Was Ueli Maurer mit dem VPM und Kommunisten verbindet

Aus InRuR

24.03.2010 Schweizer Tagesanzeiger:
Was Ueli Maurer mit dem VPM und Kommunisten verbindet

Ein VPM-Anhänger und ein Ex-Kommunist haben ein Buch veröffentlicht,
das die Schweiz hochleben lässt.
Einer der Autoren: Bundesrat Ueli Maurer.
Ueli Maurer, der Buchautor:
Ein Beitrag von ihm findet sich im Werk «Erfolgsmodell Schweiz».

Von David Nauer
Deutschland-Korrespondent
@davidnauer 24.03.2010


Das Matterhorn und eine Schweizer Fahne schmücken den Buchdeckel.
Darüber steht in grossen Lettern: «Erfolgsmodell Schweiz».
Das Werk enthält Beiträge namhafter Eidgenossen – darunter Bundesrat Ueli Maurer,
SwatchChef Nicolas G. Hayek und Swiss-LifeCEO Rolf Dörig.
Auf einem Flugblatt wirbt der Verlag mit einem Maurer-Zitat: «Es ist (...) falsch,
der Schweiz ein unkooperatives Verhalten in Steuerfragen zu unterstellen.»

Hinter der Streitschrift stehen aber weder das Bundeshaus noch die Schweizer Wirtschaftselite.
Als Co-Herausgeber fungiert der Schweizer VPM-Anhänger Matthias Erne.
Der Verein zur Förderung der psychologischen Menschenkenntnis (VPM) hatte sich zwar 2002 aus taktischen Gründen aufgelöst,
wirkt aber in zahlreichen Politgruppen weiter – unter anderem im Rahmen des Kongresses «Mut zur Ethik».
An einer solchen Veranstaltung ist Erne auch aufgetreten und hat über die schweizerische «Volkssouveränität» referiert.
Der Vortrag ist in «Erfolgsmodell Schweiz» nachzulesen.

Kommunist und Antizionist

Nicht weniger illuster ist Co-Herausgeber Jürgen Elsässer.
Der Deutsche war in den 80er-Jahren Mitglied des sogenannten Kommunistischen Bundes.
Danach wirkte er in der linken Szene, bis er nach rechts abdriftete.
Amerikafeindlichkeit und Antizionismus sind heute die wichtigsten ideologischen Komponenten seiner Weltanschauung.

Wie fühlt sich der Vorsteher des Eidgenössischen Verteidigungsdepartements in dieser Gesellschaft?
Von der VPM-Anhängerschaft des Co-Herausgebers Erne habe man nichts gewusst, sagt Maurers Sprecher Jean-Blaise Defago.
Auch das politische Umfeld des Jürgen Elsässer sei dem VBS nicht bekannt.

Rede abgedruckt

Maurer hat – ähnlich wie die Manager Dörig und Hayek – den Text nicht eigens für das Buch verfasst.
Es handelt sich um eine Rede, die er am 22. Juni 2009 vor der Handelskammer DeutschlandSchweiz gehalten hat.
In «Erfolgsmodell Schweiz» wurde der Text «mit freundlicher Genehmigung des Autors» abgedruckt.

Man habe die Anfrage bekommen, ob der Text verwendet werden dürfe, so Maurers Sprecher Defago.
Der Vortrag sei öffentlich gewesen. Auch Kameras des Schweizer Fernsehens hätten ihn gefilmt.
Beim VBS sah man deshalb kein Problem mit einer Veröffentlichung in Buchform.

«Indianer und Kavallerie»

Maurers Text trägt den Titel «Indianer und Kavallerie» und beschäftigt sich mit den deutsch-schweizerischen Beziehungen.
In einem historischen Exkurs beschreibt der Magistrat die Eidgenossenschaft als Hort der Freiheit in Europa.
«Viele – gerade viele Deutsche – empfanden sie als Oase,
als Oase in einer Wüste der Einschränkungen
und der staatlichen Bevormundung oder der materiellen Not.»

Der Bundesrat stehe zum Inhalt seiner Rede, hält das VBS fest.
«Für das Buch, die Beiträge der anderen Autoren,
die Herausgeber und den Verlag trägt er keine Verantwortung.»

Jüngst berichtete die «NZZ am Sonntag», Maurer habe an einem Anlass der Freikirche «Stiftung Schleife» teilgenommen.
Die Organisation wird von Sektenspezialisten als problematisch eingestuft.
Maurer war sich dessen nicht bewusst: Er habe die Veranstalterin nicht gekannt.
(Tages-Anzeiger) (Erstellt: 24.03.2010, 08:49 Uhr)