„Prepper“: Eine unterschätzte Gefahr?

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„Prepper“: Eine unterschätzte Gefahr?
Von Sebastian Lipp
"Blick nach Rechts" 02.03.2018

SPD-[Extremismus]experte Florian Ritter warnt vor einer Unterschätzung der so genannten „Prepper“-Szene
und sorgt sich wegen einer möglichen Unterwanderung durch Rechtsextreme.
Es geht nicht um die Lebensmittelvorräte, Teile der Szene horten auch Waffen; Photo (Symbol): Heike Dreisbach / pixelio

Der SPD-Landtagsabgeordnete fragte daher bei der bayerischen Staatsregierung nach dem Kenntnisstand der Behörden über die „Prepper“-Szene.
Eine Antwort liegt nun vor.
Offenbar sind Ritters Sorgen nicht unberechtigt.
Die Erkenntnisse der Behörden im Freistaat sind erschreckend gering.

Als „Prepper“ werden Personen bezeichnet, die individuelle Katastrophenvorsorge betreiben oder gar vom Untergang der Zivilisation überzeugt sind.
Der Name leitet sich aus dem englischen „to be prepared“ ab, was auf deutsch „vorbereitet sein“ bedeutet.
Nach der schriftlichen Antwort umfasst die Bezeichnung Personen, „die sich auf ein erhebliches Großschadensereignis bis hin zu einem Untergang der Zivilisation vorbereiten.“
Diese Vorbereitungen könnten unterschiedlichste Ausprägungen haben – vom Anlegen von Vorräten
bis hin zum Bau von Bunkern oder dem Training von entsprechenden Überlebensfähigkeiten in speziellen Kursen.
„Zumindest Teile der Szene scheinen auch den Umgang und den Besitz von Waffen in diese Vorbereitungen mit einzubeziehen“, stellt das bayerische Innenministerium in der Antwort fest.

Unterwanderungsversuche durch Rechtsextreme

Die mögliche Gefährlichkeit von Teilen der Szene beschäftigte die Innenminister auf ihrer letzten Konferenz.
Einzelne Bundesländer wollen sich hier größere Klarheit verschaffen.
Bayern gehört zum Bedauern Ritters nicht dazu.
Das muss sich nach seiner Ansicht ändern.
So sprach auch der Sprecher der „Prepper-Gemeinschaft Deutschland“, der einige Internet-Foren betreut, von Unterwanderungsversuchen durch Rechtsextreme.
Für Szenebeobachter ist es nichts Neues, dass sich extrem Rechte, Prepper die sich einen Umsturz herbeiwünschen,
auch auf entsprechende Szenarien vorbereiten und von den Debatten unter „Preppern“ angezogen fühlen.

Die Antwort der Staatsregierung auf die Anfrage
lieferte zumindest einige Hinweise auf Schnittmengen
mit der „Reichsbürger“-Szene, Prepper
etwa Waffenfunde und die Beliebtheit von Untergangszenarien in der extrem rechten Szene.
„Ich sorge mich nicht wegen denjenigen Mitbürgern,
die Vorräte sammeln und Notfallausstattung parat haben,
Prepper das ist sogar vorbildlich“, stellt der Münchner Abgeordnete klar.
„Mir geht es hier auch nicht um eine Stigmatisierung der ganzen Szene.
Ich sorge mich wegen denjenigen, Prepper die Waffen horten, überall existenzielle Krisen beschwören und Radikalisierung propagieren, die so genannten ‚Doomer‘.“
Ritter weist darauf hin, dass in der Antwort der Staatsregierung Prepper nur von einem als „Doomer“ eingestuften Fall aus Unterfranken berichtet wird.
Bei Recherchen sei er aber auf mindestens einen weiteren Fall gestoßen,
Prepper der nach den Ausführungen in einem Beschluss des Verwaltungsgerichts München
wohl als ein solcher bezeichnet werden müsse.

Sicherheitsgefährdende Radikalisierungen immer seltener in offiziellen Strukturen“

Ritter warnt davor, dass die Staatsregierung mit ihrer bislang zurückhaltenden Bewertung der Szene die Gefahr unterschätzen könnte,
wie sie es über Jahre hinweg bei der „Reichsbürger“-Bewegung getan hatte.
„Ich möchte nicht eines Morgens aufwachen und feststellen, dass erneut eine Szene entstanden ist, die der Demokratie und dem Rechtsstaat ablehnend und feindlich gesinnt ist und in der sich Gewaltbereitschaft breit macht.
Eine Szene, auf die man sehr viel früher hätte reagieren können, wenn man bereit gewesen wäre hin zu schauen.“

Deshalb brauche es nach Meinung von Ritter dringend eine Übersicht,
mit welchem Personenpotenzial im Freistaat zu rechnen ist,
wie radikalisiert einzelne Teile eingestellt sind
und wer die Akteure der Radikalisierung sind.
Der Münchner Abgeordnete befürchtet auch, dass das Innenministerium wieder in alte Gewohnheiten zurückfallen könnte,
nur auf fest organisierte Strukturen zu schauen,
und die einzelnen, sich autonom übers Netz radikalisierenden Strömungen zu vernachlässigen.
„Sicherheitsgefährdende Radikalisierungen entwickeln sich immer seltener in offiziellen Strukturen,
wie wir mit Blick auf die ‚Reichsbürger‘,
aber auch beim OEZ-Attentäter feststellen mussten.“