Veranstaltung über die Widersprüche des 11. 9.: Nichts gegen rechten Provokateur unternommen?
Aus InRuR
30. Juni 2003 in Humboldt Uni Berlin
"Der inszenierte Terrorismus Die Anschläge am 11. September 2001"
Veranstaltung über die Widersprüche des 11. 9.: Nichts gegen rechten Provokateur unternommen?
jW sprach mit Ronald Thoden. Er war Organisator der Veranstaltung »Der inszenierte Terrorismus – Zu den Widersprüchen des 11.September« am Montag in der Berliner Humboldt-Uni
Interview: Jürgen Elsässer
F: Über 1000 Leute sind zu Ihrer Veranstaltung gekommen. Jeder fragt sich jetzt: Wer ist der Tausendsassa, der so was auf die Beine stellt?
Ich bin 40 Jahre, war bis vor fünf, sechs Jahren in Göttingen bei den Grünen. Dann habe ich mich enttäuscht und verzweifelt zurückgezogen und wähle seither nicht mehr.
F: Und wie finanzieren Sie eine solche Veranstaltung?
6000 Euro wird es schon gekostet haben. Ein Teil kam über die Eintrittsgelder wieder rein.
F: Sind sie Krösus?
Ich bin Personalberater und vermittle übers Internet Stellen. Was ich dabei verdient habe, habe ich jetzt investiert. Das Thema brennt mir auf den Nägeln, ich promoviere zur Zeit auch im Studienfach Politik über die Geschichte des inszenierten Terrorismus.
F: Die Veranstaltung mußte vorzeitig abgebrochen werden. Warum?
Ja, leider. Nach der Pause hat mich der Sicherheitsdienst informiert, auch mit Bezug auf die Kripo, was sich am und vor dem Eingang abspielt. Sie sagten, die Veranstaltung stehe »auf des Messers Schneide«. Für jede zerbrochene Fensterscheibe wäre ich haftbar gemacht worden. Zudem mußte ich mich innerhalb kürzester Frist entscheiden. Aber wir hätten sowieso um spätestens 22.15 Uhr den Saal verlassen müssen.
F: Was war der Grund für die bedrohliche Zuspitzung?
Die Anwesenheit des Nazi-Anwalts Horst Mahler. Dieser Mann lebt ja davon, Skandale zu inszenieren, das gibt ihm Publicity.
F: Sie hätten ihn über den Saalschutz entfernen lassen können.
Ich war unentschlossen. Aber die Mehrheit der Podiumsteilnehmer ...
F: ... von Bülow, Opperskalski, Sieker, Spoo, Bröckers und Wisnewski ...
war nicht unbedingt dafür. Sie meinten, man solle abwarten, wie er sich verhält. Unsere Sorge war eher, daß er sich in der Diskussion des Mikrofons bemächtigt und dann provoziert. Darauf waren wir vorbereitet. Eines ist klar: Wir haben ihn nicht eingeladen, und er hätte nie die Möglichkeit zu einem Diskussionsbeitrag bekommen. Er war einfacher Zuhörer.
F: Ihre Saalschützer gingen nicht gegen Mahler, wohl aber gegen die Mahler-Gegner im Saal vor. Einige wurden rausgedrängt.
Das habe ich nicht so recht mitbekommen. Da war so ein Typ mit Brille und amerikanischem Akzent, der sich gezielt aufspulte. Das brachte Mahler noch mehr Aufmerksamkeit. Auch in diesem Interview sprechen wir schon wieder die meiste Zeit über ihn.
F: Sehen Sie nicht das Problem, daß Rechtsradikale sich des Themas bemächtigen könnten?
Durchaus. Mir stehen die Haare zu Berge über die Post, die ich bekomme. Einer hat eine Untersuchungskommission zum 11. September gefordert, die aber unter Führung des Hauses Hohenzollern gebildet werden müsse. Aber die meisten Interessenten oder auch die Besucher am Montag gehören nicht in diese Richtung.
F: Wie geht’s weiter?
Am 7. oder 8. September gibt’s in Berlin die Fortsetzung, wahrscheinlich mit Experten aus den USA.