Daniel Barenboim

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Daniel Barenboim
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Sir Daniel Barenboim, KBE (hebräisch ‏דניאל בארנבוים‎; * 15. November 1942 in Buenos Aires, Argentinien)
ist ein argentinisch-israelisch-spanisch-palästinensischer Pianist und Dirigent.
Er erhielt zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, einschließlich des deutschen Großen Bundesverdienstkreuzes.

2009: Moses Mendelssohn Medaille
des Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien

Feuilleton
Dirigent zwischen den Fronten
Was Daniel Barenboim
im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern
von seinen Landsleuten erwartet -
Eine Begegnung mit dem Künstler
von Joachim Kaiser
Süddeutsche Zeitung (DEU) 05.01.2006
Seite 11

Wer Paul Smacznys Dokumentarfilm
über die Aktivitäten Daniel Barenboims und seines West-Östlichen Divan Orchesters gesehen hat,
dürfte einen beklemmenden Moment schwerlich vergessen können.
Barenboim wurde 2004 im Israelischen Parlament der Wolf-Preis überreicht.
Man sieht, wie er - statt eine launige Dankesrede zu halten - kühl ein Dokument verliest:
die Israelische Unabhängigskeitserklärung von 1948 mit ihren edlen, programmatischen Grundsätzen.
"Der Staat Israel . . . wird allen seinen Bürgern ohne Ansehen der Unterschiede
ihres Glaubens, ihrer Rasse oder ihres Geschlechtes die gleichen sozialen und politischen Rechte garantieren."
Auch Frieden und gute Beziehungen mit den Nachbarstaaten seien anzustreben.
Zum Schluss stellt Barenboim knappe rhetorische Fragen.
Ob man sich zu den Palästinensern entsprechend verhalte . . .

Bleich und entschlossen erhebt sich sogleich eine junge, attraktive Dame, die Erziehungsministerin Limor Livnat.
Blickt keine Sekunde zu Barenboim hin, sondern teilt mit,
wie sehr sie missbillige, dass Barenboim Situation und Podium benutze, "Israel anzugreifen".
Barenboim reagiert unmittelbar, eilt noch einmal zum Rednerpult, um festzustellen:
Keineswegs habe er Israel attackiert. Sondern Israels Unabhängigkeitserklärung zitiert.

Ziemlicher Aufruhr. Barenboim, von dessen bekenntnishaftem musischen Einsatz für ein sowohl aus jungen Israelis
wie auch aus jungen Palästinensern, Syrern, Ägyptern zusammengesetztes Orchester alle wissen, wird von Freunden umarmt.
Freilich hält ein, offenbar überstimmtes, Jurymitglied ein Schild hoch:
"Musik macht frei" (eine, man kapiert es verstört, Parodie des zynischen Auschwitz-Mottos "Arbeit macht frei").

Welch riesige Erbitterung schlägt ihm doch entgegen,
dem bekennenden Wagnerianer, Furtwänglerianer,
dem sich für ein friedliches Zusammenspiel von Israelis mit all ihren Nachbarn engagierenden Künstler.