Stiftung Umverteilen
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Ulf Mann (10. September 1941 bis 23. Februar 2023)
Millionen-Erbe und Gründer der Stiftung Umverteilen
Förderung bewegungs-linker Projekte
Mitglied in der rechts- und Irrationalismus-offenen Sammlungs-Organisation Attac
in der deutsch-sprachigen wikipedia:
Stiftung Umverteilen
Umverteilen – Stiftung für eine, solidarische Welt (Eigenschreibweise: Umverteilen!)
wurde 1986 in Berlin von Ulf Mann,
dem Erben des Pharmaunternehmens Dr. Gerhard Mann, gegründet.
Das Stiftungskapital betrug zu diesem Zeitpunkt 30 Millionen D-Mark.[3][4]
Sie fördert Internationalismus, kulturellen Austausch, Jugendarbeit,
die Zusammenarbeit mit dem Globalen Süden und Umweltschutz.
Annette C. Eckert
Sie war als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig sowie Stiftungsrätin der Stiftung Umverteilen.[3]
Giyasettin Sayan
Mitglied der Stifung Umverteilen
Kulturzentrum Faust
...Die Berliner Stiftung Umverteilen beteiligte sich daraufhin finanziell;
das Darlehen einer Bank und der Zuschuss des Landes machten das Projekt Ende 1993 möglich. ...
Die Ostachse der ehemaligen Bettfedernfabrik
konnte der Verein im Frühjahr 1995 aufkaufen
und so vorübergehend den Standort für etwa 25 Nutzer sichern.
Im März wurde das Grundstück vom Eigentümer August Werner Frucht
für 3,2 Millionen DM inklusive Nebenkosten
an die Teilhaber Stiftung Umverteilen und FAUST e. V. verkauft;
der Verein zahlt infolgedessen Pacht an die Stiftung.
Ein Abschlag von 500.000 DM für die Entfernung von Asbest aus dem Kesselhaus
war Voraussetzung für den Kauf.
Ein weiterer Landeszuschuss und ein Bankdarlehen ermöglichen den Kauf des Gebäudes.
M99 – Gemischtwarenladen mit Revolutionsbedarf
Zu einer weiteren Auseinandersetzung kam es jedoch nicht,
da Hans Georg Lindenau in die Falckensteinstraße 46 in Kreuzberg zog.
Die Nutzung der neuen Räumlichkeiten
wurde ihm durch die Stiftung Umverteilen
und die Hilfe der Nachbarschaft ermöglicht.
Mitgliedsorganisationen von Attac Deutschland
https://www.attac.de/das-ist-attac/mitglieder/mitgliedsorganisationen
https://web.archive.org/web/20250000000000*/https://www.attac-netzwerk.de/das-netzwerk/mitgliedsorganisationen/
eineweltstadt.berlin Umverteilen! Stiftung für eine solidarische Welt
Stiftung Umverteilen online:
umverteilen.de
Der Stifter
Ulf Mann hat sein gesamtes Vermögen in die Stiftung eingebracht.
Die Gründungsgruppe hatte in der Satzung festgelegt,
dass er Anspruch auf Versorgung nach BAT 1a haben sollte.
Er hat das nie für sich abgerufen und im Jahr 2014 vollständig darauf verzichtet.
Ulf Mann war an der Gründung der Stiftung beteiligt
und auch Mitglied des ersten Vorstands (als Vertreter von zwei Arbeitsgruppen),
trat aber nach einem halben Jahr zurück.
Bis 1996 blieb er Mitglied in der AG Afrika, danach zog er sich vollständig aus der Stiftung zurück.
Er war bis zu seinem Tod mit mit der Stiftung verbunden,
unter anderem auch, weil er bis an sein Lebensende in dem Mietshaus wohnt,
das er in die Stiftung eingebracht hat.
Präambel
Es hat bestimmt etwas mit Leichtsinn oder Anmaßung zu tun,
wenn ich das Geld, das mir in den Schoß gefallen ist
(viele Menschen haben dafür lange geschuftet),
nicht auf dem kürzesten Weg an die Bedürftigen und Unterdrückten weiter- oder zurückgebe,
daß ich – wenn auch nicht alleine –
vielmehr jahrzehntelang darauf sitzenbleibe
und lediglich die Zinsen (mit-) verteile –
nach Kriterien obendrein, die ich (bzw. wir) erst mal nur im Kopf habe(n)
und die sich noch lange an der Realität reiben und bewähren müssen!
Entwicklungshilfe, besonders, wenn sie etwas mit Geld zu tun hat,
schafft neue Abhängigkeiten selbst dann, wenn man/frau nur dort helfend eingreift,
wo sich bereits etwas bewegt; also in Richtung Selbstbestimmung.
Hilfe kann die Helfer hilflos und die „Opfer“ haßvoll machen;
raushalten können wir (Nachfahren von Eroberern und Sklavenhaltern, Nutznießer billiger Rohstoffe –
bedingt durch waffengestützte „Wirtschaftsordnungen“) uns noch viel weniger!
