnete Udo Voigt,
der Bundeschef der „Jungen NationalistenChristian Häger,
Voigts Pressesprecher
und Münchner Stadtrat Karl Richter,
Voigts „politischer Referent“ Florian Stein
sowie die beiden Berliner NPD-Vize Uwe Meenen und Sebastian Schmidtke.
Teil der Gruppe war auch Angelika Willig,
die regelmäßig für rechtsextreme Publikationen schreibt,
zuletzt für das Neonaziheft „N.S. Heute“. (bnr.de berichtete)
Vor Ort anwesend waren ebenso der frühere Republikaner-Kandidat Tibor Haraszti aus Reinickendorf,
der zeitweilig im Berliner NPD-Vorstand war,
sowie der Berliner Neonazi Harald B.,
der durch einen Schweinekopf-Anschlag
auf eine Neuköllner Moschee 2012 Bekanntheit erlangte.
Weitere Besucher waren der „Bärgida“-Anmelder Karl Schmitt
sowie der ehemalige Berliner „Identitären“-Aktivist Dietmar G.
Auch Gert Schneider, der früher in seiner Funktion
als „Landesbeauftragter der Deutschland-Bewegung
selbst solche Treffen organisierte, zeigte sich.

Von Neonazis über Anhänger extrem rechter islamfeindlicher Splittergruppen
konnte der Bogen der Teilnehmenden bis zur AfD gespannt werden:
Mit Johannes Sondermann
sowie dem fraktionslosen Abgeordnetenhausmitglied Andreas Wild
befanden sich mindestens zwei prominente AfD-Mitglieder unter den Gästen.
Wild war erst im vergangenen Monat als Referent für das „Dienstagsgespräch“ angekündigt.
Zwei Monate zuvor bewarb man den Neonazi-Barden Frank Rennicke
„mit Gitarre und neuen Liedern“ unter dem Titel „Aus meinem Leben als deutscher Barde“.