»Trauern« für den »Rassenkrieg«

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"Junge Welt" vom 12.09.2018, Seite 15 / Antifa
»Trauern« für den »Rassenkrieg«
Köthener starb nach Auseinandersetzung mit Afghanen an Herzversagen.
Was Neonazis daraus machen

Neonazis beim »Trauermarsch« in Köthen am 9. September
Foto: Hannibal Hanschke/REUTERS

Während einer Kundgebung in Köthen hat der Chef des rechten Bündnisses Thügida, David Köckert, eine vielsagende Rede gehalten.
Der frühere Organisationsleiter der NPD bezog sich darin auf den Tod eines 22jährigen Deutschen,
der in der Nacht zum Sonntag nach einer Auseinandersetzung mit zwei Männern aus Afghanistan an Herzversagen gestorben war.
Nach einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung ergab die Obduktion,
dass dies keine Folge direkter Gewalteinwirkung war.
Der Mann habe einen angeborenen Herzfehler gehabt.
Gegen die Afghanen wird wegen Körperverletzung mit Todesfolge ermittelt.
Die Bild berichtete zudem, dass der Bruder des Toten ein vorbestrafter »rechtsextremer« Intensivtäter sei.

Köckert sagte auf der angeblichen Trauerkundgebung,
das deutsche Volk müsse sich einem »Rassenkrieg« stellen.
»Und zwar ist es Krieg, und das kann man wirklich so sagen.
Ein Rassenkrieg gegen das deutsche Volk, was hier passiert, und dagegen müssen wir uns wehren«,
rief er laut Videoabschrift des Portals Buzzfeed News.
»Wollt ihr weiterhin die Schafe bleiben, die blöken, oder wollt ihr zu Wölfen werden und sie zerfetzen?«

Zuvor hatte Köckert, an die Polizei gewandt, erklärt:
»Jeder der in Blau gehaltenen, charakterlosen Söldner, die hier stehen,
ihr müsstet eure Helme wegschmeißen, ihr müsstet hier mit dem Volk stehen und Widerstand leisten.« 
Über politische Gegner und Journalisten sagte der Neonazi:
»Das einzige, was diese scheiß Piepkunden verstehen, ist,
wenn man sie zu Hause stellt, wenn man vor ihren Türen auf sie wartet.
Wenn sie genau das wiederbekommen, was sie uns zumuten.
Und zwar Auge um Auge, Zahn um Zahn.« 
Und weiter: »Wenn wir noch einmal die Macht bekommen,
dann werden diese Flitzpiepen sich im dunklen Kellerverlies wiederfinden.« 
Auch fragte er mit Bedauern, warum seine Szene (»wir«)
nicht »den Mut und die Kraft« habe,
sich »nach Berlin zu bewegen und sie zum Teufel zu jagen«.

Am zweiten Abend nach dem Tod des 22jährigen bemühte sich auf dem Holzmarkt in Köthen
eine Rednerin, die sich als »Jenny« und gewöhnliche Mutter von drei Kindern aus dem Volk vorstellte,
die Hasstiraden von Köckert noch zu toppen.
In Richtung von Journalisten und Gegendemonstranten sagte sie
nach Angaben des Nachrichtenportals T-Online:
»Die da hinten werden als erstes brennen. Brennen! Und ihr habt mich richtig verstanden.« 
Nach Angaben der Linke-Abgeordneten Henriette Quade
handelte es sich um die Neonaziaktivistin­ Jennifer Rodrian,
die bereits für das »Nationale Kollektiv Anhalt« in Erscheinung getreten war. (jW)