Manfred Kittlaus

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Manfred Kittlaus
in der deutschsprachigen wikipedia

(* 24. Dezember 1937; † 3. September 2004 in Berlin-Spandau)
war der langjährige Leiter der Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität (ZERV)
im Zusammenhang mit der DDR und der Wiedervereinigung.

Kittlaus leitete von 1991 bis 1998 ZERV und trat 1998 in den Ruhestand.
Er machte sich zuletzt in der ZERV bundesweit einen Namen als kompromissloser und engagierter Aufklärer.
1955 begann er seine Ausbildung als Verwaltungslehrling in Berlin-Charlottenburg.
Seit 1962 war er bei der Kriminalpolizei,
zwischen 1974 und 1985 Leiter des Polizeilichen Staatsschutzes,
Landeskriminaldirektor und später Landespolizeidirektor in Berlin.
Als Leitender Direktor beim Polizeipräsidenten ging er 1998 in den Ruhestand.

Manfred Kittlaus war zuständig für eine Polizeireform in den 1990er Jahren.

Am 3. September 2004 wurde er tot in seinem Auto gefunden.
Er starb vermutlich an einem Herzinfarkt.
Fremdverschulden wurde von der Staatsanwaltschaft Berlin ausgeschlossen.

Leiter der Zentralen Ermittlungsgruppe für Regierungs- und Vereinigungskriminalität

Der Spiegel: Manfred Kittlaus 13.09.2004 GESTORBEN

Manfred Kittlaus , 66.
Er war der umstrittenste Polizeibeamte Berlins.
1962 fing er bei der West-Berliner Kripo an und leitete in den Hoch-Zeiten des Terrorismus
ab 1975 den polizeilichen Staatsschutz.
Seine Rolle bei der Vertuschung der Verwicklung des Verfassungsschutzes
in den Fememord an dem Studenten Schmücker wurde nie ganz aufgeklärt.
Zunächst SPD-Mitglied, driftete der arbeitswütige Kettenraucher
bis zu den Nationalliberalen des Ex-Generalbundesanwalts Alexander von Stahl nach rechts ab.
1986 avancierte er zum Landespolizeidirektor,
aber nachdem ihm die Kollegen wegen "Führungsschwäche" das Vertrauen entzogen hatten,
wurde er 1991 zum Leiter der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität ernannt.
Da er mit großem Engagement gegen Mauerschützen, DDR-Doper und Stasi-Seilschaften ermitteln ließ,
geißelte ihn das "Neue Deutschland" bei seiner Pensionierung vor knapp sechs Jahren
als "fanatischen Agitator gegen jegliche Beendigung politisch motivierter Strafverfolgung".
Manfred Kittlaus starb am 3. September an einem Herzinfarkt in Berlin.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-32134718.html

Tagesspiegel Berlin Der Ermittler ist tot
05.09.2004 Von Werner Schmidt

Manfred Kittlaus klärte DDR-Verbrechen auf und jagte Terroristen. Er starb mit 68 Jahren

Manfred Kittlaus hat 40 Jahre deutscher Geschichte als Polizist und Ermittler miterlebt:
Während des Terrors in den 70er Jahren war er beim Staatsschutz,
und nach der Wende leitete er eine Abteilung, deren Name so kompliziert war wie ihr Zweck:
die „Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität“, die Zerv.
Am Freitag ist Manfred Kittlaus an Herzversagen gestorben
.

Es war ein plötzlicher Tod, Kittlaus war auf dem Weg zum Einkaufen.
Man fand den 68-Jährigen in seinem Auto,
das er in der Garage eines Einkaufszentrums am Kladower Damm in der Nähe seiner Wohnung abgestellt hatte.
Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Zur Zerv kam Kittlaus 1991, gleich nach deren Gründung.
Es ging dort um veruntreute Gelder und DDR-Regierungskriminalität, um Glücksritter und Geschäftsleute,
die aus dem Zusammenbruch im Osten Kapital schlagen wollten.
Kittlaus hat Milliarden für die Bundesrepublik gerettet.
Und es wurde auch immer wieder hervorgehoben, dass die Zerv eine „nationale Aufgabe“ erfülle.
Kittlaus beklagte allerdings nicht nur einmal,
dass ihm Personal fehle, um der auch gerecht zu werden.
Rund 200 Ermittler der Berliner Polizei gehörten zum Team,
mehr als 500 Beamte von Bund und Ländern arbeiteten mit.
Aber was stand ihnen gegenüber?

Unter Zeitdruck litten die Ermittler außerdem.
Zwei Mal verlängerte die Bundesregierung Mitte der 90er Jahre die Verjährungsfristen
für DDR-Unrecht und ermöglichte so, dass viele Straftaten noch aufgeklärt wurden.

Als die Zerv geschaffen wurde, war die Position von Kittlaus in der Berliner Polizei umstritten.
Der hoch dotierte Beamte war ursprünglich als Landespolizeidirektor
die Nummer drei in der Führungsriege am Platz der Luftbrücke –
über ihm nur noch der Polizeipräsident und dessen Vize.
Kittlaus verlor aber das Vertrauen und seine Autorität bei Kollegen und Vorgesetzten im Frühjahr 1991:
Hinter dem Rücken des damaligen Polizeichefs Georg Schertz
arbeitete er ein Personalkonzept aus und legte es Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) vor.
Die Illoyalität hatte Folgen:
Die höchsten Polizeiführer forderten von Schertz, dass er Kittlaus ablöse.
Schertz tat dies. Danach wurde die Berliner Polizei völlig umstrukturiert.
Es wurden fünf eigenständige Abteilungen geschaffen, darunter die Zerv.

Kittlaus klagte zwar erfolgreich gegen seine Versetzung, übernahm den Posten dann aber doch.
Mehr als 20000 Ermittlungsverfahren wurden unter seiner Leitung bearbeitet,
darunter fast 1000 zu Schüssen an der Mauer, 4000 zu Wirtschaftskriminalität.
Bis Ende 1999 gab es 180 Anklagen und 128 Verurteilungen.

Im Jahr 2000 wurde die Zerv aufgelöst, da war Kittlaus bereits seit zwei Jahren pensioniert –
und hatte damit eine Berliner Beamtenlaufbahn beendet, die 1955 als Verwaltungslehrling in Charlottenburg begonnen hatte.

Kittlaus hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/der-ermittler-ist-tot/544674.html

http://nekrolog.info/news/news_8.html

Roy Popiolek (Admin)
Montag, den 16. Juli, 2001 - 18:07
Veranstaltung in der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Stalinismus
mit Manfred Kittlaus am 13. Mai 1993

Bürgerrechte & Polizei/CILIP 56 (1/97) Berliner Polizeireformen -
Organisationsveränderungen durch Unternehmensberatung

von Otto Diederichs