Kurt Jotter

Aus InRuR

Initiative Recherche und Reflexion

>>> über InRuR <<<

********

Kategorien / Kontext / Meta-Ebene / Rubriken:

Kommunikations-Guerilla

Irrationalismus-Komplex


Büro für ungewöhnliche Maßnahmen

2022

06. September 2022

Kurt Jotter gestorben
Protest mit ungewöhnlichen Maßnahmen
https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0922/kurt-jotter-gestorben-protest-mit-ungewoehnlichen-massnahmen-092211a.htm

Der Aktionskünstler Kurt Jotter ist tot.
Der Mitbegründer des „Büros für ungewöhnliche Maßnahmen
hat mehr als drei Jahrzehnte lang die Mieterbewegung mit humorvollen Protestformen bereichert.

„Berlin wird helle“ hieß die Aktion gegen den „Weißen Kreis“, die Kurt Jotter 1987 zusammen mit dem Berliner Mieterverein auf die Beine gestellt hat:
Gegen die Aufhebung der Mietpreisbindung in West-Berlin wurden nachts per Dia-Projektor viele Hausfassaden mit riesigen Protestmotiven angestrahlt.
„Damit wurde deutlich gemacht, dass die Wohnung die dritte Haut des Menschen ist und Bedeutung für die gesamte Existenz hat“, so Kurt Jotter.
Die aufsehenerregenden Bilder schafften es sogar in die Tagesschau.

Im selben Jahr folgten weitere fantasievolle Aktionen:
Der Bau eines „Anti-Kreuzberger Schutzwalls“ auf der Kottbusser Brücke – eine Antwort auf die Abriegelung Kreuzbergs während des Reagan-Besuchs 1987 – war Straßentheater vom Feinsten.
Zum Abschluss der Berliner 750-Jahr-Feier im selben Jahr inszenierte Jotters Büro eine satirische Jubelparade.
Unter dem Titel „Bürger beklatschen Banker“ spendete man den an der IWF- und Weltbank-Tagung Teilnehmenden 1988 ironischen Applaus.
In der Nacht zum 3. Oktober 1990 kamen 10.000 Leute auf den Kollwitzplatz zur Ausrufung der „Autonomen Republik Utopia“.

Foto:
Kurt Potter mit Frack und Zylinder
Jotter 1987 mit Frack und Zylinder als angeblich neuer Senator für Inneres und Architektur bei der Aktion „Bau eines Anti-Kreuzberger Schutzwalls“
Foto: Michael Hughes

Ab Mitte der 90er Jahre wurde es ruhiger um das Büro für ungewöhnliche Maßnahmen.
2013 nahm Kurt Jotter seine Mission wieder auf.
Zusammen mit betroffenen Mietern protestierte er mit Polystyrol-Platten gegen Mieterhöhungen nach Fassadendämmungen,
stellte sich gegen Mieterverdrängung oder besuchte mit einer „Hai-Society“ einen Immobilienkongress.

Im vergangenen Jahr wurde Kurt Jotter auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren.
Von den Unfallfolgen hat er sich nicht mehr erholt.
Er starb am 2. Juni im Alter von 72 Jahren.

Jens Sethmann
Stand: 06.09.2022

21. Juli 2022

MieterEcho online 21.07.2022
Das Lachen im Halse – zum Gedenken an den Aktionskünstler Kurt Jotter
https://www.bmgev.de/mieterecho/mieterecho-online/kurt-jotter-nachruf/

„Es gehört zu den Grundstandards der Menschlichkeit, eine Wohnung zu haben.“
So begründete der Aktionskünstler Kurt Jotter in einem Interview mit dem MieterEcho 384,
warum er sich bei seiner Politkunst immer stark auf die Mieterbewegung konzentriert hat.
Dabei war er weit über Berlin hinaus als Künstler bekannt.

Die Aktionen des 1987 von Jotter und Petersen gegründeten „Büros für ungewöhnliche Maßnahmen“ wurden sogar im Spiegel und der Tagesschau erwähnt.
Am 11. Juni 1987 inszenierte es den Mauerbau auf der Kottbusser Brücke als „Anti-Kreuzberger-Schutzwall“
gegen die Abriegelung Kreuzbergs beim Berlinbesuch von Ronald Reagan.
Auch die vom Büro für Ungewöhnliche Maßnahmen organisierte Jubelparade
als Abgesang auf die Berliner 750-Jahr-Feiern 1987 sorgte für Aufsehen.

„Ich sehe die Aktionen als Real-Montage im Öffentlichen Raum –
als theatralische Inszenierung mit Biss und oft auch mit Satire“, beschrieb Jotter seine Arbeitsweise.
Dabei traten für ihn aber die politischen Inhalte nie in den Hintergrund.
„Das Lachen soll im Halse stecken bleiben und dadurch entsteht der Anreiz,
sich mit der Sache zu befassen“, so Jotters Hoffnung.

„Das Lachen im Halse“ lautete auch der Titel
einer Ausstellung im Jahr 2014 im Friedrichshain-Kreuzberg-Museum,
wo zahlreiche Arbeiten Jotters aus den letzten 40 Jahren präsentiert wurden.
Schon damals gehörte der Kampf um bezahlbare Wohnungen zu seinen Hauptbetätigungsfeldern.
„Richtig kampagnenmäßig haben wir gegen den Weißen Kreis gearbeitet,
zusammen mit Gewerkschaften und vielen anderen“,
erinnerte sich Jotter an die 1987 entstandene Bewegung
gegen die Aufhebung der Mietpreisbindung in Westberlin.

Jotter engagierte sich in dieser breiten Bewegung,
in der auch die Berliner Mietergemeinschaft ein wichtiger Teil war. Jotter war mit anderen für die Lichtkunstkampagne „Berlin wird helle“ verantwortlich, die im März 1987 ein großes Ereignis war und Mieter/innen und Künstler/innen vernetzt hat. „Mit Projektionen auf Häuserwänden wurde deutlich gemacht, dass die Wohnung die dritte Haut des Menschen ist und Bedeutung für die gesamte Existenz hat. Die mieterfeindliche und kapitalfreundliche Entwicklung wurde so angeprangert. Bis hin zur Tagesschau berichteten alle“, erinnerte sich Jotter. Nach 2014 wieder in der Berliner Mieterbewegung aktiv

Als er sich nach einer längeren Pause ab 2013 wieder der Aktionskunst widmete, war die neu entstandene Mieterbewegung erneut Jotters wichtigster Bezugspunkt.
Dabei war es ihm wichtig, Performances und Installationen gemeinsam mit von Verdrängung betroffenen Bewohner/innen zu gestalten.
So inszeniert Jotter gemeinsam mit Mieter/innen aus Schmargendorf 2017 vor dem Reichstag die Performance DÄMMokratie.
Damit protestierten sie gegen energiepolitisch fragwürdige Dämmmaßnahmen, mit denen die Eigentümer die Mieten erhöhen können.
Auch mit von Zwangsräumung bedrohten Mieter/innen wie Sven Fischer,
der in der Kopenhagener Straße 48 über viele Jahre auf einer Baustelle leben musste, inszenierte Jotter über Jahre Widerstandskunst.

Im letzten Jahr wurde Jotter als Radfahrer in Berlin von einem Auto erfasst und schwer verletzt.
Davon erholte er sich nicht mehr.
Am für die Westberliner außerparlamentarische Opposition so wichtigen 2. Juni ist Jotter im Alter von 72 Jahren gestorben,
wie erst jetzt bekannt wurde.
„Kurt Jotter bereicherte die Mieterbewegung, weil es ihm gelang,
aktuelle Proteste mit Aktionsformen der 1980er Jahre zu verbinden",
beschreibt der Regisseur Matthias Coers
die wichtige Rolle seines Freundes bei den Protesten der letzten Jahre.

Peter Nowak

Interview mit Aktionskünstler Kurt Jotter: „Die mieterfeindliche und kapitalfreundliche Entwicklung angeprangert“ in ME 384: Text | PDF
https://www.bmgev.de/fileadmin/redaktion/MieterEcho-Bilder/384/MieterEcho_Nr.384.pdf

20. Juli 2022

Mit Maske und Plakat — Zum Tod des Aktionskünstlers Kurt Jotter
Kurt auf der Demo 19.09.2020: WER HAT DER GIBT
https://www.mietenwahnsinn.info/2025/

Der Berliner Plakat- und Aktionskünstler Kurt Jotter ist verstorben.
Die letzten Wochen war Kurt nicht mehr zu erreichen, auch seine Telefone waren abgemeldet.
Im vergangenen Jahr wurde er auf dem Fahrrad von einem Auto erfasst.
Von diesem Unfall hat er sich nur langsam erholt.
Auch fühlte er sich durch die Corona-Zeit sehr eingeschränkt in seiner auf Öffentlichkeit ausgerichteten Arbeit.
Anfang des Jahres verstarb seine langjährige Lebensgefährtin, um die er sich kümmerte.

