Helmut Schelsky
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Helmut Schelsky
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Helmut Wilhelm Friedrich Schelsky (* 14. Oktober 1912 in Chemnitz; † 24. Februar 1984 in Münster)
war ein deutscher Soziologe.
Neben Theodor W. Adorno und René König war er der bekannteste deutsche Vertreter seines Faches
in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg.
Als Initiator empirischer Untersuchungen in ganz verschiedenen Teilbereichen der Soziologie
und als Förderer von Nachwuchskräften hatte er besonderen Einfluss auf die Entwicklung des Faches.
Anders als Adorno (Frankfurter Schule) und König (Kölner Schule) war Schelsky jedoch nicht schulbildend.
Im Jahr 1929 wurde er Mitglied des Nationalsozialistischen Schülerbundes,
1932 der SA und des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes, 1937 trat er in die NSDAP ein.
Schelsky erfuhr seine philosophisch-akademische Ausbildung im Nationalsozialismus bei Vertretern der Leipziger Schule der Soziologie.
In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde er auf einen Lehrstuhl für Soziologie an der Reichsuniversität Straßburg berufen, konnte dort aber nicht mehr tätig werden.
Nach Kriegsende baute er den Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes auf.
Seine akademische Laufbahn setzte er ab 1948 als Professor der neu gegründeten hamburgischen Akademie für Gemeinwirtschaft fort.
1953 wechselte er an die Universität Hamburg,
1960 an die Universität Münster, wo er zugleich Direktor der Sozialforschungsstelle an der Universität Münster in Dortmund war.
Ab der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre war er maßgeblich an der Gründung der Universität Bielefeld beteiligt.
Dort lehrte er ab 1970 an der von ihm etablierten bundesweit einzigen Fakultät für Soziologie.
1973 ließ er sich samt Lehrstuhl an die Juristische Fakultät der Universität Münster zurückversetzen.
Nach seiner Emeritierung 1978 war er noch Honorarprofessor für Rechtssoziologie an der Universität Graz.
In den 1950er und 1960er Jahren stand Schelsky der SPD und dem DGB nahe und war mit seinen weit verbreiteten Schriften „Stichwortgeber des Zeitgeistes“.
Bekannte, auf ihn zurückgehende Begriffe sind die „skeptische Generation“ und „Nivellierte Mittelstandsgesellschaft“.
Ein Taschenbuchbestseller wurde seine Soziologie der Sexualität (1955), in der er sich kritisch mit dem Kinsey-Report, Sexual Behavior in the Human Female, auseinandersetzte und „die homosexuelle Geschlechtsbeziehung“ als „abnormes Sexualverhalten“ bezeichnete.
In diesem Sinne plädierte er 1957 als soziologischer Gutachter beim Bundesverfassungsgericht für die Beibehaltung der Strafbarkeit männlichen homosexuellen Verhaltens (Paragraph 175 StGB).
Vor dem Hintergrund der 68er-Bewegung entwickelte er sich zum konservativ-zeitdiagnostischen politischen Schriftsteller, der u. a. den „Radikalenerlass“ befürwortete, und bezeichnete sich schließlich als „Anti-Soziologe“.
Seine bekannteste Schrift aus dieser Spätphase ist Die Arbeit tun die anderen. Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen.