Hanns Martin Schleyer
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Deutschland feiert seine Nazis und SS Männer
Hanns Martin Schleyer
in der deutschsprachigen wikipedia
(* 1. Mai 1915 in Offenburg; † 18. Oktober 1977 an unbekanntem Ort in Nordfrankreich)
war ein deutscher Manager und Wirtschaftsfunktionär.
Zur Zeit des Nationalsozialismus erreichte Schleyer unter anderem den Offiziersrang eines SS-Untersturmführers.
Von 1973 bis 1977 war er deutscher Arbeitgeberpräsident
und seit 1977 Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Als kompromissloser Vertreter der Wirtschaft mit Vergangenheit als SS-Mann gab Schleyer für Teile der deutschen Linken das ideale Feindbild ab.
Seine Entführung und Ermordung durch die Rote Armee Fraktion (RAF)
während des sogenannten Deutschen Herbstes war der Höhepunkt einer der schwersten Krisen in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Herkunft
Schleyer war der einzige Sohn des Landgerichtsdirektors Ernst Schleyer und dessen Frau Helene (geborene Rheitinger). In der Geburtsurkunde wird sein erster Vorname Hans mit nur einem n eingetragen. Er selbst schrieb zeitlebens aber Hanns Martin Schleyer. Schleyers Großvater war Bruder des Prälaten Johann Martin Schleyer, Schöpfer der Plansprache Volapük.
Ausbildung und Tätigkeit im NS-Studentenbund
Nachdem Schleyer 1933 in Rastatt das Abitur abgelegt hatte, begann er an der Universität Heidelberg ein Jura-Studium. Schleyer war seit seiner Schulzeit Mitglied der Schülerverbindung Teutonia 1842 zu Rastatt und trat 1934 als Student dem Corps Suevia bei. (Kösener Corpslisten 1960, 67, 1085; * Armin Danco: Das Gelbbuch des Corps Suevia zu Heidelberg, 3. Auflage (Mitglieder 1810–1985), Heidelberg 1985, Nr. 1090) Zugleich war Schleyer auch in nationalsozialistischen Organisationen engagiert. 1931 trat er in die Hitler-Jugend und am 1. Juli 1933 in die SS (Nr. 227.014) ein.
Im Frühjahr 1935 warf Schleyer seinem Corps „mangelnde nationalsozialistische Gesinnung“ vor, weil dieses sich weigerte, jüdische Alt-Herren auszuschließen, und trat unter öffentlichem Protest aus, woraufhin er vom Corpsburschen-Convent der Suevia c. i. exkludiert wurde (c. i. – „exclusio cum infamia“, also Ausschluss mit Schimpf und Schande). Erst nach dem Krieg wurde er wieder in das Corps aufgenommen, später auch Vorsitzender des Altherrenvereins und am 15. Oktober 1977, während seiner Entführung, zum Ehrenmitglied gewählt. (Armin Danco: Gelbbuch des Corps Suevia zu Heidelberg. 3. Auflage, Heidelberg 1985, S. 229.
Schleyer schloss sich dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSStB) an und fand im Heidelberger Studentenführer (und späteren Gauleiter) Gustav Adolf Scheel einen ersten wichtigen Mentor. Während der Auseinandersetzung um das Heidelberger Spargelessen, eine Reihe von gegen Hitler gerichteten Bekundungen Heidelberger Corpsstudenten, vertrat Schleyer entschieden den Standpunkt der Nationalsozialistischen Studentenschaft, deren Funktionär er wurde. Er trat am 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Nr. 5.056.527)(Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 525.) und wurde ab dem Sommersemester desselben Jahres Leiter des Heidelberger Studentenwerkes. 1938 beendete er sein Studium mit dem ersten juristischen Staatsexamen.
Nach dem Anschluss Österreichs war er ab dem Sommersemester 1938 auf besonderen Wunsch Scheels, mittlerweile Reichsstudentenführer, Leiter des Studentenwerks an der Universität Innsbruck. 1939 erfolgte dort seine Promotion zum Dr. jur. nach österreichischem Recht.
Heirat und Wehrdienst
Am 21. Oktober 1939 heiratete Schleyer Waltrude Ketterer (1916–2008), Tochter des Arztes und NS-Politikers Emil Ketterer. Aus der Ehe gingen die vier Söhne Hanns-Eberhard (* 1944), Arnd (* 1949), Dirk (* 1952) und Jörg (* 1954) hervor.
Ab Sommer 1940 leistete er seinen Wehrdienst in der Endphase des Westfeldzugs und danach im besetzten Frankreich ab, aus dem er wegen einer im Herbst 1940 erlittenen Verletzung schon im Mai 1941 als dienstuntauglich entlassen wurde. (Lutz Hachmeister: Schleyer. Eine deutsche Geschichte. München 2004, S. 173–176
Tätigkeit im deutschbesetzten Prag
Im Juli 1941 übernahm Schleyer die Leitung des Studentenwerks der Deutschen Karls-Universität in Prag, nachdem 1939 nach der Sonderaktion Prag im Protektorat Böhmen und Mähren alle tschechischen Universitäten geschlossen worden waren.