Am 2. Juni 2022 haben nun auch Kurt seine Kräfte verlassen,
über die er ja zu Lebzeiten reichlich verfügte
und die er großzügig hergab.

In den letzten zehn Jahren hat er sein Schaffen der Mieter*innenbewegung zur Verfügung gestellt
und in kreativer, gestalterischer Manier den Protest und die Anliegen der Mieter und Mieterinnen artikuliert.
So konnte auch das ‚Büro für ungewöhnliche Maßnamen‘,
welches Kurt mit begründet hatte
und bereits in den 80er Jahren die Westberliner Politik aufmischte, wieder aufleben.

Kurt Jotter bereicherte die Bewegung wesentlich,
da es ihm immer wieder gelang, mit den Mitteln der Gestaltung und Inszenierung
wichtige Fragen und die politischen Anliegen der Mieter*innen in fast ikonographischen Bildern zuzuspitzen.
Mit den Performances und seinen Mitstreiter*innen vom Büro schaffte er ausdrucksstarke Präsenz,
mit der er auch weitere emanzipatorische Anliegen bearbeitete
und zum Beispiel die globalisierungskritische Bewegung unterstützte.
Wir werden unseren leidenschaftlichen Gefährten vermissen.

Matthias Coers und Peter Nowak

Berlin, 20. Juli 2022

Das Mietenbündnis schließt sich den Zeilen von Matthias und Peter an

2015

16. April 2015

Nachrufe
Barbara Petersen (Geb. 1951)

Tagesspiegel 16.04.2015 16:53 Uhr
Von Gregor Eisenhauer
Kommentare: 1

2014

24. April bis 31. August 2014

Kreuzberg Museum
Kurt Jotter: Das Lachen im Halse
24. April bis 31. August 2014

Das Lachen im Halse – politische Plakate und mehr von Kurt Jotter
https://www.facebook.com/events/398373523639061

2013

25. Juni 2013

Büro für ungewöhnliche Maßnahmen
indymedia linksunten posting
Verfasst von: Malina Bura. Verfasst am: 27.06.2013 - 09:52. Kommentare: 2

BuM, Kurt Jotter
egal 28.06.2013 - 06:45
Hallo Malina Bura

du schreibst:

Ab Mitte der 90er-Jahre wurde es stiller um das Büro für ungewöhnliche Maßnahmen und die kollektive Arbeit erlahmte.
„Die Arbeit des Büros liegt […] zur Zeit auf Eis“, hieß es im Jahr 2000.
Allein Kurt Jotter agiert bis heute als Politkünstler.

Nun ja Politkünstler ist so ne Sache, ich würde das anders bezeichnen.

Er war für den verschwörungsideologischen Dr. Matthias Rath aktiv

Berliner Zeitung 30.09.1998
Der Mediziner Matthias Rath führt von den Niederlanden aus einen Feldzug gegen die Pharmaindustrie in eigener Sache
Vitamine und Verschwörungstheorien

Von Kerstin Krupp
Anschließend hat er nach eigenen Aussagen das Wasser im Berliner Zoo esoterisch/spirituell bearbeitet, damit es sauerstoffhaltiger wird.

Dann taucht er medial hier noch mal auf
http://www.tagesspiegel.de/berlin/voroesterlicher-marsch/398606.html

und zuletzt hier

TAZ 24.05.2013
Berliner Mauer-Geschichte
„Wir hatten Willen zur Gestaltung“

Der Künstler Kurt Jotter war dabei, als vor 25 Jahren ein Streifen Niemandsland am Potsdamer Platz besetzt wurde.
Interview: Nina Apin

25. Mai 2013

TAZ 25.05.2013
"Wir hatten Willen zur Gestaltung"
MAUER Der Künstler Kurt Jotter war dabei,
als vor 25 Jahren ein Streifen Niemandsland am Potsdamer Platz besetzt wurde
INTERVIEW NINA APIN

ninahagendas.beepworld.de

2008

24. April 2008

#19547 www.tempelhof-flugfrei.de Homepage 24.04.2008 - 19:40
Liebe Friedensfreunde und Flughafengegner
Hallo Ihr Lieben STadt-Indianer !
Anbei der Link zu einem unterhaltsamen Video-Spot von Kurt Jotter zum
Tempelhof-Volksentscheid Berlin am 27.April, ...

1987

30. November 1987

Der Spiegel 30.11.1987
AKTIONSKUNST Gutes von unten
Eine Gruppe von Künstlern und Aktionisten in Berlin-Kreuzberg
parodiert mit politischen Happenings die Regierenden.

energethik.de seine website

https://web.archive.org/web/20250000000000*/http://www.energethik.de/