Raimund Hethey

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emanzipatorischer antifaschistischer Publizist


12. März 1953 - 27. August 2018

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Der Rechte Rand
Ausgabe 174 - September / Oktober 2018 von der Redaktion

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

in Sachsen hat die rechte Szene ein sicheres Homeland.
Die verschiedenen Spektren scheuen eine enge Zusammenarbeit nicht.
Auf der Straße agieren sie in ihrem Hass
gegen Geflüchtete und Andersdenkende gemeinsam.
Die AkteurInnen aus den einzelnen Gruppen, Kameradschaften, Parteien und Vereinen bilden immer wieder Mischszenen.
In Chemnitz und auch in Sachsen-Anhalt, in Köthen,
konnte bei den Aufmärschen der vergangenen Wochen diese Entwicklung verfolgt werden.
Diese Einschätzung formulierte schon vor 18 Jahren Raimund Hethey im Magazin »der rechte rand«.
Allein die Orte waren andere.
Und er postulierte damals bereits, was heute immer wieder wiederholt wird:
Die CDU im Freistaat Sachsen bestärkt durch das Ignorieren der rechten Gewalt
und der Selbstpositionierung zur eigenen Heimat die Rechtsentwicklung.
Der Fall Maaßen, der längst zum Fall Merkel und zum Fall Nahles wurde,
hätte ihn nur in der Annahme bestärkt, dass der Verfassungsschutz eben der Verfassungsschutz ist,
der nicht Probleme löst, sondern selbst ein Problem ist.
Am 14. September wurde Raimund, der nur 65 Jahre alt wurde, in Oldenburg beigesetzt.
Er gehörte zur Gründungsgeneration unseres antifaschistischen Magazins.
In einer Zeit, in der große Medien und öffentliche Sender lieber nicht über rechte Entwicklungen berichteten.
Keine Ausgabe über viele Jahre,
an der Raimund nicht mitwirkte,
Artikel lieferte, Recherchen anstieß oder Beiträge redigierte.
Über 100 eigene Reportagen, Analysen und Rezensionen verfasste er –
neben Vollzeitberuf und Familie.
Mit seinen Themen von NPD und Anti-Antifa
über Anthroposophie und Ökofaschismus
bis zu Vertriebenenverbänden und konservativen Vereinen
füllte er den Namen unseres Magazins »der rechte rand« aus.
So sehr er auf die militante Szene schaute,
so sehr betrachtete er auch das bieder-bürgerliche Milieu.
Vor 27 Jahren legte er als Co-Herausgeber »In bester Gesellschaft.
Antifa-Recherchen zwischen Konservatismus und Neo-Faschismus« vor.
Ein Knall, ein Standardwerk,
denn selten wurde die Verzahnungen der Spektren
so nachgezeichnet und selten wurden die alten Bezüge der »Neuen Rechten« so früh dargelegt.
Schon damals erschienen Akteure,
die heute bei der »Alternative für Deutschland« wirken.
Er kannte sie, benannte sie
und blendete nie die Mitte der Gesellschaft aus.
Für ihn galt der Satz von Max Horkheimer:
»Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will,
sollte auch vom Faschismus schweigen.« 
Mehr noch, es war seine Maxime, die bestehenden Verhältnisse mitzudenken.

Mit Leidenschaft setzte er sich ein, stritt um Worte und Begriffe.
Nicht ohne Grund hieß es im Buch-Untertitel »Neo-Faschismus«.
Die Extremismustheorie bekämpfte er und hinterfragte auch Antifa-Initiativen,
wenn sie zum Beispiel den Begriff »Rechtsextremismus« verwendeten.
Eine Entwicklung aus dieser Diskussion:
Wir benutzen im Magazin »der rechten rand« diesen Verfassungsschutz-Begriff absichtlich nicht.
Harten Debatten, wichtigen Diskussionen wich Raimund nicht aus,
er führte sie mit Verve.
Eine Energie, die widerspiegelte wie wichtig ihm »die Sache« war.

Von Niedersachsen war Raimund
aus beruflichen Gründen nach Sachsen gegangen
und später nach Niedersachsen zurückgekehrt.
Dort wo er lebte, schrieb er nicht bloß für unser Magazin.
Er verließ nicht nur für Recherchen den Schreibtisch.
Er gründete Anti-Rechts-Initiativen und Lokalzeitungen,
stieß Menschen an und konnte Räume eröffnen.
Eine klare Grenze zog er in einer heute wiederkehrenden Diskussion.
1993 schrieb er ȟber vergangene Versuche,
mit Faschisten zu reden«.
Sein Fazit: zu wenig aus der Geschichte gelernt.
»Ohne Worte«, titelte er, der nie sprachlos wurde.

Eure Redaktion

Traueranzeige Raimund Hethey klein .jpg

Traueranzeigen

Wir trauern
10. September 2018
in In eigener Sache

Ohne Raimund Hethey, Gründungsmitglied des FreibÄrger
und langjähriger Mentor für so viele,
wäre Freiberg heute wahrscheinlich ein noch tristerer Ort,
viele Naziaktivitäten unbekannt und Alfred Concina vergessen worden.
Dieses Blog hätte es wahrscheinlich nicht geben.
Am 28. August ist Raimund an einer schweren Krankheit gestorben.
Du wirst uns fehlen.

http://archive.fo/l8h2x


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Raimund Hethey
Redakteur bei FreibÄrger
Bremen und Umgebung, Deutschland
Bildungsmanagement

2016

Nordwest Zeitung 26.10.2016
BOYKOTT-AUFRUF
Streit um Israel-Kritik entzweit Lehrergewerkschaft

verlinkt von honestlyconcerned.info

"Neues Deutschland" 25.02.2016
Von Horst Schöppner
Nazis sind Nazis – egal wie sie sich selbst bezeichnen

Der Lehrerjob ist mehr!
Hetty Erferth und Raimund Hethey vom Gymnasium Westerstede
über ihre Erlebnisse bei der Teilnahme an der Arbeitsstudie im Interview
9. März 2016 Stefan Störmer

2003

Chemnitzer TU:
„Dr. Anti-Antifa“ – Akademischer Titel vom Fließband

Nachdruck
des Artikels von Raimund Hethey
aus der Zeitschrift:
Der Rechte Rand – Informationen von und für AntifaschistInnen,
Nummer 83 – Juli-August 2003

Stichwort Querfront
Philosophischer Salon“ und „Kalaschnikow
Drehscheiben von links nach rechts
von Raimund Hethey

http://www.trend.infopartisan.net/trd1103/inhalt.html

2001

Neonazis in Ostfriesland
Moin, Moin, Kamerad

Skin-Konzerte, Aufmärsche, Mord:
Ostfriesland ist eine Hochburg der westdeutschen Neonazis.
Von Raimund Hethey und Wolfgang Schwieder
"Jungle World" 07.03.2001

https://jungle.world/artikel/2001/10/moin-moin-kamerad

1996

das braune FOCUS Magazin | Nr. 46 (1996)
Standpunkt
Blick nach links mit geschlossenen Augen

1991

Raimund Hethey / Peter Kratz (Herausgeber):
In bester Gesellschaft
Antifa-Recherche zwischen Konservativismus und Neo-Faschismus

Verlag Die Werkstatt, Göttingen 1991

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