Streit um Gedenkstein beigelegt

Aus InRuR

22.06.2012 / Inland / Seite 5
Streit um Gedenkstein beigelegt
Ziegenhals: Stadtverordnete stimmen Grundstücksverkauf zu. Bündnis ruft zu Spenden auf
Von Daniel Bratanovic
Gegenüber vom früheren »Sporthaus Ziegenhals« am Südrand von Berlin erinnert bald ein Gedenkstein an die letzte Tagung der KPD-Führung unmittelbar nach der Machtübernahme der Nazis.
Zwei Jahre nach dem Abriß der Ernst-Thälmann-Gedenkstätte haben die Königs Wusterhausener Stadtverordneten am Montag abend dem Verkauf eines gegenüberliegenden Grundstücks an die Liegenschaftsverwaltung Vulkan zugestimmt.
Auf dem Gelände, das bei einer Größe von 150 Quadratmetern etwa 2000 Euro kostet, soll bis spätestens Anfang 2013 ein Gedenkstein errichtet werden,
dessen Inschrift an die illegale Tagung der KPD vom 7. Februar 1933 erinnern soll.
Es war der letzte Auftritt des damaligen KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann vor seiner Verhaftung.
Von dem Treffen ging das Signal des organisierten Widerstand gegen den Hitlerfaschismus aus.
Eine solcherart klare Botschaft auf dem Stein stand jedoch zeitweilig auf der Kippe.
Nachdem ein hochrangiger Beamter des brandenburgischen Bauministeriums
das Grundstück des ehemaligen »Sporthauses Ziegenhals« privat erworben
und schließlich im Mai 2010 hatte abreißen lassen,
entstand in Reaktion darauf das Vorhaben, einen Gedenkstein an der nun verkauften Fläche aufzustellen.
Die Stadtverordnetenversammlung Königs Wusterhausen bewilligte 2011 dafür 10000 Euro.
Im März diesen Jahres wurde jedoch bekannt, daß SPD, CDU und FDP das Geld nur dann herausgeben wollten, wenn sie den Text der Inschrift diktieren könnten.
Demnach sollte auf dem Stein der Satz »In Erinnerung an den Widerstand gegen Diktatur und Gewaltherrschaft« prangen.
Gegen diese geschichtsfälschende Inschrift, die eine unzulässige Gleichsetzung von Faschismus und Sozialismus bedeutet hätte, formierte sich damals sogleich Widerstand.
Ein eigens gegründetes Aktionsbündnis, dem neben der Linkspartei die Deutsche Kommunistische Partei,
die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes sowie das Königs Wusterhausener Bündnis gegen Rechts angehören, war bereit, auf das Geld der Stadt zu verzichten, um sich in eigener Regie der Sache anzunehmen.

Mit dem Verkaufsbeschluß vom Montag ist ein vorläufiger Abschluß erreicht.
Allerdings ist das Bündnis ohne die bewilligten Gelder auf Spenden angewiesen.
Der Vulkan-Liegenschaftsverwaltung, die auch die Berliner Zentrale der Linkspartei, das Karl-Liebknecht-Haus, verwaltet, sollen keine Kosten entstehen.
Neben den 2000 Euro für das Grundstück schätzt Michael Wippold, Geschäftsführer der Linkspartei im Landkreis Dahme-Spreewald,
den Bedarf für den Gedenkstein und die Gestaltung des Umfelds auf rund 8000 Euro.

Der Freundeskreis »Ernst-Thälmann-Gedenkstätte« begrüßt prinzipiell die vorgesehene Regelung.
Es sei gut, daß es den Gedenkstein gebe, bestätigte der Vorsitzende Max Renkl auf Nachfrage von jW. Allerdings sei zu kritisieren, daß er gegenüber der ehemaligen Gedenkstätte stehen werde.
Auch sei nicht nachvollziehbar, warum gewissermaßen »kampflos« auf die 10000 Euro der Stadt verzichtet worden sei.
Wippold hingegen ist zufrieden.
Die Linkspartei in Brandenburg sei bekannt für ihren Realismus.
»Besser ein kleiner Gedenkstein, als gar keiner.« 

http://anonym.to/?http://www.jungewelt.de/2012/06-22/050.php