Gottes Rechtsaußen Der nächste Preis für Martin Mosebach
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2013
22. Juni 2013
Junge Welt
22.06.2013 / Feuilleton / Seite 13
Gottes Rechtsaußen
Der nächste Preis für Martin Mosebach
Von Thomas Wagner
http://anonym.to/?http://www.jungewelt.de/2013/06-22/045.php
Der Schriftsteller Martin Mosebach (61) soll am Sonntag in Weimar den mit 15 000 Euro dotierten Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung entgegennehmen.
In seinen Frankfurt-Romanen »Der Mond und das Mädchen« und »Was davor geschah« durchleuchte er feinsinnig die Milieus bürgerlicher Werte, hieß es von seiten der Stiftung.
Gewürdigt würden Mosebachs Beiträge zur interkulturellen Verständigung, etwa im Roman »Die Türkin«, sowie seine Reisebeschreibungen.
Die Stilisierung Mosebachs zum fortschrittlichen Aufklärungsdenker ist jedoch grob irreführend.
Er selbst sieht sich als einen Reaktionär im Sinne des kolumbianischen Herrendenkers Nicolás Gómez Dávila (1913– 1994).
Dieser sagte von sich selbst, noch »der rechte Flügel irgendeiner Rechten« erschiene ihm »immer zu links«.
Als Mosebach 2007 den Büchnerpreis erhielt, schrieb die Literaturkritikerin Sigrid Löffler:
»Georg Büchner, das ist der Namensgeber dieses Preises, das war ein junger Heißsporn, das war ein feuriger Aufklärer, ein Demokrat, ein Republikaner.
Er war eigentlich alles das, was Martin Mosebach ablehnt und verachtet und womit er nichts anfangen kann.
Ich halte es nicht für richtig, daß er ausgerechnet den Büchnerpreis bekommt.«
In seiner Dankesrede legte Mosebach damals seinen Zuhörern nahe, die Wurzeln der massenmörderischen Nazigewalt im rationalistischen Denken der Aufklärung zu suchen.
Seine politische Gesinnung zeigt sich am Klarsten in seinen Stellungnahmen zu Kirchenfragen.
Die von Papst Johannes XXIII. eingeleiteten
und von dessen Nachfolger Paul VI. zaghaft beendeten Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965)
wertete er als fatalen Einbruch der Moderne
in eine von Gott gestiftete Ritualtradition.
Die Aktualisierung dogmatischer Sätze im Hinblick auf die Anforderungen der modernen Gesellschaft,
vor allem aber die Liturgiereform mit ihrem Abschied vom Unterwerfungsritual der lateinischen Messe
ist für Mosebach der »Achtundsechziger- Rausch« der katholischen Kirche.
Im Sommer 2012 betonte er die vermeintliche »Notwendigkeit einer Bekämpfung der Blasphemie« durch den Staat.
Die Laudatio auf Mosebach hält am Sonntag der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Heinrich Detering.