Am 1. April 1943 trat er als Sachbearbeiter in den Zentralverband der Industrie für Böhmen und Mähren ein. Der Verband war unter anderem für die Arisierung der tschechischen Wirtschaft und die Beschaffung von Zwangsarbeitern für das Deutsche Reich zuständig. Hier wurde er dann später Leiter des Präsidialbüros und persönlicher Sekretär des Präsidenten Bernhard Adolf.
Nachkriegszeit
Anfang Mai 1945, bei oder kurz vor Ausbruch des tschechischen Aufstandes, verließ Schleyer Prag und floh zu seinen Eltern nach Konstanz. Hier wurde er am 18. Juli 1945 vom französischen Militär verhaftet und kam in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Aufgrund seines SS-Rangs als Untersturmführer blieb er drei Jahre lang in Baden interniert. Am 24. April 1948 wurde er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen. Im Entnazifizierungsverfahren wurde er zunächst als Minderbelasteter eingestuft. Hiergegen legte Schleyer Widerspruch ein, im Revisionsverfahren wurde er im Dezember 1948 als Mitläufer eingestuft. Schleyer hatte bei seinen Angaben zur Person einen niedrigeren Dienstgrad angegeben, um das mögliche Strafmaß zu reduzieren: Anstelle seines Rangs als SS-Untersturmführer notierte er SS-Oberscharführer. (Aus dem Tod heraus erklärt sich nichts. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. März 2004, Nr. 71, S. L16.)
Manager und Wirtschaftsfunktionär
Am 1. März 1949 begann er seine Tätigkeit als Referent bei der Industrie- und Handelskammer Baden-Baden.
Zum 1. Oktober 1951 wechselte er als Sachbearbeiter zur Daimler-Benz AG. Hier übernahm er im Mai 1953 die Leitung des Hauptsekretariats und war zugleich Assistent des Vorstandsvorsitzenden Fritz Könecke. Durch Protektion Köneckes stieg er rasch auf; ab dem 1. Januar 1956 war er Leiter der Personalabteilung, und zum 1. Januar 1959 wurde er als stellvertretendes Mitglied in den Vorstand berufen. Ab dem 1. Oktober 1963 war er dann ordentliches Vorstandsmitglied, zuständig für das Ressort Personal- und Sozialwesen. Von 1968 bis 1971 war ihm außerdem das Ressort Unternehmensplanung übertragen, das er aber wegen der Wahl von Joachim Zahn zum Vorstandsvorsitzenden abgab. Schleyer hatte, anders als Zahn, den Ausbau der Nutzfahrzeugsparte bei Daimler forcieren wollen und hatte selbst das Amt des Vorstandssprechers angestrebt.
Schleyer war auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Pegulan-Werke AG, die sein Studienfreund und Corpsbruder Fritz Ries nach dem Krieg aufbaute. (Heinz Klaus Mertes: Der Bund fürs Leben. In: manager magazin 06/1975, S. 74–77.)
1970 trat Schleyer in die CDU ein. Am 12. Februar 1970 wurde er zum Ehrensenator der Universität Innsbruck ernannt.
Nach 1971 konzentrierte sich Schleyer verstärkt auf seine Arbeit für die Arbeitgeberverbände. Von 1962 bis 1968 war er Vorsitzender des Verbandes der Metallindustrie Baden-Württemberg. Am 6. Dezember 1973 wurde Schleyer zum Präsidenten der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) gewählt. Ab dem 1. Januar 1977 amtierte er zusätzlich als Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).
Als Wirtschaftsfunktionär beklagte er eine mangelnde unternehmerische Freiheit im Nachkriegsdeutschland und sah in der Mitbestimmung ein kommunistisches Machwerk. Durch seine harte Haltung in den Arbeitskämpfen der 1960er Jahre – umstritten sind etwa die Aussperrungen 1963 – avancierte Schleyer zum Feindbild für die Gewerkschaften, während ihm seine nationalsozialistische Vergangenheit Anfeindungen seitens der Linken einbrachte. (Hermann G. Abmayr. In: der Freitag, Nr. 51-52/2007, S. 22 ) 1977 lieferte sich Schleyer mit dem DGB-Vorsitzenden Heinz Oskar Vetter am 8. St. Gallen Symposium ein Wortgefecht, das auch wegen der Nähe zu seiner späteren Entführung gewisse Bekanntheit erlangte.(ISC-Symposium: Praktisches Management in der Villa Kunterbunt. FAZ; abgerufen am 16. Januar 2012.)