Entwicklungshilfe verstehe ich aber nicht nur als Schuldentilgung:
sie ist für mich Instrument im Kampf für Gerechtigkeit und Brüderlichkeit =
gegen Repression, Manipulation, Isolation, gegen Rassismus, Patriarchat, Ausbeutung,
gegen Schichtarbeit und Atomstaat, auch und besonders bei uns! Denn:
Entwicklungshilfe soll nicht in erster Linie Hunger stillen,
sondern den Ursachen vom Hunger an den Kragen gehen!
Und diese Ursachen liegen (zumindest ursprünglich) bei uns. Und:
Entwicklungshilfe heißt sowohl Kampf gegen „Unter“- Entwicklung
als auch Kampf gegen Über- „Entwicklung“.
Und diese Entwicklungshilfe hat erst in zweiter Linie etwas mit Geld (-ausgeben) zu tun.
Weiterhin erwarte ich mir (wenn schon Geld ausgegeben werden muß
und sozusagen als Gegenleistung) Nachhilfe beim vernünftigen Umgang mit der Natur und mit der Zeit!
Und Anregungen beim Nachdenken über den Sinn des Daseins
und über die Notwendigkeit von Hilfsbereitschaft und „Naivität“ – auf daß die Erde wieder bewohnbar werde!
Oder wenigstens nicht unbewohnbarer.
Ulf Mann, Berlin-Kreuzberg am 3. November 1986
Gründung
Am Anfang war geerbtes Geld
1986 wurde ein Berliner Pharma-Unternehmen
an einen amerikanischen Konzern verkauft
und der Erlös davon an vier Erben verteilt.
Einer davon – Ulf Mann – wollte diese vielen Millionen nicht für sich alleine behalten,
sondern gemeinsam mit anderen umverteilen.
Als der Verkauf anstand, hatte er einige Freunde um sich gesammelt,
die zunächst mit dem Betriebsrat der Firma Kontakt aufnahmen,
um zu klären, ob die Belegschaft mit dem Verkauf einverstanden war,
und wenn ja, dafür zu sorgen, dass deren Arbeitsplätze für eine gewisse Zeit erhalten blieben.
Der Betriebsrat votierte für den Konzern, gegen Familienbesitz,
also kam es tatsächlich zum Verkauf
und das Vermögen war unvorstellbar real:
30 Millionen DM inklusive zwei Immobilien (eine Villa in Zehlendorf und ein Mietshaus in Kreuzberg).
Konsens der kleinen Gruppe war,
dass das Geld für den Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung, Diskriminierung und Armut eingesetzt werden sollte.
Also damit auch gegen das kapitalistische System, das dieses Erbe möglich gemacht hatte.
Wie das jedoch geschehen sollte, war Gegenstand monatelanger Diskussionen.
Sollte alles Geld auf einmal ausgegeben werden?
Sollte es in eine Sache/ein Projekt gesteckt werden und wenn ja, in welche/s?
Sollte es in die politische Arbeit hier einfließen
oder in die Dritte Welt (so sagten wir damals) transferiert werden?
Wie sollte über die Geldvergabe entschieden werden und von wem?
Schließlich beschlossen wir, das Geld anzulegen
und nur die Erträge auszugeben, uns also auf etwas sehr Langfristiges einzulassen.
Wir waren uns darüber im Klaren, dass wir mit dem Kassieren von Zinsen für unser Kapital
uns auf eine Ebene begaben, die uns politisch gegen den Strich ging.
Doch Ende der achtziger Jahre gab es genügend Projekte und Kollektive, die lieber bei uns ein Darlehen aufnahmen,
als bei einer Bank, die lieber an uns Miete oder Pacht bezahlten
als an private Eigentümer,
weil sie auf diese Weise mit ihrem Geld unsere Arbeit möglich machen konnten.
Ähnlich paradox war die Entscheidung, eine Stiftung zu gründen.
Da Geld immer Begehrlichkeiten weckt, wollten wir eine Form wählen,
die verhindert, die Erträge auf eine prinzipiell andere als geplante Weise auszugeben,
und die jedwede private Aneignung ausschließt.
Die Erträge müssen nicht versteuert werden,
wenn der Stiftungszweck als gemeinnützig anerkannt ist.
Eine Stiftung unterliegt staatlicher Aufsicht
und muss sich an die vom Stifter gegebene Satzung halten.
Deshalb haben wir sehr genau und ausführlich
über Arbeitsweisen und Strukturen der Stiftung diskutiert,
bevor wir sie in der Satzung festschrieben.
Die gesamte Satzung ist einsehbar im PDF Satzung
Aufbau von Gruppenstrukturen
So wie die Stiftung von einer Gruppe geplant wurde,
so sollten auch innerhalb der Stiftung
Gruppen über Geldanlage und Geldvergabe entscheiden,
und zwar möglichst eigenständig.
Die GründerInnen bildeten den Vorstand,
der sich mit der Stiftungsverwaltung und der Geldanlage befassen sollte.
Zudem wählte jedes Mitglied dieses Vorstands einen Bereich für die Geldvergabe, in dem es sich engagieren wollte,
suchte sich entsprechende Leute dazu und bildete mit ihnen eine eigenständige Arbeitsgruppe.
Diese Arbeitsgruppen wiederum wählten Vertreter in einen Stiftungsrat,
der die Verteilung der vom Vorstand bereitgestellten Beträge vornehmen sollte.