Verantwortungs-Diffusion
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Verantwortungsdiffusion
in der
von bürgerlich, reaktionären Männern dominierten,
deutsch-sprachigen wikipedia
Verantwortungsdiffusion bezeichnet das Phänomen,
dass eine Aufgabe, die offensichtlich zu tun ist,
nicht ausgeführt wird – obwohl dafür genügend fähige Personen
anwesend beziehungsweise verfügbar wären. Die beteiligten Personen hoffen bewusst oder unbewusst,
dass eine andere Person schon rechtzeitig einschreiten würde.
Alternativ kann unter dem Begriff eine nicht eindeutige Zuordnung
einer Aufgabe einer verantwortlichen Stelle oder Person verstanden werden.
Das Problem ist regelmäßig in der freien Wirtschaft und im Umgang mit Behörden bekannt,
wenn eine Zuordnung einer fehlerbehafteten Erledigung oder Entscheidung
keinem einzelnen Verursacher mehr zugeordnet werden kann.
Der Begriff bezieht sich auf jenen der Verantwortung.
Verantwortungsdiffusion wird unter anderem in der Psychologie,
der Sozialpsychologie, der Pädagogik
und der Organisationssoziologie untersucht.
In der Verhaltensforschung wurde etwa das Verhalten von Zuschauern
bei einer Straftat untersucht und festgestellt,
dass alleine die Anwesenheit mehrerer Zuschauer
die Wahrscheinlichkeit von Hilfeleistungen erheblich senken kann (Bystander-Effekt).
Bei der Untersuchung der Aufgabenverteilung in Organisationen
stößt die Soziologie immer wieder auf das Phänomen, dass Tätigkeiten,
die von Mitarbeitern durchaus als notwendig eingestuft werden,
dennoch nicht ausgeführt werden.
Als Erklärung wird etwa genannt,
dass die Verbindung zwischen der eigenen organisatorischen Rolle
und dem Charakter der Aufgabe für die in Frage kommenden Akteure ungeklärt ist.
Bei der Entstehung von Verantwortungsdiffusion
kann auch eine übergeordnete Instanz ursächlich sein:
Sie kann etwa durch fehlende oder unklare Zuordnung von Verantwortung
oder auch durch gezielte Zuordnung gleicher Aufgaben
an mehrere miteinander konkurrierende Stellen bedingt sein (vgl. Königsmechanismus).
Verantwortungsdiffusion kann spieltheoretisch als Trittbrettfahrerproblem[1]
oder mit dem Koordinationsspiel als Freiwilligendilemma[2] formalisiert werden.
Ein weiterer Faktor in der Entstehung der Verantwortungsdiffusion
ist die Tatsache, dass Menschen oftmals einen Konsens anstreben, und es vermeiden wollen, sich zu exponieren.
Im schlimmsten Fall wird befürchtet,
als unpopulär oder sogar „streitsuchend“ zu erscheinen.